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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Boden ergoss. Seine dunkelblaue Polizistenuniform war an mehreren Stellen zerrissen, und wo das nackte Fleisch hindurchschimmerte, klafften Wunden, die einzeln genommen vielleicht nicht tödlich, in ihrer Gesamtheit aber alles andere als harmlos sein mussten. Und er regte sich nicht mehr!
    »Andy!« Zamorra kam neben ihm auf die Knie und tastete nach seinem Puls. »Andy, sterben Sie mir nicht weg, Mann!« Geflüsterte Worte. Mehr traute er sich nicht. Bloß nicht die Aufmerksamkeit des Monsters wecken, das noch immer irgendwo hier herumstreifen kann. Der Professor hatte den Gedanken nicht beendet, da spürte er die kalte, leblose Klaue wieder auf seiner Schulter. Mit unfassbarer Lautlosigkeit hatte sich der Zombie - Larry Kring , schoss es ihm durch den Kopf, er hatte einst einen Namen - von hinten angeschlichen. Und nun holte er zum finalen Schlag aus.
    Zamorra sah in Augen, die wie Höllenfeuer loderten. Roch den Odem des Todes.
    Das Monstrum brüllte, schnaufte, bebte vor ungezügeltem Zorn! Vor Energie. Es würde keine Gnade kennen - und sein Gesicht, ein käsiger Kreis inmitten des Halbdunkels und des Grauens, war nur noch Millimeter von Zamorra entfernt.
    Sofort setzten die Reflexe ein. Zamorra warf sich aus der Hocke nach hinten, riss im Flug die Beine hoch und rammte sie dem Unheimlichen gegen die Brust. Hart schlug er dann mit den Schultern voran auf dem Boden auf, rutschte in Andys Blut, während Kring mit Pranken wie Schraubstöcke nach seinen Füßen griff. Verdammt, warum reagierte das Amulett nicht?
    Unfähig, sich aus der kalten Umklammerung zu lösen, wurde Zamorra bäuchlings durch das Blut gezogen, auf seinen Gegner zu. Er wand sich, schlug nach Leibeskräften um sich und suchte im Geist nach jedem Zauber, der ihm in dieser Lage noch helfen mochte, doch bevor er auch nur einen von ihnen in die Tat umsetzen konnte, war Kring schon über ihm, presste ihn mit seinem immensen Gewicht zu Boden. Zamorra fühlte sich wie ein Blatt, das zwischen zwei Buchseiten für die Ewigkeit konserviert werden sollte. Luft strömte aus seiner Lunge und irgendwo hörte er seine Rippen protestierend knacken.
    Heißer, stinkender Atem schlug ihm in den Nacken.
    Schwielige Leichenhände bohrten sich in sein Haar, griffen nach ihm.
    Kein Sauerstoff mehr. Jeder Atemzug unmöglich. Zu schwer die Last. Zu anstrengend der Kampf. Es war vorbei.
    Flecken tanzten bereits vor seinen Augen, lockten ihn in die Dunkelheit und das Vergessen.
    Doch dann - sah er sie.
    Die Waffe an Sipowicz' Hüfte. Die schlanke, schwarze Glock 19.
    Ächzend streckte der Professor den Arm aus, versuchte sie zu fassen zu kriegen. Ein Zentimeter mehr. Bitte, nur einen einzigen Zentimeter mehr…
    Tatsächlich! Ungeahnte Kraftreserven aktivierend, erreichte der wie zerquetscht daliegende Dämonenjäger die Glock, zog sie mit den Fingerspitzen aus dem Halfter, und löste den Sicherungshebel. Dann drehte er die Hand soweit nach hinten, wie es sein protestierendes Gelenk zuließ - und schoss einfach drauflos. In seiner Position - den Kopf brutal in den Nacken gerissen, und bäuchlings im Blut eines anderen Mannes liegend, während ein Monster auf seinem Rücken kniete, jenseits seines Sichtfeldes, und sich anmachte, ihn zu zerquetschen - war jeder Zielversuch unmöglich.
    Laut peitschten die Schüsse durch die leere Etage, hallten von den kahlen Wänden wider… und verfehlten ihr Ziel.
    Zamorra traf nicht. Kein einziges Mal.
    Irgendwann machte es nur noch Klick . Das Magazin war leer. Alles vorbei.
    Zamorra aktivierte sein Magiepotenzial, suchte nach schlummernden Notkräften, doch die Nacht, die mit fordernden Fingern nach seinem Verstand griff, war längst zu stark, ihm einen weiteren Kräfte zehrenden Widerstandsversuch zu gewähren. Er spürte noch, wie seine Sinne schwanden, hörte abermals das Grollen und Fauchen des Unheimlichen auf seinem Kreuz in den Ohren, und dann…
    »NYPD! KEINE BEWEGUNG! LASSEN SIE SOFORT DEN MANN LOS!«
    Zwei Schüsse, hart und gnadenlos. Dann stöhnte das Monstrum auf, zuckte einmal zusammen und fiel zur Seite, runter von ihm.
    Zamorra keuchte, japste nach Luft. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm, sich auf dem glitschigen Untergrund abzustützen und umzudrehen. Zandt und ein weiterer Uniformträger standen im Treppenaufgang der Etage, die Dienstwaffen in den ausgestreckten Händen, und nickten ihm zu. Im nächsten Moment steckten sie die Glocks weg und eilten zu Andy.
    »Bill, schicken Sie die Sanitäter rein«, bellte

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