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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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seiner Uniformjacke, rutschten ab und verfingen sich in irgendetwas anderem, das sie krampfhaft festhielt, während sie wie ferngesteuert weiterrannte.
    Auf das Tor zu, das seltsamerweise immer noch offen war. Vermutlich, weil die Wachen wie gebannt ihren spektakulären Fluchtversuch verfolgten und nie damit rechneten, dass sie ihren Häschern tatsächlich entkommen würde.
    Und tatsächlich lagen ihre Chancen fast bei null. Zumal sich jetzt auch der Motorrad-Bote nicht mehr mit einer passiven Rolle zufriedengab. Röhrend erwachte seine Maschine zum Leben. Der Fahrer fuhr durch das geöffnete Tor auf den Waldweg, riss den Lenker herum und jagte auf sie zu.
    Oh Gott, er wird mich einfach überfahren , dachte die Reporterin. Die anderen Soldaten lachten und grölten. »Ja, gib's ihr«, schrien sie. »Mach die Hure platt!« Immerhin hatten sie aufgehört zu schießen, um den Boten nicht zu gefährden.
    Mit einem Hechtsprung wich Paula dem Motorrad aus, das nur wenige Zentimeter an ihr vorbeischoss. Etwas schlug dabei hart gegen ihren rechten Oberschenkel. Irritiert sah Paula herab und bemerkte zum ersten Mal, was sie in ihrer Hand hielt. Es war der Gurt von Fernandos Fototasche.
    Der Bote riss seine Maschine herum und hielt erneut auf sie zu. Die anderen Soldaten feuerten ihn johlend an. Das ist wie ein Gladiatorenkampf im alten Rom , dachte die Reporterin entsetzt. Wut und Hass wallten in ihr auf. War ihr Tod für diese Männer tatsächlich nur ein großer Spaß? Dann sollten sie eine Überraschung erleben.
    Mit einem Aufschrei wirbelte die Reporterin herum und schleuderte dem heranrasenden Motorradfahrer die schwere Fototasche entgegen. Das improvisierte Geschoss traf den Boten direkt an der Stirn. Erschreckt von der unerwarteten Attacke verriss der Bote das Lenkrad, stürzte zu Boden und wurde unter dem Zweirad begraben.
    Das war ihre Chance.
    Paula sprang zu dem Motorrad, packte den Lenker und wuchtete die schwere Maschine wieder hoch. Der am Boden liegende Soldat wollte nach ihr greifen, doch sie rammte ihm mit aller Kraft den rechten Stiefel in die Weichteile. Dem Schrei nach zu urteilen, würde dieser Mann nie mehr Vater werden.
    Während die anderen Soldaten hektisch ihre Waffen hochrissen, griff Paula nach der Fototasche, schwang sich auf die Maschine und gab Gas. Mit einem Satz schoss das Motorrad vorwärts, als ihr auch schon die ersten Kugeln um die Ohren pfiffen.
    Die Reporterin presste ihren Körper auf die Maschine und hielt auf das Tor zu. Mit einem grimmigen Grinsen dachte sie daran, wie unglücklich ihre Mutter gewesen war, wenn sie mit ihren Cousins auf alten, klapprigen Maschinen Motocross-Rennen veranstaltet hatte. Paula war die beste und wildeste Fahrerin von allen gewesen. Niemand hatte sie auf dem Motorrad schlagen können. Und das würde ihr jetzt vielleicht das Leben retten.
    Nur noch wenige Meter trennten Paula von der rettenden Freiheit. Panisch versuchten die Wachen, das automatische Tor zu schließen.
    Bitte, Herr…
    Die Reporterin schrie auf, als ein heißer Schmerz ihre linke Schulter durchfuhr. Eine Gewehrkugel musste sie gestreift haben, doch sie hielt den Lenker eisern umklammert. Und dann schoss das Motorrad durch die schmale verbliebene Öffnung, bevor das Tor endgültig zuglitt.
    Paula hörte, wie hinter ihr hektisch Motoren angelassen wurden und jemand schrie: »Das Tor, macht das verdammte Tor auf!«
    ***
    Zamorra sah sofort, dass etwas nicht stimmte, als er sich Mostaches Kneipe näherte. Wie in einem alten Frankenstein-Film hatten sich die Dorfbewohner vor dem Lokal versammelt. Einige hielten sogar improvisierte Waffen wie Knüppel oder Mistgabeln in den Händen. Fehlen nur noch die Fackeln. Zamorra beschleunigte seine Schritte. Er hatte die Menschenmenge kaum erreicht, als ihn aufgeregtes Stimmengewirr umgab.
    »Ruhe!«, schrie er. »Einer nach dem anderen: Was ist los?«
    Der Parapsychologe spürte, wie sich sein Magen verkrampfte, als ihm die anderen berichteten, was sich im Inneren der Kneipe abspielte.
    »Okay«, sagte er dann. »Ich gehe rein. Ihr bleibt hier!«
    Empörter Protest brandete auf, der von Zamorra jedoch sofort durch eine unwirsche Handbewegung beendet wurde. »Ihr wärt mir da drinnen nur im Weg. Ihr wartet hier. Wenn etwas rauskommt, das nicht menschlich aussieht, spielt nicht den Helden, sondern bringt euch in Sicherheit.«
    Ein infernalischer Schrei ließ alle zusammenfahren. Die Dorfbewohner erbleichten, doch was den Schreckenslaut ausgestoßen hatte,

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