096 - Der grüne Leichnam
nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach. Die Wände waren mit grellroten Tapeten bedeckt, die Möbel weiß, und ein knöchelhoher, schwarzer Spannteppich betonte das Rot der Wände.
„Gern", sagte Foster und setzte sich.
Lydia mixte zwei trockene Martinis.
„Wie geht's der Familie?" fragte sie.
„Danke gut. Meine Frau nörgelt wie immer an mir herum, aber daran bin ich ja schon gewöhnt. Jim ist erkältet, und Miriam wird immer frecher."
Lydia stellte die Drinks ab und setzte sich neben ihn auf die Couch.
Bei Lydia fühlte sich Foster wohl. Er besuchte sie seit einem halben Jahr, und die fünfzig Pfund, die er für die zwei Stunden bezahlte, in denen er mit ihr zusammen sein durfte, waren für ihn eine gute Geldanlage. Mit ihr konnte er über alles sprechen, auch wenn sie ihn nicht verstand; doch er war froh, daß sie zuhörte. In gewisser Weise war sie für ihn so etwas wie ein Psychiater, und obendrein durfte er noch mit ihr schlafen.
Foster hob sein Glas, prostete ihr zu und trank einen Schluck. Ihre Martinis schmeckten traumhaft. Lydia schlang ihren rechten Arm um seine eine Schulter und rutschte näher. Er spürte den federnden Druck ihrer großen Brüste. Überrascht blickte er die hübsche Farbige an. Es war sonst gar nicht ihre Art, die Initiative zu ergreifen; sonst wartete sie immer, bis er ihr zu verstehen gab, daß es Zeit war, ins Schlafzimmer überzusiedeln.
Ihr Gesicht war grünlich, da gab es keinen Zweifel.
„Du siehst krank aus, Lydia", sagte er.
Sie kam näher, richtete sich etwas auf, und ihre Lippen öffneten sich. Sie hauchte ihn an. Ein süßlicher, betäubender Duft entströmte ihrem Mund.
Fosters Augen wurden glasig. Seine Nasenflügel bebten. Wieder streifte ihn ein Hauch. Er glaubte, sein Kopf würde explodieren. Rote Kreise drehten sich vor seinen Augen. Er versuchte, das Mädchen zur Seite zu schieben, doch seine Bewegungen waren unkontrolliert. Er kippte um und blieb mit geöffnetem Mund liegen.
Wieder ein Opfer für Hekate, dachte Lydia, während sie Fosters Schlips abnahm, seine Jacke auszog und sein Hemd öffnete. Sie schlüpfte aus dem Morgenrock und sah fasziniert zu, wie die spitzen Nadeln aus ihren Brustwarzen kamen. Sekunden später richtete sie sich wieder auf. Sie hatte zwei Alraunensamenkörner in Fosters Bauch gepflanzt.
Eine halbe Stunde später schlug Alan Foster die Augen auf. So wohl hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. Beruhigende Gedanken flossen auf ihn zu.
Er setzte sich auf und blickte Lydia an, die zu seinen Füßen kauerte.
Und plötzlich wußte er alles. Er trug die Saat Hekates in seinem Leib. Er mußte ihr dienen, mußte ihr gehorchen. Und es gab nichts Schöneres auf der Welt.
Vor seinem geistigen Auge sah er Hekate. Ihr rotes Haar, den biegsamen Körper, die grünlich schimmernde Haut. Er war einer der Auserwählten, durch den sie Kraft empfangen würde, Kraft aus dem Samen, der in seinem Körper Alraunenwurzeln sprießen ließ.
Hekate lächelte ihm zu. Ihre Stimme klang sanft. Er war einer der wenigen Auserwählten, dem es gegönnt war, den Samen der Zauberpflanze im Leib zu tragen.
Hekates Bild verblaßte. Er sah Lydia an, die mit verzücktem Gesicht zu seinen Füßen lag. Aus ihrem Nabel wuchs eine schneeweiße Lilie. Die schwarzgrünen Finger des Mädchens liebkosten die Blüte. Dabei seufzte sie leicht. Bald würde es auch bei Foster soweit sein. In einigen Stunden würde aus seinem Bauch eine Blume wachsen.
Glücklich lächelnd schloß er die Augen und gab sich ganz dem Wohlbehagen hin, das ihm die in seinem Körper keimenden Zauberwurzeln bereiteten.
Hekate genoß das Gefühl der Kraft, das der jetzt luftballongroßen magischen Kugel entströmte. In der Kugel sammelten sich die gesamten Ausstrahlungen der Alraunenwurzeln, die ihre Opfer in ihren Leibern trugen. Sie brauchte nur die Hand ausstrecken, und die Kraft strömte auf sie über. Es war wie ein Rausch; sie mußte sich beherrschen, um sich nicht hemmungslos diesem Wonnegefühl hinzugeben. Sie durfte es nicht übertreiben. Die Veränderungen ihres Körpers waren ihr schon aufgefallen. Ihre Haut hatte sich so wie die ihrer Opfer verfärbt. Sie war grünlich geworden. Auch ihre menschliche Gestalt hatte sich etwas verändert. Ihr Gesicht wirkte jetzt irgendwie unfertig, und aus ihren Händen und Füßen wuchsen kleine Alraunenwurzeln.
Für einen kurzen Augenblick berührte sie die Kugel. Ein glühender Funke sprang auf sie über und tauchte ihren Körper in ein
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