096 - Kreuzfahrt des Grauens
Held. Während er noch unschlüssig dastand, kamen zwei Matrosen, die die Öltanks überprüft hatten.
„Na, Orlando, was ist los?“ fragte einer der beiden kräftigen Matrosen.
Der Steward schilderte nun, was er gesehen hatte.
„Das werden wir gleich haben“, war die Antwort auf das Gehörte. „Komm, Diosdado, sehen wir uns im Laderaum VIII um.“
Die beiden Matrosen und der Steward betraten den Laderaum. Das Licht funktionierte nicht. Einer der Matrosen knipste seine Taschenlampe an. Er leuchtete umher.
Der Lichtstrahl glitt über Kisten und Kartons, die gestapelt und mit Seilen und Netzen zusammengebunden waren. Zwischen der Ladung gab es mehrere Durchgänge.
Die drei Männer betraten den letzten Quergang. Der Lichtschein traf vier Gestalten, die dort beieinander standen und in eine Unterhaltung vertieft waren. Eduardo Diaz blinzelte erschrocken ins Licht. Seine Kumpane kehrten den drei Besatzungsmitgliedern den Rücken zu.
Es waren seltsame Erscheinungen, zwei davon in schreiend bunte Gewänder gehüllt. Eine der Gestalten hatte einen Turban auf dem Kopf. Die dritte Erscheinung war hochgewachsen und ganz in Schwarz gekleidet. Ein federgeschmückter Hut mit breiter Krempe saß auf ihrem Kopf.
„Was soll das sein, ein Maskenfest?“ fragte der Matrose Diosdado ärgerlich.
Und Palo, der zweite Matrose, rief: „He, ihr da, was habt ihr hier zu suchen?“
Die drei Gestalten drehten sich um. Die beiden Matrosen und der Steward schrien auf. Für einen Augenblick beleuchtete der Lichtkegel der Taschenlampe drei verwitterte Mumiengesichter mit gebleckten Zähnen. Aus leeren Augenhöhlen funkelte es rot.
Palo ließ die Taschenlampe fallen.
„Heilige Mutter Gottes! Wir sind verloren!“
Mit metallischem Schaben zogen die drei Furchtbaren ihre Säbel und Degen blank. Sie kamen auf die vor Schreck erstarrten Besatzungsmitglieder zu.
„Bringt sie um!“ kreischte Diaz. „Sie dürfen nichts verraten!“
In der Dunkelheit kamen die Ungeheuer näher. Ihre Augen glühten in der Finsternis.
Der Steward faßte sich als erster. Mit einem irren Schrei wandte er sich um und raste auf die Tür zu. Die beiden Matrosen ergriffen gleichfalls die Flucht vor den unheimlichen Angreifern. Der eine kauerte sich zwischen die Ladung.
Der andere rannte in seiner Panik in die falsche Richtung und stand dann vor der massiven, stählernen Wand. Er trommelte mit den Fäusten dagegen und schrie um Hilfe. Ein rotglühendes Augenpaar näherte sich ihm.
Der Steward versuchte mit zitternden Fingern, die schwere Eisentür des Laderaums zu öffnen. Bevor er es geschafft hatte, war der Schwarzgekleidete hinter ihm. Der Steward wimmerte vor Furcht, die Augen traten ihm aus den Höhlen.
„Nein! Nein! Nein!“
Der Degen zischte zweimal durch die Luft. Röchelnd brach der Steward zusammen.
Der Matrose, der sich versteckt hatte, starb als nächster. Ein scharfer Säbel fetzte durch die Maschen des Netzes. Brüllend richtete der Matrose sich auf, und ein Blutstrahl schoß aus seinem abgehauenen Arm.
„Orlando! Diosdado! Helft mir! Helft mir doch!“
Er sah in die glühenden Augen vor sich, dann wurde ihm der Schädel gespalten.
Der zweite Matrose, der letzte Überlebende, zog mit dem Mut der Verzweiflung sein Messer. Seine Augen irrten umher, auf der Suche nach einem Ausweg. Es gab keinen!
Es war eine Situation wie in einem Alptraum. Hinter dem Mann die stählerne Wand, zu beiden Seiten die bis zur Decke gestaute Ladung. Vor ihm, langsam näherkommend, eine grausige Erscheinung.
„Geh weg!“ schrie der Matrose. „Geh weg!“
Er konnte das mumifizierte Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er hatte es zuvor für eine Sekunde gesehen.
Er wich zur Seite, und die Säbelspitze klirrte neben ihm gegen die Stahlwand. Fast irrsinnig vor Angst stieß der Matrose sein Messer vor.
Er traf den Körper des Unheimlichen, wieder und wieder. Er spürte, wie die Klinge eindrang. Ein böses, gereiztes Knurren wurde laut.
„Stirb!“ rief der Matrose. „So stirb doch endlich, du Ungeheuer!“
Die Messerstiche konnten die Horrorgestalt nicht fällen.
Zwei weitere glühende Augenpaare kamen in der völligen Finsternis des Laderaums näher, und Degen schwirrten nieder. Der Matrose brüllte auf. Er wurde förmlich in Stücke gehackt.
Palo verblutete am Boden des Laderaums. Das letzte, was er sah, waren drei glühende Augenpaare.
Eduarde Diaz trat heran, die Taschenlampe in der Hand. Er leuchtete auf den in einer großen
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