095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
eine Zigarette angezündet und wartete in aller Ruhe ab. Andrea Mignone war ein erstklassiger Techniker, auf dessen Urteil man sich unbedingt verlassen konnte.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Mignone aus der Remise hervorkam und das Licht unter dem Remisendach ausschaltete.
„Das Ding ist noch völlig in Ordnung", sagte er. „Aber mit der Beweglichkeit ist es nicht weit her, Jeff. Unter Wasser ist es praktisch hilflos. Man könnte es an einem langen Schleppseil durchs Wasser ziehen. Aber für das Auftauchen muß ich wenigstens zwei Preßluftflaschen austauschen."
„Hast du sie mitgebracht?"
„Reichlich. Am liebsten würde ich mit dem Ding natürlich erst mal eine Probefahrt machen." „Gestrichen, Andrea. Dazu bleibt uns keine Zeit. Gegen Mittag wird es hier am Loch Ness von Militär nur so wimmeln. Dann läßt man uns nicht mehr raus auf den See. Wir müssen im ersten Morgengrauen draußen sein."
„Für die Verständigung zwischen dem Schleppboot und dem Monster habe ich ein paar Funksprechgeräte mitgebracht. Jeff, eines steht fest: wenn Luguris Ungeheuer angreift, bietet das Pappmonster überhaupt keinen Schutz. Es kann zu einem Sarg werden. Nein, es wird dann ein Sarg sein."
„Wir müssen eben aufpassen und Luguris Monster von zwei Seiten aus angreifen. Über welche Waffen werden wir verfügen?"
„Drei Maschinenpistolen, Handgranaten und ein paar Panzerabwehrraketen. Dann habe ich noch ein paar wasserundurchlässige Handlampen mitgebracht. Man will ja schließlich sehen, wohin man schießt."
„Ausgezeichnet, Andrea! Sobald Yoshi und Abi hier sind, werden wir das Pappmonster runter zum See schaffen."
„Und was sagt die Polizei dazu? Die Seeufer sollen doch bereits abgesperrt worden sein."
„Nicht die Stelle, die wir benutzen werden. Coco hat sich mit dem zuständigen Inspektor auf ihre Art unterhalten. Der Mann spielt mit."
„Wir könnten das Nessie-Double an den Laster ankoppeln", schlug Mignone vor. „Es steht auf einem fahrbaren Untersatz. Aber den muß ich mir erst genau ansehen."
Jeff Parker nickte. Er hatte ein gutes Gefühl. Was die technische Seite ihres Unternehmens anbetraf, so lag sie bei seinem Steuermann in besten Händen. Jetzt hing alles davon ab, ob man Luguri überlisten konnte. Wo mochte er inzwischen mit seinem wirklichen Monster stecken? Machte er wieder Jagd auf wehrlose Menschen?
Luguri genoß seine Macht. Mit sicherem Instinkt hatte es ihn in ein unwegsames Hochmoor gezogen, das sich auf der Südwestseite des Loch Ness befand. Magisch hatte ihn diese Stelle angezogen, an der die steinernen Zeugen einer alten Opferstätte gerade noch zu erkennen waren. Menhire bildeten eine Art Halbkreis, waren aber bereits tief in den weichen Moorboden abgesunken.
Luguri lag auf einem altarähnlichen Stein, der nur noch zentimeterhoch aus dem dürftigen Heidekraut ragte. Hier waren in grauer Vorzeit ihm, dem Bösen schlechthin, Opfer dargebracht worden. Luguri strich mit den Fingerkuppen fast zärtlich über den rauhen, verwitterten Stein und nahm die geheimnisvollen Schwingungen in sich auf. Er hörte die Schreie der Opfer, ihr Keuchen, roch noch das Blut, das diesen Stein bedeckt hatte.
Bald brauchte er nicht mehr solchen Schwingungen nachzuspüren; bald würde man ihm wieder auf dem ganzen Erdball huldigen und ihn zum wahren einzigen Gott erwählen. Das Böse setzte sich immer stärker durch - und damit er.
Gewiß, er hatte seine Gegner, die sich nicht abschütteln ließen. Doch was bedeutete das schon? Diese Gegner kämpften bereits jetzt einen vergeblichen Kampf. Sie befanden sich auf der Verliererstraße. Und doch brauchte er sie irgendwie, um sich immer wieder regenerieren und aktivieren zu können.
Da war dieser sogenannte Dämonenkiller Dorian Hunter. Dieser Mann ließ ihm keine Ruhe, aber er bedeutete gleichzeitig auch eine Herausforderung. Luguri hatte aber nichts dagegen, daß Dorian Hunter sich schon seit Wochen nicht mehr gerührt hatte. Wo er sich befand, wußte Luguri nicht, doch seine dämonischen Kreaturen würden ihn schon aufspüren. Auf keinen Fall, und das wußte Luguri ganz sicher, befand er sich in der Nähe des Sees dort unten. Hier konnte er, Luguri, frei schalten und walten. Dort unten am See wartete nur Coco auf ihn. Sie war eine Abtrünnige und hatte ihr Hexengeschlecht verraten. Auf Dorian Hunter einst angesetzt, war sie zu ihm übergelaufen. Dafür sollte sie am kommenden Tag bezahlen. Luguri hatte ihr einen besonders grausamen und
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