0953 - Der Vampirwolf
wir froh, in die bullige Wärme unseres Büros eintauchen zu können, wo Glenda bereits den Kaffee aufgesetzt hatte uns sich nach dem Morgengruß über die Kälte beschwerte.
»Wenn du was Heißes willst, dann geh zu Mc…«
Sie hob den Finger. »Keine Schleichwerbung!« Dann schaute sie mir ins Gesicht, sah mein Grinsen und hörte auch meine Frage.
»Habe ich etwas an mir?«
»Nein.«
»Wie schön.«
»Aber du siehst müde aus.«
»Kann nicht sein. Ich habe doch fast fünf Stunden geschlafen, liebe Glenda.«
»Und wo hast du dich den Rest der Nacht herumgetrieben, lieber John?« erkundigte sie sich mit zuckersüßer Stimme.
Ich grinste so, daß sie neugierig wurde. »Ich hatte ein Rendezvous.« Diese Bemerkung ließ die Neugierde in ihr hoch anwachsen.
»Mit einer Frau?«
»Klar.«
»Die ich kenne.«
»Gut sogar - oder relativ gut. Um Mitternacht haben wir uns getroffen.«
»Doch nicht Jane Collins?«
»Die treffe ich nicht um Mitternacht. Außerdem war Suko dabei, und wir haben Morgana Layton einen Korb gegeben.«
Jetzt staunte Glenda. »Die Wölfin?« hauchte sie.
»Genau die.«
»Und? Was ist mir ihr? Will sie wieder ihre Wölfe nach London schicken und Bars überfallen, wie vor kurzem?«
»Nein, das nicht. Sie wollte uns als Partner gewinnen, damit wir eine Bestie jagen. Eine Mischung aus Werwolf und Vampir. Einen Vampirwolf gewissermaßen.«
»So ist das. Habt ihr zugestimmt?«
»Nein.« Ich deutete auf die Maschine. »Der Kaffee ist fertig.«
Glenda drehte sich um. Sie stellte drei Tassen auf ein Tablett, und ich bekam Zeit, ihren Rücken zu betrachten, der es sicherlich wert war, angeschaut zu werden.
Sie trug einen dicken, beigefarbenen Pullover mit Rollkragen, der vom Hals etwas abstand. Dann hatte sie sich für einen schwarzen Rock entschieden, der ihren Unterkörper sehr eng umschloß, wobei sich unter dem Stoff schon gewisse Formen und Rundungen abmalten, an denen Männer nicht gern vorbeischauten.
Glenda hatte ihre Tasse vollgeschenkt. Ich füllte meine und auch die für Suko, der sich bereits im Büro aufhielt und mit Shao telefonierte, weil er ihr noch etwas sagen wollte, das er vor der Herfahrt vergessen hatte.
Mit der Tasse in der Hand drehte sich Glenda um. »Wie habt ihr euch denn entschieden?«
»Überhaupt nicht.«
»Wie? Abgelehnt?« Sie staunte. »Ihr wollt diese Mutation nicht jagen und vernichten?«
»Nicht direkt«, gab ich zu. »Wir wollten uns ungern vor Morganas Karren spannen lassen. Zumindest sollte sie nicht merken, daß wir daran interessiert sind.«
»Wo ist der denn aufgetaucht?«
»In Rumänien«, sagte ich und verließ mit einer gefüllten Tasse das Vorzimmer.
»Dann müßte Marke ja Bescheid wissen.«
»Eben. Und ihn rufen wir gleich an. Wobei ich mich wundere, daß er sich mit uns noch nicht in Verbindung gesetzt hat, falls es diese Mutation denn gibt. Das wird sich alles aufklären, denke ich.«
Suko hatte sein Gespräch beendet. Er blieb hinter dem Schreibtisch sitzen und nickte mir zu. »Du kannst es versuchen.«
Ich trank erst mal den Kaffee. Auf die Minute kam es nicht an. Irgendwo war ich an diesem Morgen auch lustlos oder nicht in Form. Dieser Vampirwolf war im Prinzip eine Gestalt, mit der ich mich nicht so recht hatte anfreunden können, aber es konnte sie durchaus geben, denn in einem hatte Morgana recht gehabt.
Vor den Menschen hatten schon die Wölfe existiert, und sie waren perfekte Überlebenskünstler. Ich war sicher, daß es sie auch noch geben würde, Wenn die Menschheit schon ausgestorben war.
Erst als ich die Tasse geleert hatte, griff ich zum Hörer. Mareks Nummer kannte ich nicht auswendig, sie war auch nicht gespeichert. Ich schaute in meiner Liste nach und tippte die lange Zahlenreihe dann ein. Marek war eigentlich immer im Dienst. Ihn konnte man in der Nacht wecken, und er war sofort da. Nicht grundlos wurde er der Pfähler genannt. Er hatte die Blutsauger sein ganzes Leben über gejagt, doch dieser Wille hatte sich seit dem Tod seiner Frau Marie noch verstärkt, wobei er in der letzten Zeit noch weiter angehoben worden war, als er das Vampirpendel bekommen hatte. Eine für ihn wunderbare Waffe, denn es zeigte ihm an, wo sich die Blutsauger versteckt hielten. Da brauchte er nur auf die Ausschläge des Pendels zu achten. Es würde ihm sicherlich auch einen Weg zu dieser schrecklichen Mutation zeigen.
Aber was sollte ich mir Gedanken darüber machen? Wichtiger war es, mit Marek direkt darüber zu sprechen.
Nur meldete
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