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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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gab er den Wächtern einen Wink, die sich daran machten, die fünf Kinder in Richtung Dschungelrand zu treiben. Die Kleinen wehrten sich nicht, machten keinen Versuch, sich diesem Gang zu entziehen. Der Junge, der noch eben zusammengebrochen war, führte sie an. Bei jedem seiner Schritte konnte man deutlich erkennen, dass er aufgegeben hatte, sich aufgegeben hatte.
    Fünf kleine Menschen verschwanden in der Dunkelheit, gingen einem Schicksal entgegen, das sie jetzt noch nicht richtig einzuschätzen vermochten. Und jeder Schritt brachte sie dem Grauen ein kleines Stück näher.
    Alejandro wandte sich an die wartenden Kinder.
    »Was steht ihr hier noch herum? Verschwindet in eure Häuser - lernt, übt und werdet gut, nein, werdet noch viel besser als nur gut. Und wenn ihr heute Nacht Schreie hört, dann dankt dem Himmel, dass ihr es nicht seid, die mitten im Blutigen Dschungel stecken. Also los, fort mich euch!«
    Er fuchtelte mit der Krücke durch die Luft. Gerade noch rechtzeitig setzte er sie wieder auf dem Boden auf, denn um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren. Nein, diesen Spaß wollte er hier niemandem gönnen.
    Noch einmal blickte der alte Mann zum Dschungelrand.
    Fünf Kinder hatte der Urwald verschluckt.
    Vier würde er wieder ausspucken. Nur vier.
    ***
    Lakir und Professor Zamorra beobachteten die Szene aus einiger Entfernung.
    Nicoles Idee, das Licht Maiisaros mit dem Dhyarra zu imitieren, scheiterte daran, dass niemand sagen konnte, wie es beschaffen gewesen war. Doch Nicole hatte einen Plan, der so verrückt war, dass er schon wieder in die Nähe der Genialität rückte.
    Die Französin saß mitten in einem Pulk der seltsamen Wesen, die auf der ersten Ebene dieser Welt lebten. Äußerlich waren sie nicht von Bällen zu unterscheiden, deren Streben und Trachten nur einer einzigen Sache galten: Spielen!
    Als Maiisaro vor langer Zeit von ihresgleichen auf diese Welt verbannt worden war, um hier dafür zu sorgen, dass die jungen Wurzeln im Pool zu kräftigen Exemplaren heranwuchsen, stellte man ihr drei Ebenen zur Verfügung. Auf der dritten existierte der riesige Wurzelpool mit seinen schwebenden Plattformen; auf Ebene zwei gab es nur Maiisaro und ihre Träume. Und die erste Ebene war mit den Ballwesen bevölkert, die für Abwechslung sorgten, für Spaß und Entspannung beim Spiel.
    Gut und gerne zwei Dutzend der Bälle hüpften um Nicole herum, die einfach nur ganz ruhig da stand. Dann nickte sie Zamorra und Lakir zu und startete ihr Experiment. Die Theorie klang einleuchtend - wenn irgendjemand das Licht Maiisaros erkennen würde, dann diese kleinen Wesen. Doch Zamorra hatte seine Zweifel angemeldet.
    »Und wenn du auch den Grad der Intensität genau treffen solltest, dann heißt das noch lange nicht, dass unsere hüpfenden Freunde hier das Licht der Wurzeln darin erkennen können. Niemand weiß, wie viel Magie der Herrscher Maiisaro in ihre Illumination gemischt hat. Und die kannst du mit dem Dhyarra nicht imitieren, denn die Natur dieser Magie kennst du ja nicht.«
    Nicole war hartnäckig geblieben. »Vielleicht reicht ja eine gewisse Annäherung an Maiisaros Licht schon aus. Wir werden es nie erfahren, wenn wir den Versuch nicht machen.«
    Dagegen gab es keine Argumente. Nicole hatte Maiisaro selbst nie in Aktion erlebt, wenn die Herrscherin den gesamten Pool zum Erstrahlen brachte, also war es nur logisch, dass Zamorra die Rolle des Beobachters übernahm, um Nicole Anweisungen zu geben. Er selbst war auch nur kurz Zeuge des Phänomens gewesen, doch das musste ausreichen. Der Parapsychologe wünschte, Artimus van Zant wäre hier, denn er hatte Maiisaro besser gekannt als Zamorra.
    Artimus… er fehlte dem Professor nach wie vor. Van Zant hatte sich niemals in den Vordergrund gedrängt, doch wie wichtig er für das ganze Team gewesen war, wurde allen erst jetzt richtig deutlich. Zamorra hoffte, dass es seinem Freund gut erging - wo der sich auch immer herumtreiben mochte.
    Nicole begann mit dem Experiment.
    Mit der Kraft ihrer Vorstellungsgabe erzeugte sie durch den Dhyarra-Kristall ein helles Licht, das ihren gesamten Körper umschloss. Gespannt wartete sie darauf, wie die Ballwesen reagieren mochten, doch die schienen die Veränderung überhaupt nicht zu bemerken. Zamorra war sofort klar warum. Er rief Nicole Anweisungen zu.
    »Heller, viel heller und intensiver!«
    Die Französin tat wie ihr geheißen, doch noch immer reagierten die Bälle in keiner Weise. Hatte Zamorra vielleicht doch recht

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