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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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würde ihn draußen gnadenlos abknallen. Doch der Lauf in seinem Rücken ließ ihm erst einmal keine Wahl. Als sie draußen auf dem Vorplatz angekommen waren, versuchte Artimus seinen Henker in ein Gespräch zu verwickeln.
    »Ich suche eine junge Frau, die vor über drei Wochen hier verschwunden ist. Wo ist sie?« Er ließ keinen Zweifel daran, dass er Alita hier vermutete. Mit Sicherheit war sie hier.
    Ein meckerndes Lachen klang in seinem Rücken auf.
    »Du hast ein gutes Näschen, Gringo. Sie ist hier, in meinem ganz speziellen Keller. Oder doch zumindest das, was ich von ihr übrig gelassen habe.« Der Kerl wollte sich vor Lachen ausschütten.
    Artimus wirbelte herum, doch der Lauf der Glock war direkt auf sein Herz gerichtet.
    »Du verdammtes Schwein. Dafür wirst du in der Hölle schmoren.« Die Unsinnigkeit dieser Aussage wurde ihm nur am Rande bewusst - in welcher Hölle sollte das wohl sein? Zudem war dem Diener eines Vampirclans damit eh nur schwer zu drohen.
    »Das kann dir gleich sein, denn erleben wirst du das ganz sicher nicht mehr. El Rojo freut sich über jedes Problem, das ich ihm aus dem Weg räume.« Dass sich bisher kein Vampir hatte blicken lassen, war für van Zant ein sicheres Zeichen, dass die Blutsauger sich momentan nicht auf dem Anwesen aufhielten.
    Der Alte stützte sich fest auf die Krücke unter seinem linken Arm, damit er einen sicheren Stand hatte. Mit der Glock versetzte er Artimus einen Stoß vor die Brust, damit der ihm nicht näher kommen konnte…
    ***
    ... und er brachte einen kleinen Plagegeist auf die Szene, an den in diesem Augenblick ganz sicher niemand gedacht hatte. Auch Artimus van Zant nicht, denn dessen Gedanken wirbelten durcheinander. Irgendwie musste er den Alten ablenken, ehe der ihm gnadenlos ein Loch zwischen die Augen stanzte.
    Doch da gab es einen, der diesen Stoß äußerst übel nahm!
    Bislang war es hier doch so gemütlich gewesen. Das ließ sich einer wie er dann doch nicht bieten.
    Und Jimi Hendrix trat in Aktion.
    Er war ein Kämpfer - ein großer Rattenheld!
    Wer das auch getan haben mochte, der würde dafür büßen!
    ***
    Artimus würde nur ein Verzweiflungsangriff bleiben.
    Auf Khiras Splitter in seiner linken Hand konnte er nicht hoffen, denn sein Killer war eindeutig ein Mensch und frei von dunkler Magie. Auch wenn die Seele des alten Verwalters schwärzer sein mochte als die finstersten Höhlengänge auf Parom, die Artimus aus den Erzählungen seines Freundes Vinca her kannte.
    Der Splitter war allerdings seit Minuten aktiv geworden. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Vampire wohl schon wieder nahe dem Anwesen waren. Auch das interessierte den Physiker jetzt nicht, denn seine Gedanken kreisten um Alita Tirado, die sicher schlimme Wochen in der Gewalt des alten Verwalters hatte hinter sich bringen müssen. Er musste sie retten, sie und die Kinder, doch dazu war es ganz sicher förderlich, aus der jetzigen Situation zu entkommen.
    Nur wie?
    Der Stoß gegen seine Brust ließ van Zant nicht wanken.
    »Na los doch, alter Mann, vielleicht triffst du mich ja aus der Nähe.«
    In der nächsten Sekunde würde der Kerl abdrücken, das stand fest. Artimus fragte sich, wie er ausweichen sollte, was aus dieser Entfernung sicher nur wenig Sinn machte. Aber er sah keinen anderen Weg.
    Der Zeigefinger des Krüppels bewegte sich wie in Zeitlupe nach hinten.
    Und dann griff das Schicksal in Form eines Schattens ein, der aus van Zants Hemdkragen wie ein geölter Blitz hervor schoss. Nur eine halbe Sekunde später schrie der Verwalter auf, als hätte sich der Leibhaftige persönlich auf ihn geworfen.
    Doch der war es nicht, der die ganzen Pläne des alten Alejandro über den Haufen warf und die Wende einleitete. Artimus hätte jubeln können, doch dazu fehlte ihm jetzt die Zeit. Er sah, wie ein Fellknäuel mitten im Gesicht seines Henkerknechtes hing und seine scharfen Zähne in dessen runzlige Nase geschlagen hatte.
    »Jimi!« Mehr als dieses eine Wort brachte der Physiker nicht hervor, denn nun war er an der Reihe. Er schlug die Waffenhand des Mannes zur Seite, machte einen raschen Schritt nach vorne und trat dem Alten beherzt die Krücke weg, auf die er sich stützte. Alte Menschen, erst recht behinderte Mitbürger, hätte ein van Zant nie im Leben angegriffen, doch der hier war die unrühmliche Ausnahme.
    Ehe der Alte noch auf dem Boden aufschlug, hatte die Ratte schon das Weite gesucht. Ihr Job war schließlich getan. Und sie war verdammt gut gewesen.

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