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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Gruppe da ein Plenum?«
    Zamorra räusperte sich. »Weil ihr das Gelände gehört, habe ich recht?« Er hatte davon gelesen.
    Diane nickte. »Das Grundstück ist im Besitz der Watumbi. New York kann nicht anders, als sie in dem geplanten Bau zu berücksichtigen. Und der ist in wenigen Wochen bezugsfertig.«
    Zandts Gesicht machte deutlich, wie sehr es hinter seiner Stirn arbeitete. Eine alte Sekte, zu deren Gebräuchen ein Ritual zählte, dass angeblich Tote erweckte. Ein Überwachungsvideo, in dem ein vermeintlicher Zombie Amok lief. Zandt war kein Mann für Räuberpistolen und Hirngespinste, das sah Zamorra ihm an, aber er war auch nicht dumm. Er erkannte einen roten Faden, wenn er sich ihm darbot.
    »In Ordnung«, sagte der Lieutenant schließlich und nickte. »Sipowicz, Sie statten diesem Haus mal einen Besuch ab. Und nehmen Sie Ihren Okkultisten mit. Man weiß ja nie, ob Ihnen nicht ein Zombie begegnet!«
    Die Bemerkung war eindeutig abfällig gemeint gewesen, doch Zamorra konnte die ungute Ahnung nicht abschütteln, dass dieser Tag für Zandt noch die ein oder andere Überraschung bereithalten mochte.
    Kapitel 4 - Pranken aus Eis
    Krrrrrrrtzz.
    ... wiederholen Sie, Sergeant. Wir haben Sie nicht ...
    Krrrrrrrtzz.
    ... sagten Sie tatsächlich Untot ...
    Krrrrrrrtzz.
    Mann, so reden Sie doch! Was…
    Krrrrrrrtzz.
    ... alle Einheiten, hier Zentrale ... Kontakt abgebrochen ... sofort alle verfügbaren Kräfte zu 51 Park Plaza ... wiederhole: Officer und ziviler Berater ... vermutlich in Lebensgefahr ...
    Krrrrrrrtzz.
    ... Sie durch, Andy, hören Sie? Halten Sie ...
    Oh, er hörte. Andy Sipowicz hörte jedes Wort, das aus dem knarzenden und rauschenden Funklautsprecher und -mikrofon plärrte, das ihm wie jedem uniformierten Officer des NYPD an der linken Schulter hing. Er hörte die zunächst ratlosen, dann hektischen und schließlich Mut zusprechenden Worte der Kollegin von der Funkleitstelle, die ihm mit Engelsgeduld versicherte, dass Verstärkung auf dem Weg zu ihm war - obwohl sie gar nicht wissen konnte, ob Andy überhaupt noch auf Empfang war. Und er dachte daran, dass er ihr gern persönlich dafür danken würde. Dass er würde leben wollen, wenn ihm das Schicksal die Wahl ließe.
    Doch das tat es nicht.
    Das zeigte schon das viele Blut.
    Sergeant Andy Sipowicz - längst zu schwach, um auch nur einen Muskel zu rühren - lag einfach da, während das Leben aus ihm herausströmte wie Wasser aus einem gebrochenen Damm, und sich auf dem dreckigen Estrich des Rohbaus eine immer größer werdende Blutlache bildete.
    Mit ihm in ihrer Mitte.
    ***
    Das Unding war wieder da.
    Andy hatte die Augen nur für einen Sekundenbruchteil geschlossen gehabt - oder waren es Stunden gewesen? Die Zeit verlor jede Bedeutung, wenn man starb -, und als er sie wieder öffnete, sah er es in der Ferne zwischen den Stützpfeilern umherschlurfen. Trotzdem sein irdisches Dasein nur noch Sekunden andauern musste, reagierte Andys geschulter Bulleninstinkt prompt und lieferte ihm alle Details, die er finden konnte: knapp zwei Meter groß, klobige Schrankfigur, breite Schultern, zerzaustes weißes Haar über käsig-stoppelbärtigem Gesicht. Himmel, wenn er die Beschreibung doch nur weitergeben könnte!
    Das Unding trottete gemächlich voran, schlich um die Pfeiler, zwischen denen in wenigen Tagen Wände existieren würden, und verschwand hier und da aus Andys Blick, weil eine der vielen Plastikplanen ihm dann die Sicht versperrte. 51 Park Plaza war nicht nur der Ort, an dem Andy sterben würde - es war auch noch kaum mehr als ein Rohbau.
    Irgendwo musste Zamorra sein. Ob er noch lebte? Versteckte er sich vor dem Unheimlichen, der sie hier angegriffen hatte, oder lag auch er in einer Ecke und verblutete? Wehrlos und hoffnungslos?
    Hatte Andy ihn etwa nach New York gerufen, damit er starb?
    Der junge Sergeant zitterte. Kalter Schweiß floss aus jeder seiner Poren, und sein Herz pumpte so schnell und heftig Blut durch seinen geschundenen Körper, dass Andy glaubte, es müsse zerspringen.
    Der Angriff war so plötzlich gekommen, dass Andy ihn nicht hatte vorhersehen können. In einem Moment war er noch durch die stille und menschenleere Etage der Großbaustelle gegangen, im nächsten hatte ihn dieses Ding von der Seite angesprungen wie ein Tiger das grasende Opfertier. Andy war umgestoßen worden, mit der Stirn gegen eine der unverputzten Stützstreben geknallt - und ab da hatte die Welt nur noch aus Einzelbildern bestanden. Momentaufnahmen des

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