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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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der Lieutenant in sein Walkie-Talkie, das er aus der Tasche seines Trenchcoats zum Vorschein brachte. »Wir haben einen 108! Wiederhole: Wir haben einen 108(eigentlich 10-108: amerik. Funkkürzel für einen gefallenen bzw. hilfsbedürftigen Offizier)!«
    Schnell sah Zamorra zu den Kollegen, die sich um Andy kümmerten. »Er lebt!«, rief der Uniformierte, nachdem er an Andys Hals getastet hatte. »Schwacher Puls, aber vorhanden.«
    Zandt grunzte. »Wollen wir hoffen, dass es so bleibt. Was macht unser Täter, Mr. Santorra?«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis der Dämonenjäger begriff, dass die Frage ihm gegolten hatte. »Ähm, Moment.« Der von zwei Schüssen in den Rücken niedergestreckte Kring lag seitlich im Staub und rührte sich nicht. Zamorra tastete nach seinem Puls und wunderte sich nicht, keinen vorzufinden. Wohl aber…
    Was im Namen aller Höllenfürsten ist das?
    Ungläubig betrachtete Zamorra die Naht am Hals des Zombies. Erst dann verstand er, was sie war. Keine Naht, sondern eine Klebestelle. Ein durch Make-up und Theaterkleber kaschierter Übergang zwischen Haut und Latex!
    »Äh, Lieutenant? Das sollten sie sich ansehen, glaube ich«, murmelte Zamorra fassungslos - und riss dem Toten die Zombiemaske vom Gesicht.
    Darunter fand er das Antlitz eines glatt rasierten, kurzhaarigen und frisch verstorbenen Mannes von vielleicht fünfundfünfzig Jahren!
    Kapitel 5 - Falsches Spiel
    »Identifizieren Sie den Toten, aber pronto!« Lieutenant Zandts Stimme hallte durch den von hektischer Betriebsamkeit geprägten Krankenhausflur und Sanders hinterher. »Und dann schaffen Sie mir diese Wasabis ans Telefon, verstanden?«
    »Watumbi«, korrigierte Diane Millerton und legte ihm sanft die Hand auf den Oberarm. »Es sind Watumbi-Indianer, Lieutenant, und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob sie tatsächlich viel mit dieser Sache zu tun haben.«
    Zamorra nickte. Zwei Stunden waren seit der Katastrophe von 51 Park Plaza vergangen, und allmählich bildete sich in seinem Geist eine Theorie heraus. Die indianischen Sektierer spielten in ihr keine allzu große Rolle - bisher. Der vermeintliche Zombie war schließlich ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen, kein wiedererweckter Toter. Demnach musste eine durch und durch rationale Erklärung hinter all diesen Vorfällen stecken. Die Frage, die somit zu klären blieb, war simpel.
    »Wer raubt den Leichnam eines Radiojournalisten, um dann in dessen Verkleidung einen anderen Radiomacher zu töten und einen Beamten des NYPD und seinen Begleiter anzugreifen - und lässt es auch noch aussehen, als stecke ein Bewohner des im Bau befindlichen Begegnungszentrums vom Ground Zero dahinter?« Und was zum Donnerwetter ist mit Merlins Stern los?
    Millerton schmunzelte schwach. »Wenn Sie mich fragen: jeder. Zumindest jeder, der ein Interesse daran hat, selbiges Begegnungszentrum zu boykottieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenngleich mir der Aufwand unfassbar groß erscheint. Unnötig groß.«
    Zamorra nickte. Selbst wenn hinter allem ein Verbrechen aus Fremdenhass stand, konnte dies nur die Spitze des Eisbergs sein. Alles andere grenzte an Unlogik.
    »Sie sagten, dieser Champlain habe sich mit seinen Aussagen viele Feinde gemacht«, ergriff Zandt das Wort. »Wie stand er eigentlich zum Geschehen von Park Plaza?«
    Der Lieutenant, Diane und Zamorra befanden sich nahe der Schwesternstation der Notaufnahme, wo ein Münzapparat ungenießbaren Plastikbecherkaffee ausgab, der in der Kehle brannte wie Galle. Zamorra war schon beim dritten. Der Schmerz und die Wärme waren ihm wie der Beweis, dass er immer noch lebte. Geschmack war Nebensache.
    »Wie man es von so einer rechten Zecke erwarten sollte«, antwortete Diane. »Er begrüßte die Demonstranten, bezeichnete das Gebäude mehrfach als Moschee und unterstellte jedem Moslem, ein potenzieller Terrorist zu sein. In Champlains Weltbild war das Gebäude eine Schande für die Stadt und der Beweis, dass die Verbrecher vom 11. September gewonnen hätten. Sogar in der Nacht seines Todes hatte er sich mit mehreren Anrufern deswegen angelegt.«
    »Ich fasse also zusammen: Champlain zetert seit Wochen über die Moslems und ihr vermeintliches Gebetshaus, was ihm zufolge Ground Zero entweihe.« Zandt hob die Hand und zählte jeden Punkt an den Fingern ab. »Parallel dazu buddelt unser Mister X oder seine Hintermänner im Inwood-Friedhof die Leiche Larry Krings aus, nimmt sie mit und hinterlässt im Sarg Spuren, die auf diese Wasabi

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