0948 - Der Hort der Sha'ktanar
im Kampf gegen Duuna, die sich jetzt offenbar Dunja nannte, gescheitert. Stattdessen hatte er eine andere Aufgabe erhalten. Doch bevor er sich an ihre Erfüllung machen konnte, hatte ihm Merlin das Gedächtnis gelöscht. So wollte er verhindern, dass bekannt würde, was an der Quelle geschehen war.
Seines Lebenssinns beraubt, irrte er vergangenheits- und namenlos durch die Welt. Erst als er zufällig in die Nähe des Erbfolgers geriet, schlug in seinem Inneren etwas an. Er vermochte nicht zu sagen, was es war, aber plötzlich war er sich bewusst, dass er eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Bevor er sich dem Geheimnis nähern konnte, kreuzte er jedoch den Pfad des Vampirclans der McCains. Zur Strafe, dass die Blutsauger ihn mit ihrem Keim infizierten, rottete er den gesamten Clan aus und nahm den Namen dessen Oberhaupts an.
Der alte Matlock McCain war vernichtet. Der neue war geboren.
Lange beobachtete er danach den Llewellyn und kam schließlich zur Überzeugung, zur Quelle des Lebens gelangen zu müssen. Dass er dort schon einmal gewesen war, wusste er dank Merlins Gedächtnisblock freilich nicht. Doch er wusste etwas anderes: Um zur Quelle zu gelangen, bedurfte es der Llewellyn-Magie! Also versuchte er vor über tausend Jahren, den Erbfolger dieser Magie zu berauben. Der Plan scheiterte jedoch und Ghared Saris ap Llewellyn gelang es, McCain mit einer weiteren Erinnerungsblockade zu belegen. [2]
Diese löste sich erst in der Jetztzeit. Inzwischen war Rhett Saris ap Llewellyn der Erbfolger. Auch wenn Merlins Gedächtnisblock noch immer aktiv war, strebte der Druidenvampir weiter zur Quelle des Lebens. Endlich schaffte er es, die Llewellyn-Magie an sich zu bringen.
Leider befand er sich nicht lange in ihrem Besitz. Denn gerade als er mit dem Auserwählten Dylan McMour zur Quelle vorstoßen wollte, griff eine Macht ein, von der er bis heute nicht wusste, worum es sich dabei gehandelt hatte. Den größten Teil der Erbfolger-Magie verlor er an Rhett zurück, nur noch ein winziges Rinnsal verblieb ihm.
McCain konnte dieses Unglück nicht fassen. Zwischenzeitlich war nämlich Merlin gestorben und mit seinem Tod der ursprüngliche Erinnerungsblock erloschen. Endlich wusste er also wieder, warum er zur Quelle des Lebens musste - und nun war ihm der Weg dorthin versperrt. Zu allem Überfluss hatte der Erbfolger auch noch McMour den Weg gewiesen, sodass der nunmehr ein Unsterblicher und kein Auserwählter mehr war. Für ihn würde sich das Tor zu diesem mystischen Ort nicht mehr öffnen.
Matlock McCain glaubte bereits, ein für alle Mal gescheitert zu sein, als er von der Drachenhaut erfuhr, die in Château Montagne nur darauf wartete, dass er sie abholte.
Nun endlich besaß er sie. Und es war ein Kinderspiel gewesen!
Mit dem freien Arm fegte er das Gerümpel vom Tisch, das noch dem Voreigentümer der Fischerhütte gehört hatte, und legte die Hülle des Jungdrachen darauf ab. Mit den Fingerspitzen strich er darüber. Er fühlte das Kribbeln der darin gespeicherten Magie.
Drachenmagie!
Sie selbst konnte er natürlich nicht anwenden, aber er hoffte auf einen anderen Effekt.
Die nächsten Stunden verbrachte er in unermüdlicher Emsigkeit. Im Werkzeug des Fischers fand McCain eine Ahle, diverse Nadeln und Garn unterschiedlicher Dicke. Mit einem alten, rostigen Messer, mit dem der Fischer früher seinen Fang ausgenommen haben mochte, entfernte der Druidenvampir den Kopf, den Schwanz und die Beine von der Hülle. Mühsam brach er die dreieckigen Hornplatten heraus, die den Rückenkamm bildeten, und vernähte die entstandenen Löcher.
Während er arbeitete, verlor die Haut ihre grünliche Farbe mit dem braunen Hauch. Stattdessen wurde sie dunkler und dunkler, bis sie schließlich tiefschwarz glänzte. Nur wenn ein Lichtschimmer sie traf, mischte sich ein silbriger Glanz in das Nachtschwarz.
Er schabte das restliche Gewebe des Drachen heraus und entfernte die Tatzen an den Armen.
Da der Drache in seiner früheren Gestalt nicht allzu groß, dafür aber massig gewesen war, schnitt er an der Seite ein Stück ab und nähte es unten an. Die Beinhüllen hingegen fügte er an die Armenden an.
Das Ergebnis, das er Stunden später betrachtete, sah erbärmlich aus. Es besaß nicht mehr Ähnlichkeit mit einem Mantel als ein hohler aufgerissener Baum mit krummen Ästen. Die Ärmel waren unterschiedlich lang, die Nähte schief.
Doch als er hineinschlüpfte, als er seine Arme in die viel zu weiten Hautröhren steckte, geschah etwas
Weitere Kostenlose Bücher