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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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Anweisungen. Daraufhin brüllten sie einige unverständliche Worte und wie auf einen Schlag verebbte das vielstimmige Geschnatter, die hautbedeckten Skelette wichen zurück. Gerade zur rechten Zeit dachte Laparouse. Er war nicht zimperlich, aber der Gestank ließ ihn beinahe bewußtlos werden.
    „Frag deine Leute, ob jemand weiß, wo sich euer Geistermann am Tag aufhält“, wandte er sich dann an den jüngeren der beiden.
    Der Nomade sprach ein paar Sätze in dem seltsam klingenden Dialekt. Die Leute hörten schweigend zu. Dann kam wieder Bewegung in die Masse, alles schrie und rief durcheinander. Ruhe trat erst wieder ein, als sich ein anscheinend uralter Mann mit einem ehemals weißen Turban nach vorne schob. Er hatte einen dichten grauweißen Bart und im Mund ein paar Stummelzähne.
    Er legte Laparouse eine schmutzige Hand auf den Arm und deutete ein Lächeln an. Das mochte die Begrüßung sein. Dann wurde er unvermittelt ernst und wies mit der Rechten im Halbkreis um sich nach Norden. Er begleitete seine Gesten mit völlig unverständlichem Gemurmel. Der Arzt sah die beiden Männer, die zu ihm gekommen waren, fragend an.
    Sie erklärten, daß es sich bei dem Alten um den Anführer ihres Stammes handele, was Laparouse schon vermutet hatte. Da er auch in Zauberei und Magie bewandert sei, wisse er, daß der unheimliche Scheintote in nördlicher Richtung irgendwo unter der Erde lauere. Dies hätten ihm die Geister auf Befragen versichert. Außerdem wäre nichts zu befürchten, solange es hell sei. Sobald sich aber die Schatten der Nacht über das Land senkten, werde der Unheimliche aktiv und hole sich Mensch und Tier, was ihm beliebe. Die weißen Männer wüßten doch sicher einen Weg, um das Volk von dem Bösewicht zu erlösen.
    Dr. Laparouse schüttelte den Kopf und spuckte in den Sand. „Der übliche Vampir-Quatsch“, stellte er ärgerlich fest, „wie wir ihn in unzähligen Aufgüssen aus dem alten Europa kennen. Ich wußte nicht, daß es so etwas in Schwarzafrika auch gibt.“ Er hatte mit wenigen Worten seine Kollegen informiert.
    „Wäre nicht die Sache mit den Würmern, dann würde ich den Kerlen ja etwas anderes erzählen. Aber so müssen wir die Geschichte ernst nehmen.“
    Er stand da, fühlte die erwartungsvollen Blicke der Eingeborenen auf sich gerichtet, und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Eines der Rinder brüllte kurz und klagend, ein anderes fiel ein, die Ziegen begannen zu meckern. Es war wie das Konzert der Höllenbesatzung.
    „Laß mich die Leute ansehen, die von den Würmern gebissen worden sind“, befahl er schließlich seinen beiden Dolmetschern, denn er hoffte zur Not, auf dem medizinischen Weg weiterzukommen. Laparouse sah einen nach dem anderen kurz an und schüttelte dann fortwährend beunruhigt den Kopf. Laparouse fragte und fragte, aber er vermochte nichts Vernünftiges herauszubekommen.
    Endlich, als er schon daran war, aufzugeben, machte ein altes Weib geheimnisvolle Andeutungen in krächzendem Tonfall.
    Der jüngere der Dolmetscher erklärte ihre Worte, und Laparouse fand schließlich heraus, daß der bewußte Tote an den Tagen vorher heimlich größere Mengen Fleisch gegessen hatte. Eine Kuh war verendet, und das wenige, was das abgemagerte Tier hergab, sollte gleichmäßig unter die Leute verteilt werden. Er jedoch habe nachts heimlich davon genommen und sich satt gegessen. Er sei dick gewesen.
    Das glaubte Laparouse zwar nicht, aber immerhin konnte hier eventuell die Lösung des Rätsels liegen, oder wenigstens ein Teil davon. Waren normal Ernährte oder zumindest solche, die sich durch etwas Fleisch gewisse Mengen tierisches Eiweiß zuführten, gefährdet, Halbverhungerte dagegen nicht? Aber das hätte auch keine Logik in Bezug auf Molard und Patoux bedeutet: beide waren normal ernährt, und während sich der eine erholte, siechte der andere dem Tod entgegen.
    Doch egal, es galt, den ruhelosen Toten zu finden. Und da war nun guter Rat teuer. Laparouse sah grübelnd vor sich hin und wußte nicht, wie er weiterkommen sollte, als ihm, wie so oft, das Schicksal die Entscheidung aus der Hand nahm. Das Autotelefon läutete.
    Wie elektrisiert sprang der Arzt in den Führerstand und preßte den Hörer ans Ohr. Er vermutete nichts Gutes. „Ja“, meldete er sich, „Farvieu, was gibt es?“ Er ahnte es zwar ohnehin, aber er hoffte bis zum letzten Augenblick auf ein Wunder.
    „Molard ist gestorben“, vernahm er die zögernde Stimme am anderen Ende der Leitung. „Vor

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