0955 - Das Rätsel der Barriere
„Aber wenigstens probieren kann nicht schaden."
Er nahm einen winzigen Schluck.
„Nun?" fragte Ras hastig zwischen zwei Zahlen.
„Ich trinke Erinnerung", gab Gucky verzückt zu. „Aber nun laß endlich die dumme Zählerei sein!
Schmeckt ja gut, das Zeug."
Ras fiel nicht herein, unentwegt zählte er weiter und versuchte, jeden Gedanken an Karottensaft zu verdrängen.
Es war ein verzweifeltes Unterfangen, denn der Mausbiber hatte in dieser Hinsicht den längeren Atem.
Immerhin nippte er nun schon wieder an dem Cocktail, wenn auch mit äußerster Vorsicht.
Zur allgemeinen Erleichterung all jener, die den Vorgang über Interkom in der Zentrale beobachteten, entblößte er nun auch noch seinen Nagezahn, was auf gute Laune schließen ließ. Die aber hatte eine ganz andere Ursache, als erhofft Gucky hatte in Ras Tschubais Zahlenreihen die gesuchte Lücke gefunden.
Der Mixbecher schwebte plöltzlich schwerelos an Maryke vorbei auf Ras zu und hielt über seinem Kopf an. Der Inhalt entleerte sich im dunklen Kraushaar und verlieh die sem einen eigenartigen grünlich Schimmer.
Der Teleporter hatte den überraschenden Uberfall aber nicht mehr abwehren können und griff hilfesuchend nach dem Tuch, das Maryke ihm schnell reichte. Während er die klebrige Flüssigkeit abwischte, sagte Gucky: „Dachte ich mir doch, daß ihr mir wieder einen Affen anhängen wollt. Und dann auch noch auf so eine hinterlistige Tour! Meine besten Freunde! Wer steckt dahinter? Ah, natürlich! Wer sonst! „ „Das war gemein!" sagte Maryke mit Nachdruck.
Gucky grinste ihr zu.
„Nicht wahr? Meinst du doch auch."
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich meine dein heimtückisches Attentat auf den armen Ras."
„Alles hat sich gegen mich verschworen", jammerte der Mausbiber und drehte sich zur Wand. „Ich will schlafen."
Ras gab Maryke das Tuch zurück und verließ wortlos die Station.
*
Kanthall war klug genug zu warten, bis der Mausbiber tatsächlich eingeschlafen war und somit keine Gefahr mehr bestand, daß er esperte und so von ihren Absichten erfuhr. Dann erst gab er der Medizinischen Abteilung einen Auftrag und schickte gleichzeitig Roi Danton los. Es erschien ihm besser, Bully und Ras Tschubai jetzt aus dem Spiel zu lassen.
Roi erhielt von Keram ein halbes Dutzend Flaschen Karottensaft ausgehändigt und begab sich in die Untersuchungsstation, wo er von Maryke erwartete wurde.
„Er schläft tief und fest nach der Injektion. Ich glaube, er hat sie nicht einmal gespürt. Und Kanthall meint, das würde funktionieren?"
„Es muß funktionieren!" versicherte Roi Danton und öffnete die erste Plastikflasche. „Wie bekommen wir das Zeug nur in ihn hinein?"
Maryke überlegte einen Augenblick, dann leuchtete ihr Gesicht auf.
„Wozu haben wir denn vorsichtshalber eine Säuglingsstation in der BASIS? Ich bin in zehn Minuten zurück."
Roi Danton sah ihr mit gemiscten Gefühlen nach. Er hatte das dumpfe Gefühl, daß sich sein Schuldkonto gegenüber Gucky erheblich vergrößern würde, wenn er ihn wie einen Säugling behandelte. Aber nun konnte er nicht mehr zurück.
Geduldig wartete er. Der Mausbiber lag auf dem Rücken, den Mund leicht geöffnet und die Augen fest geschlossen. Sein leichtes Schnarchen glich mehr dem Schnurren einer Katze.
Endlich kam die Ärztin zurück. Sie legte ein Verbindungsstück zur Plastikflasche auf den Tisch, dazu einen kurzen Schlauch - und einen richtigen altertümlichen Gummi-Schnuller.
Roi stöhnte auf, als er den Schnuller sah.
„Er bringt mich um, wenn er das erfährt - und er wird es erfahren!"
„Keine Sorge, ich übernehme die Verantwortung. Es war ja auch meine Idee."
Es war ein schweres Stück Arbeit, dem Mausbiber vier Flaschen Karottensaft einzuflößen, aber seltsamerweise begann er dann auf einmal selbst zu schlucken und schien nicht genug zu kriegen. Er grunzte genüßlich im Schlaf und trank wie ein halb Verdursteter.
„Nicht zuviel! „ warnte Kanthal vom Bildschirm des Interkoms her. „Und wenn er wach wird, sofort paralysieren, damit er nicht wieder abhaut."
Gucky schaffte auch die sechste Flasche, dann schien er genug zu haben. Unruhig wälzte er sich von einer Seite zur anderen und fuchtelte mit den Pfoten in der Luft herum, als suche er etwas.
„Er wird bald erwachen", deutete Maryke die Symptome. „Strahler bereithalten, schwächste Dosis."
Roi Danton wäre in diesen Sekunden am liebsten einige tausend Lichtjahre weit fort gewesen. Sein anklagender Blick
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