0957 - Das Aibon-Gezücht
schräg über ihm statt.
Dort hing in einem Vorhang die Schlange fest. Sie hatte sich in die Höhe geschlängelt und einen guten Überblick. Der Augenblick, in dem Suko die Schlange entdeckt hatte, war für ihn ungemein wichtig, denn das Tier stieß sich ab.
In einem schrängen Winkel und wie ein dünner, grüner Strahl jagte es auf Suko zu. Es hätte Maul und Zähne in das Gesicht des Inspektors geschlagen, aber Suko war zu schnell.
Blitzartig sprang er zur Seite.
Die Schlange huschte an ihm vorbei, sie prallte zu Boden, und darauf hatte Suko gewartet.
Plötzlich war er der Schlangentöter. Er trat mit dem rechten Fuß auf den Körper ein. Er spürte unter der Sohle das Zucken und freute sich plötzlich darüber. Er sah auch, wie die Schlange versuchte, unter seinem Schuh zu fliehen und wie sie ihren Kopf hochriß, um die Zähne in seine Beine zu schlagen.
Suko schlug mit der Peitsche zu, während er mit seinem Fuß den Körper festdrückte. Die Schlange bekam die Macht der Peitsche voll zu spüren, und sie konnte ihr nichts entgegensetzen.
Ihr Körper wurde zerrissen. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur zerrissen. Ein widerlicher Gestank durchwehte das Arbeitszimmer des Reporters.
Es gab die Schlange nicht mehr. Es gab nur ihren Gestank, und Suko schaute zu Bill Conolly hin, der alles verfolgt hatte. Noch stand der Reporter an der Tür, auf einen Wink seines Freundes hin verließ er seinen Platz.
»Nun?«
»Sie ist tot.«
Suko nickte. »Ja, wir haben sie vernichtet. Wir haben einen ersten Erfolg errungen, und ich denke, daß sich unsere Freundin Snake verdammt ärgern wird.« Nach diesen Worten fuhr Suko herum, aber er sah sie nicht mehr. Der Bildschirm war leer. Snake hatte ihn verlassen oder sich zurückgezogen.
Bill ging hin und schaltete den PC aus. »Kannst du mir sagen, Suko, wie es jetzt weitergehen soll?«
»Nein.«
»Du hast Humor.«
»Den habe ich, Bill. Denk doch immer daran, daß wir den ersten Sieg geholt haben. Wir gewinnen. Wir werden diese verdammte Schlangenfrau stürzen. Wer immer die Ophiten wieder ins Leben zurückholen will, das ist nicht mehr ihre Zeit. Die Jahre der Schlange sind vorbei, und keiner möchte, daß sie zurückkehren.«
»Gut, Suko. Das wissen wir. Aber das weiß weder Sheila noch mein Sohn Johnny.«
»Um ihn kümmert sich John. Wir sollten uns mal deine Frau vornehmen, Bill.«
»Gut«, sagte dieser, »gehen wir zu ihr…«
***
Wo die verdammten Schlangen herkamen, wußte ich nicht. Sie schienen sich die Zeit über im Zimmer verkrochen gehalten zu haben. Jedenfalls krochen sie aus den Ecken hervor. Sie wellten sich unter dem Teppich.
Sie hatten ihre Heimat auch unter Johnnys Bett gefunden, denn die dicken Würmer waren überall zu sehen. Sie beherrschten den Raum, und ich glaubte auch, daß sie Johnny unter Kontrolle hielten.
Ich war auf das Bett gesprungen, um dort am weitesten von dieser Schlangenbrut entfernt zu sein. Ich stand jetzt auf dem Bett, sah Johnny unter der Decke, und er kam mir nicht mehr wie ein lebender Mensch vor. Er war wie eine Puppe, durch die Licht und Feuer zuckte, ohne daß sich Johnny selbst bewegte.
Die anderen Kräfte sorgten dafür. Sie waren in ihn hineingefahren, und so konnte ich nur zuschauen, wie der Junge von einem gewaltigen Schüttelfrost durchsiebt wurde. Er zitterte, er schrie, er jammerte, und ich sah mit meinen eigenen Augen, wie plötzlich der andere Einfluß durchbrach. Es war schlimm, denn über Johnnys Gesicht hinweg schob sich ein rötlicher Schleier, und diese Farbe kannte ich.
So hatte der Götze draußen ausgesehen. Plötzlich stand wieder das Bild vor meinen Augen, wie der Unhold einen der Männer buchstäblich gefressen hatte.
Ich fürchtete, plötzlich um mein Patenkind. Ich wollte es aus den Klauen dieses Schlangendämons befreien, deshalb schrie ich Johnnys Namen, sprang hoch, um ihn von der Decke zu holen.
Dabei hielt ich mein Kreuz fest.
Es war wichtig. Seine Kraft gegen die der Schlangen.
Ich gewann.
Das Kreuz und der Junge bekamen Kontakt. Zugleich hielt ich Johnny fest, und ich merkte, wie er nach unten fiel. Er löste sich langsam, denn jedoch gehorchte er den Gesetzen der Fliehkraft, prallte noch gegen mich, und gemeinsam landeten wir auf dem Bett, das frei von Schlangenkörpern war.
Keuchend blieben wir auf der Seite liegen. Wir schauten uns um. Johnny verzog das Gesicht. Auch sein Mund bewegte sich. Ich wußte daß er Fragen hatte, aber er konnte sie nicht stellen. Sie blieben
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