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0948 - Der Hort der Sha'ktanar

0948 - Der Hort der Sha'ktanar

Titel: 0948 - Der Hort der Sha'ktanar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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ließ den fassungslosen Priester von seinem eigenen Stahl kosten.
    Svern fiel als Nächster. Er war zu keiner Bewegung fähig. Seine desillusionierte Miene verriet, dass er mit dem Leben abgeschlossen hatte.
    Während die restlichen Priester versuchten, zur Tür zurückzuweichen, griff Zamorra unter sein Hemd auf der Suche nach (dem Amulett) einer anderen Waffe. Im nächsten Augenblick fragte er sich, warum er die ausgerechnet vor seiner Brust suchte, und fasste stattdessen in seine Anzugjacke.
    Der Gedankenkristall. Wenn er ihn einsetzen wollte, benötigte er dafür Hautkontakt.
    Da erreichten die überlebenden Priester die Tür, rissen sie auf und standen weiteren Gosh gegenüber. Damit war ihnen jegliche Fluchtmöglichkeit genommen.
    Kurz überlegte Zamorra, wie er den Gedankenkristall am sinnvollsten verwenden konnte. Die Schwierigkeit war, dass er sich eine genaue bildliche Vorstellung von dem machen musste, was der Kristall bewirken sollte. Leider hörte sich das erheblich einfacher an, als es war. Sollte er sich einen mit Steinen ausgefüllten Mauerdurchbruch und eine nackte Felswand anstelle der Tür vorstellen? Doch damit sperrte er sich und seine Gefährten selbst ein. Sollte er sich Blitze vorstellen, die aus dem Nichts auf die Angreifer herabfuhren und sie zu Staub verwandelten? Nein, dazu hätte er jeden einzelnen Blitz bildlich vor sich sehen müssen, jede einzelne Gabelung, jede einzelne Zacke. Bei der Überzahl an Gegnern war er dazu nicht fähig. Dazu hätte es jemandes bedurft, der den Umgang mit dem Gedankenkristall meisterlich beherrschte.
    (Jemand wie Nicole! Ein Gedanke, der keinerlei Sinn ergab, ihm aber dennoch grundvernünftig erschien.)
    So leid es ihm für die anderen tat, ihm blieb nur eine Wahl: die eigene Sicherheit! Flucht!
    Bevor ein Gosh ihn erreichen konnte, presste er sich mit dem Rücken gegen eine Wand, die aus massivem Fels bestand. Er stellte sich vor, wie der Stein hinter ihm elastisch und durchlässig wurde. Erst geschah gar nichts. Mit aller Gedankenkraft kämpfte er gegen die Sperre an, die die Magie der Gedankenkristalle so erschwerte. Dann drückte er sich mit Gewalt gegen den Felsen - und sank endlich ein. Er schuf sich seine eigene Luftblase und ließ den Fels vor sich zurückschwappen, ehe ein Dämon heran war.
    Es war ein schwieriges Unterfangen. Sobald seine Konzentration nachließ, würde die lebensrettende Blase erlöschen und der Fels ihn zerdrücken. Doch er schaffte es, sich mitsamt seiner Rettungskapsel durch den Stein zu schieben, und öffnete die Tür zum Hauptquartier.
    (Er wunderte sich eher über die für Lemuria merkwürdigen Begriffe als über den plötzlichen Ortswechsel, die in einem Traum keine Besonderheit darstellten.)
    Er hoffte inständig, dass es den Gosh nicht gelungen war, ihn bis hierher zu verfolgen. Zu seiner großen Erleichterung kannte auch Seerte diesen Ort in den Bergen zwischen Hysop und Celuru nicht, sonst wäre alles vorbei gewesen. Doch auch so hatten sie ihre Chance verspielt, den Erbfolger zu töten. Spätere Generationen würden einen neuen Versuch unternehmen müssen.
    Die alte Jagdhütte platzte vor Menschen beinahe aus allen Nähten. Die meisten Priester und Hohepriester waren anwesend, um Bericht zu erhalten, wie das Treffen mit Seerte gelaufen war. Dass Zamorra alleine kam, verriet ihnen, dass etwas schiefgegangen sein musste. Dennoch wirkten die wenigsten von ihnen übermäßig betrübt.
    »Wir haben versagt!«, sagte Zamorra. »Seerte hat uns an die Gosh und den Erbfolger verraten.«
    »Das ist bedauerlich«, erwiderte Merool, ein hochgewachsener Priester mit gelackten schwarzen Haaren. »Doch während ihr weg wart, hat sich für uns etwas Neues ergeben. Wir haben Besuch bekommen.«
    »Besuch?« Zamorra erstarrte. Im ersten Augenblick dachte er an den Erbfolger oder dessen Schergen. Hatten sie die Jagdhütte doch aufgespürt? Aber in der nächsten Sekunde teilte sich die Menschenmenge vor Zamorra und er sah sich einem Mann gegenüber, den er noch nie zuvor gesehen hatte.
    Seine ewig jungen Augen glitzerten Zamorra an. In seinem bärtigen Gesicht lag ein freundliches Lächeln.
    »Mein Name ist Merlin«, sagte er. »Und ich bringe die Rettung.«
    Mit einem Mal hatte der Professor das Gefühl, neben sich zu schweben. Plötzlich existierte der Traum-Zamorra, der die Rolle eines Priesters im Lemuria des Erbfolgers ausfüllte, und der reale Zamorra, der den Traum beobachtete. Letzteren erfüllte angespannte Erwartung. Inzwischen

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