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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Fremde Stimmen.
    Andygeist hörte sie, wehrte sich. Und das DING vor ihm waberte, glühte. Ein Leib aus Energie, die Haut wie eine Kruste aus erkalteter Lava, zwischen der sich rotgoldene Bahnen kochend heißer Flüssigkeit erstreckten. Blasen bildeten, die zerplatzten. Tropfen fielen auf Andykörper, doch Andygeist war über das Stadium hinaus, Schmerz zu verspüren.
    Das da vor ihm war eine Sonne. Ein Vulkan. Und ein Bewusstsein!
    Andygeist spürte die Präsenz. Die Schwärze, die hinter dem bebenden Leib des Ungetüms lauerte. Ob es schon immer hier unten existiert hatte? Ob die Erdbeben der jüngsten Vergangenheit es geweckt hatten? Oder war es die Ursache dieser Beben, waren die Beben sein Versuch gewesen, sich einen Weg zur Freiheit zu bahnen?
    Andygeist wusste es nicht. Es war egal. Nur das Jetzt zählte noch. Denn ein Danach würde es nicht mehr geben.
    Andykörper sah, wie das bizarre Wesen seine aus flüssiger Lava zu bestehen scheinenden Tentakel nach ihm ausstreckte. Einem Lasso gleich, jedoch viel langsamer, schlossen sie sich um seine Extremitäten, hoben den jungen Sergeant von den Füßen und in die Höhe. Wie ein Kind sein Lieblingsspielzeug.
    ZU MIR!
    Näher und näher kam Andykörper dem Koloss. Die Hitze war unerträglich, öffnete seine Poren. Schweiß wie aus Wasserfällen.
    Was bist du? Andygeist kämpfte um jedes gedanklich formulierte Wort. Was willst du?
    Doch die sinistre Kreatur blieb ihm jegliche Antwort schuldig.
    Dann - explodierte Andygeist!
    Mit einem Mal drangen Bilder auf ihn ein, die er noch nie gesehen hatte. Dunkle, kahle Felshöhen in ewiger Schwärze. Ein Thron aus gebogenen Stangen kalten Marmors, auf dem eine atemberaubende Frau saß, deren Rücken jedoch lederne Schwingen prägten. Eine Wand aus Feuer.
    Die Hölle. Andygeist war weder besonders religiös, noch an sakraler Theorie interessiert, doch in diesem Moment wusste er einfach, dass ihm ein Blick in die Hölle gegönnt worden war. In eine Welt, jenseits der Welt. Eine, die nur aus Grauen und ewiger Pein bestand.
    Und inmitten dieser Eindrücke sah er Zamorra!
    Andygeist glaubte sich selbst nicht. Andygeist weigerte sich, wehrte sich gegen die Gewissheit, die binnen einer Millisekunde an ihm zu nagen begonnen hatte. Gegen die Klarheit, die plötzlich da war.
    Die grauenvolle, unendlich teure Chance.
    ZU MIR!
    Wenige Millimeter noch, und die Lava würde ihn umschließen, aufsaugen wie ein Schwamm das Wasser. Wenige Millimeter noch, und Andygeist würde vergehen - verbrannt mit dem Leib, der einst sein Gefäß und nun sein Gefängnis geworden war.
    Doch da auf den Bildern war Zamorra.
    Oh, Andygeist wusste , was er zu tun hatte.
    Und - Himmel und Engel und alles Heilige, erbarme sich - es entsetzte ihn!
    ***
    Er hatte alles versucht. Vergebens. Keine Magie, kein Ritual, das ihm auf die Schnelle in den Sinn kommen wollte, hatte ausgereicht, die Unmengen an wandelnden Toten zu vernichten, die ihn umgaben wie Motten das Licht. Die ihm den Fluchtweg raubten, allein durch ihre Zahl.
    Und je länger sie ihn belagerten, desto schwächer wurde er. Seit seiner Reparatur durch Asmodis zog Merlins Stern seine Energie auch aus der Kraft seines Trägers, und Zamorra spürte, wie seine eigene Kondition mit jeder verstreichenden Sekunde nachließ. Schon jetzt keuchte er und hatte Mühe, sich noch aufrecht zu halten.
    Wenn er doch nur einen Dhyarra bei sich hätte. Oder Nicole ihm zur Seite stünde. Abermals schalt er sich im Geiste für seinen so überstürzten Aufbruch aus dem Château. War das wirklich erst einen knappen Tag her? Es kam ihm viel länger vor.
    Das Amulett wütete. Gnadenlos hieben seine Blitze auf die verwesten Gestalten ein, trennten Gliedmaßen von Körpern und bohrten Löcher in blutleeres, totes Fleisch. Wunden in Wunden. Jeder Angriff verlangsamte die Meute, doch der Nachschub an wandelnden Leichnamen schien wahrhaft grenzenlos zu sein.
    Schachmatt. Einerseits raubte der Schutzschirm Zamorra die Energie zum Leben, andererseits war er aber auch das Einzige, das ihn überhaupt noch leben ließ. Bei der Geschwindigkeit, mit der seine Kraftreserven aber schwanden, blieb ihm nicht mehr lange. Bald war alles vorbei.
    Ausweglos.
    Oder?
    »Zamorra!«
    Der Ruf ließ ihn herumfahren, über die Köpfe der gebückt näher kommenden Leichen spähen - und erstarren!
    Verblüfft sah der Meister des Übersinnlichen in die Finsternis und zu den Männern, die mit Lampen und Rucksäcken auf ihn und den Pulk unheiliger Kreaturen um

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