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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Besatzungsmitglieder sollen sich in der Messe versammeln. Ich werde eine erste Untersuchung des Falles vornehmen.“
    Auf See vereinigt der Kapitän nach wie vor die Befugnisse vieler Institutionen in seiner Person. Er kann eine Untersuchung in einem Kriminalfall durchführen, falls polizeiliche Unterstützung nicht greifbar ist, und sogar eine Ehe schließen.
    Durch Lautsprecherdurchsagen wurden die Passagiere in die Messe gerufen.
    Das Stimmengewirr verstummte, als der Kapitän die ersten Worte sprach.
    „Meine Damen und Herren“, sagte er in Englisch, „ich habe eine schlimme Neuigkeit für Sie alle. An Bord ist ein Verbrechen geschehen, drei Mitglieder der Besatzung sind ermordet worden.“
    Er schilderte nun in kurzen Worten, wie die Toten gefunden worden waren, und was sich aus dem Zustand der Körper und der Art der Verletzungen schließen ließ.
    „Der Tod ist in der letzten Nacht zwischen 23.00 Uhr und 1.00 Uhr eingetreten“, sagte der Kapitän. „Wer von Ihnen hat den ermordeten Steward oder die beiden Matrosen während dieser Zeit oder kurz zuvor gesehen? Wer kann Angaben machen, die auf die Täter hinweisen, oder wer hat etwas Verdächtiges bemerkt. Mitteilungen werden auf Wunsch vertraulich behandelt. Wenn jemand die Täter benennen oder zur Aufklärung beitragen kann, versichere ich ihm, daß alles getan wird, um ihn vor Repressalien zu schützen. Ich möchte, daß dieses scheußliche Verbrechen an Bord meines Schiffes nicht ungesühnt bleibt.“
    Der Zweite Offizier übersetzte die Rede ins Spanische und wiederholte sie dann noch einmal in Tagalog. Danach stellte sich heraus, daß niemand etwas bemerkt hatte.
     

     
    Zehn Minuten nach 15.00 Uhr beendete der Kapitän die Versammlung. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder verließen die Messe und suchten die Bars und Restaurants auf, oder sie erörterten an Deck oder am Swimmingpool den dreifachen Mord.
    Kapitän Rizar erhielt vom Funker drei Meldungen. In der ersten bedauerte die Reederei den Zwischenfall, zeigte sich gebührend entsetzt und fragte an, ob der Kapitän die Kreuzfahrt unterbrechen und nach Manila zurückkehren wolle. In der zweiten erklärte die Marine, sie sei nicht zuständig, aber zur Hilfeleistung bereit, falls sich an Bord Schwierigkeiten ergeben sollten, mit denen der Kapitän nicht fertig werden könne.
    Die dritte schließlich kam von der staatlichen Polizei. Inspektor Dolezal von der Abteilung für Kapitalverbrechen in Cebu fragte an, ob der Kapitän mit der Marcos III Cebu anlaufen wolle oder ob er mit ein paar Beamten per Wasserflugzeug an Bord gehen solle.
    Kapitän Rizar teilte der Reederei mit, er werde die Kreuzfahrt fortsetzen, dankte der Marine für ihre Hilfsbereitschaft und bat Inspektor Dolezal, an Bord zu kommen und die Untersuchung des Mordfalles zu übernehmen.
     

     

Am nächsten Morgen gegen 10.00 Uhr wasserte ein Schwimmerflugzeug neben der Marcos III. Drei Männer ruderten mit einem Schlauchboot zum Schiff herüber, das die Maschinen gestoppt hatte. Die drei Männer gingen an Bord, und der Kapitän begrüßte sie.
    Inspektor Dolezal, der Leiter des Drei-Mann-Teams, war ein großer, schwergewichtiger Philippino Mitte Vierzig mit bereits ergrautem Haar. Er machte einen sehr umgänglichen und fast gemütlichen Eindruck. Erst auf den zweiten Blick hin bemerkte man, daß seinen kleinen, flinken Augen so schnell nichts entging, und daß er ein Mann war, der schnell und kompromißlos zu handeln vermochte.
    Die beiden Männer, die den Inspektor begleiteten, waren sein Assistent Daxos und ein Polizeisergeant namens Luicipio. Sie sahen sich den Tatort und die Toten an, die wegen der tropischen Hitze schon seit dem Vorabend in Zinksärgen lagen. Der Tathergang wurde rekonstruiert und Fotos wurden gemacht.
    Eduardo Diaz wurde eingehend verhört, gab sich aber unwissend und ahnungslos. Inspektor Dolezal und seine beiden Mitarbeiter befragten dann die Besatzung und die Passagiere. Dolezal war entschlossen, sich jeden einzelnen an Bord vorzunehmen, bis er einen Hinweis erhielt oder auf eine Spur stieß.
    Der Kapitän verkündete, daß Zamboanga auf Mindanao nicht angelaufen würde. Die Gefahr, daß die Mörder von Bord verschwinden könnten, erschien dem Inspektor zu groß. Sonst aber hatte die Ermittlungsarbeit, von den Befragungen abgesehen, keine Auswirkungen auf das Bordleben.
    Die Atmosphäre an Bord war von Mißtrauen und Angst geprägt. Schlagartig war die zuvor so heitere und unbeschwerte Urlaubsstimmung

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