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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Nicole hielt seinen Kragen fest umklammert und drückte ihm die Pistole gegen die Stirn. Sie hatte keine Zeit für lange Diskussionen.
    »Lassen Sie mich… ich…«, stotterte der Mann. Vermutlich realisierte er nicht einmal, dass er eine geflohene Gefangene vor sich hatte. Und wenn doch, war es ihm offensichtlich egal.
    »Wie viele?«, herrschte Nicole den verängstigten Mann an. »Wie viele von diesen Kreaturen sind im Gebäude?«
    »Keine Ahnung«, stammelte der Mann. »Die ganze Basis ist voll von ihnen. Sie kommen einfach aus dem Nichts und greifen an. Überall sind Tote und Verletzte.«
    »Wie komme ich zum Gefängnistrakt, wenn ich nicht an der Bestie vorbei will?«
    Der Uniformierte starrte verzweifelt auf die Waffe an seiner Stirn und beschrieb hastig einen alternativen Weg. »Aber sie sind überall. Nichts kann sie aufhalten.«
    »Dann versuchen Sie es auch erst gar nicht. Bringen Sie sich und ihre Männer in Sicherheit.«
    Der Mann nickte hektisch. Das Toben im anderen Flur hatte deutlich nachgelassen. Möglicherweise hatte das Monstrum von der Barrikade nichts mehr übrig gelassen, was es noch zertrümmern konnte. Sie musste hier weg, bevor es etwas Neues suchte, an dem es sein Mütchen kühlen konnte.
    »Bitte, kann ich jetzt gehen?«
    Nicole nickte und ließ den Mann los. Ohne sich noch mal umzusehen, rannte der Soldat seinen Kameraden nach. Nicole folgte ihm, bis sie zu einer unscheinbaren Tür kam, die in ein kleines Treppenhaus führte. Hinter sich hörte sie, wie das Monstrum wütend in ihre Richtung stapfte. Sie schaffte es gerade noch, die Tür zu schließen, als die Kreatur auch schon um die Ecke bog. Die Dämonenjägerin hielt den Atem an, doch offenbar waren die Sinne der Kreatur nicht fein genug, um sie hinter der Tür wahrzunehmen.
    Das Monstrum entfernte sich mit lautem Getöse. Erst als es außer Hörweite war, setzte Nicole ihren Weg fort, während weitere Beben und Explosionen das Gebäude erschütterten. Irgendwie gelang es ihr, den Gefängnistrakt zu erreichen, ohne weiteren Soldaten oder Höllenkreaturen in die Arme zu laufen. Immer wenn sie Kampfgeräusche hörte, umging sie den Bereich großräumig.
    Nicole atmete auf, als sie sah, dass der Gefängnistrakt offenbar von den Kämpfen verschont geblieben war. Vorsichtig näherte sich Nicole der unbewachten Metalltür, die zum Zellenblock führten und blickte durch ein kleines Sichtfenster. Der Gefängnistrakt bestand aus einem lang gezogenen Flur, der an beiden Seiten von kleinen Zellen gesäumt wurde. Soweit Nicole sehen konnte, war nur eine von ihnen belegt. Paula Vásquez wirkte unverletzt, doch sie war nicht allein. Die Journalistin stand am Gitter und redete auf einen blutjungen Soldaten ein, der sie unglücklich anstarrte.
    Selbst durch die geschlossene Tür konnte die Dämonenjägerin dem aufgeregten Dialog folgen.
    »Tut mir leid, das geht nicht«, sagte der Soldat nervös. »Bitte setzen Sie sich wieder hin und warten, bis die Krise vorüber ist.«
    »Vorüber? Hören Sie nicht, was da draußen los ist? Das klingt so, als sei gerade der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.«
    »Umso wichtiger ist es, dass jeder auf seinem Posten bleibt. Hier drinnen sind wir sicher.«
    »Sicher? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht!«
    »Und ich habe meine Befehle. Solange ich keine andere Order bekomme, werden wir diesen Ort nicht verlassen.«
    Sehr vorsichtig betätigte Nicole die Klinke und drückte gegen die Tür. Sie war nicht verschlossen.
    »Dann fragen Sie gottverdammt jemanden. Ach nein, das geht ja nicht - es antwortet ja niemand.«
    »Meine Vorgesetzten werden sich bei mir melden, sobald sie Gelegenheit dazu haben. Sie werden uns hier nicht zurücklassen.«
    Nicole trat die Tür auf, riss die Pistole hoch und ging in Combat-Stellung. »Darauf würde ich mich nicht verlassen, Soldat.«
    Mit einem erstickten Aufschrei fuhr der junge Kolumbianer herum. Er achtete gar nicht mehr auf Paula, die die Ablenkung nutzte um durch das Gitter nach der Pistole ihres Bewachers zu greifen. Bevor der Soldat überhaupt mitbekam, was geschah, hatte sie seine eigene Halbautomatik auf ihn gerichtet.
    »Nicole, was bin ich froh, dich zu sehen! Ich dachte, du wärst tot.«
    »Von so einem kleinen Bauchschuss lasse ich mich doch nicht aufhalten«, erklärte Nicole grinsend.
    Der Wächter bekam große Augen, und genau das hatte Nicole beabsichtigt. Je unbesiegbarer sie ihm erschien, desto weniger würde er auf die Idee kommen, Widerstand zu leisten.
    Doch

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