095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
befand sich die Nessie-Nachbildung über Wasser. Durch die beiden Sehschlitze konnten Coco und Jeff Parker das große Schlauchboot sehen, dessen Außenbordmotor von Andrea Mignone bedient wurde. Vor ihm im Boot saßen Yoshi und Abi. Sie alle trugen Taucheranzüge und hatten sich bereits die Flaschen mit der Preßluft umgeschnallt. Mignone hatte darauf bestanden; er wollte jedes unnötige Risiko vermeiden. Die Atemluft in der kleinen Tauchkammer der Nessie-Nachbildung war gesichert. Parker regulierte das Ventil der großen Stahlflasche, die komprimierte Luft enthielt. In dem engen Raum wurde es sehr schnell warm. Wassertropfen perlten von den Wänden herab. „Andrea gibt das Zeichen", sagte Parker.
„Schon gesehen."
Coco drückte den Steuerknüppel nach vorn. Das Nessie-Double mit dem hochragenden Hals tauchte langsam unter. In den Tank links und rechts von der Tauchkammer gurgelte das einströmende Wasser. Schon nach wenigen Sekunden war von dem Schlauchboot nichts mehr zu sehen.
Coco schaltete die beiden Unterwasserscheinwerfer ein, doch die Sicht war sehr schlecht. Das Licht wurde von braunen Schwebeteilchen völlig verschluckt.
„Wie klappt die Verständigung?" fragte Coco.
Sie wirkte entspannt.
„Sofort", sagte Parker.
Er schaltete das Funksprechgerät ein. Falls Coco nicht zu tief gegangen war, mußte die peitschenähnliche Außenantenne noch aus dem Wasser hervorragen.
Parker rief Mignone und erhielt sofort Antwort.
„Hier draußen ist alles ruhig", meldete der Steuermann der Sacheen. „Hoffentlich hält das Militär uns nicht für das Monster, sonst erleben wir noch was."
„Das hätte uns gerade noch gefehlt, Andrea. Sind wir tief genug?"
„Nur anderthalb Meter Hals sind von euch noch zu sehen."
„Dann werden wir diese Tiefe halten. Gib sofort Alarm, falls sich etwas rührt!"
„Jeff! Sieh doch!"
Cocos Stimme klang erregt. Sie trat das linke Pedal und ließ das Pappmonster zur Seite schwenken. Die beiden Scheinwerfer strahlten für Sekunden eine seltsame Erscheinung an.
„Nessie!"
Parker sah jetzt auch dieses vorweltliche Wesen. Es glitt in den Lichtbereich. Er sah einen massigen, fast dreißig Meter langen Körper, einen muskulösen Hals und eine ruderartige Schwanzflosse. Doch dieses Wesen besaß keine Beine, sondern dreieckig geformte Flossen. Es entsprach genau der Beschreibung, die Pattrick Mclntosh von Nessie gegeben hatte.
„Nessie", wiederholte Coco. „Damit hatte ich nicht gerechnet."
„Nun verschwinde schon!" sagte Jeff Parker beschwörend. „Hau ab, Nessie! Du wirst hier nicht gebraucht."
Nessie aber schien sich für dieses getauchte Double ungemein zu interessieren. Es schwamm noch näher heran und - versetzte dem Double einen Stoß.
Die Nachbildung schwankte. Coco und Jeff Parker konnten froh sein, daß Gurte sie auf ihren Sitzen festhielten.
Das Tauchboot erhielt einen zweiten Stoß; gleichzeitig war ein reißendes Geräusch zu hören.
„Die Schlepptrosse!"
Parker hatte das Geräusch identifiziert.
Die Monster-Nachbildung besaß keinen eigenen Antrieb. Hilflos trieb sie im Wasser.
Coco sah auf den Tiefenmesser. Sie waren bereits bis auf viereinhalb Meter abgesackt.
Nessie schien es Spaß zu bereiten, mit diesem seltsamen Gebilde zu spielen. Jetzt drückte es die Tauchkammer wieder hoch, warf sie zur Seite und schrammte dann mit dem gewaltigen Körper an der Außenseite entlang.
„Das überstehen wir nicht, Coco." Jeff Parker zwang sich zur Ruhe. Er sah Coco verstohlen an. Ihr Gesicht war zu einer Maske geworden.
„Luguris Ungeheuer", meldete sie fast sachlich und beiläufig. „Es ist soweit, Jeff."
Nessie war plötzlich nicht mehr im Lichtstrahl. Dafür erschien ein Monster, dessen Scheußlichkeit abstoßend war. Säulenartige Beine führten eine Art Paddelbewegung aus, ein langer Echsenschwanz trieb das Monster zusätzlich voran. Das Ungeheuer kreuzte den Lichtschein und schien sich erst einmal orientieren zu wollen.
Coco betätigte den Hebel für die beiden großen Preßluftflaschen. Nachdem die Verbindungstrosse zum Schlauchboot gerissen waren, mußte sie eine andere Taktik wählen.
Zischend drückte die komprimierte Luft das Ballastwasser aus den Tauchtanks. Das Nessie-Double stieg auf und wurde Sekunden später bereits von Luguris Ungeheuer attackiert. Das Monster rammte mit seiner Brustpartie das kleine Tauchboot, zerfetzte auf Anhieb die äußere Verkleidung und warf die Nessie-Nachbildung auf die Seite. Metallstreben rissen. Aus dem
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