Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
Vom Netzwerk:
ungefähr einer Viertelstunde.“
    Laparouse hatte das erwartet, daher vermochte es ihn nicht allzu sehr zu erschüttern. Doch er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als sei das noch nicht alles. „Gibt es sonst noch etwas?“ forschte er deshalb nach, als es still blieb, aber dennoch der schwere Atem des Sanitäters zu hören war. „Ist Commandant Legrand aufgetaucht?“
    „Es… es ist so, Doktor“, kam es stockend vom anderen Ende der Leitung. „Der Major hat… er war …“ Farvieu schien keine rechte Formulierung finden zu können.
    „Nun los, so reden Sie schon!“ herrschte ihn Laparouse heftig an. „Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort herausziehen!“
    „Sie werden es für unmöglich halten, Doktor“, hörte er jetzt, „aber der Major war plötzlich im Zelt und hat mich gewürgt. Er war auf einmal da, ohne daß er hereingekommen ist. Und dann …“
    „Er hat Sie… was?“ unterbrach ihn Laparouse.
    „Jawohl, Doktor, Sie haben recht gehört, gewürgt“, bestätigte ihm die Stimme nochmals. „Aber es kann nicht Commandant Legrand gewesen sein, sondern ein Trugbild. Denn er kam wenig später wirklich herein und herrschte mich an, was ich dort mache und warum die beiden Männer ohne ärztliche Aufsicht seien und so weiter. Er macht Sie für den Tod des Assistenten verantwortlich. Außerdem bemängelte er, wieso man ihn nicht über die Vorkommnisse informiert habe.“
    „Er war doch nirgends zu finden, zum Kuckuck“, schrie Laparouse. „Wir haben ihn doch gesucht wie eine Stecknadel!“
    „Er behauptet, er sei den ganzen Morgen in seinem Zelt gewesen“, gab Farvieu zurück.
    „Verflucht noch mal, anscheinend ist alles hier verrückt und die Welt in diesem verdammten Winkel völlig aus den Fugen!
    Wir kommen so schnell es geht zurück, Farvieu, und lassen Sie bis dahin um Himmels willen weder die Leiche noch Dr. Patoux aus den Augen!“
    Legrands Fahrer versprach es, und Laparouse knallte den Hörer auf. Dann befahl er den sofortigen Aufbruch. Er hätte sich ohrfeigen mögen, der gesamte Ausflug zu den Harak Dada war ein kompletter Fehlschlag. Er hatte ihm nichts eingebracht. Doch während er sich schon umdrehen wollte, um in seinen Wagen zu steigen, erstarrte er plötzlich. Der Anblick, der sich ihm bot, war zu unglaublich, um wahr zu sein.
    Vielleicht zehn Meter entfernt von ihm hockte ein halbnacktes Kind im Sand und spielte mit einem Glasgefäß, das Laparouse sofort verdächtig vorkam. Er lief hinzu und beugte sich hinunter. Ein Zweifel war überhaupt nicht möglich – sein Glas, in dem er gestern die Würmer entdeckt hatte, und das ihm aus der verschlossenen Kassette entwendet worden war.
    Rasch riß er dem Kleinen das Glas aus der Hand und schaufelte ein paar Hände voll Sand hinein. Das magere Kind sprang mit unerwarteter Schnelligkeit auf und brüllte nach seinem Spielzeug. Laparouse wollte den Kleinen beruhigen, aber er gebärdete sich wie ein Teufel, er krallte sich in den Hosenbeinen des Arztes fest, biß und kratzte, so daß Laparouse seine liebe Not hatte, sich zu befreien. Doch endlich gelang es ihm, sich auf den Sitz zu retten, und die Wagen fuhren an. Eine wild keifende Frau, anscheinend die Mutter des Balges, rannte ihnen noch eine Strecke nach, gab aber dann schließlich die Verfolgung auf.
    Dr. Laparouse steckte das Glas in einen derben Leinenbeutel, verknotete ihn, und legte ihn hinter sich in den Wagen. Wenn das stimmte, dann… Er war zu vorsichtig, um weiter zu überlegen. Denn es konnte natürlich auch sein, daß er sich völlig auf dem Holzweg befand.
    Plötzlich blinzelte er und erschrak. Über dem Massiv des Barabuich-Arazeff, wo die nächsten Regengranaten abgeschossen werden sollten, formten sich riesengroß die Konturen eines Gesichts. War das nicht die Raubvogelnase von Commandant Legrand? Nein, jetzt sah es aus wie Professor Juillard, und im nächsten Moment wie der alte Nomadenhäuptling. Doch mit einemmal verschwamm die merkwürdige Erscheinung, dafür formte sich ein gespenstischer Rauchpilz, der die Formen eines menschlichen Körpers annahm und inmitten des Hügelmassivs verschwand. Zwar war nicht auszumachen, wer das gewesen sein konnte, aber Laparouse hatte bestimmte Vermutungen und wurde von Grauen gepackt. Er fühlte sich auch nicht besser, als die heiße Luft am Horizont jetzt auseinander zu flimmern begann, und erst bläuliche, dann grünliche, und schließlich rötlichweiße Tönungen annahm. Eine Fata Morgana hatte ihn in der Mittagshitze

Weitere Kostenlose Bücher