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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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von ihnen war Eduardo Diaz. Dem fetten Zauberkünstler ging es wie seiner Nichte, es war ihm furchtbar übel. Kalter Schweiß stand auf seinem schwammigen Gesicht. Bei dem ständigen Schlingern und Rollen schienen seine Eingeweide sich nach außen zu kehren.
    Der Magier starrte hinaus auf die haushohen Wellen, auf den düsteren, von Blitzen erhellten Himmel.
    „Kommt endlich!“ murmelte er. „Los, kommt, bei Schinsang. Kommt, die ich euch aus dem Abgrund der Hölle beschworen habe.“
     

     

Inspektor Dolezal stand mit dem Kapitän und den Offizieren auf der Brücke, denn er wollte sich das Erlebnis einer Sturmfahrt nicht entgehen lassen. Obwohl er von hier aus einen viel besseren Überblick über die tobende See hatte als die in ihren Kabinen eingepferchten Passagiere, oder gerade deshalb, verspürte Dolezal keinen Augenblick Angst.
    Kapitän Rizar gab seine Anordnungen ruhig und bestimmt. Er war Herr der Situation. Der Rudergänger legte das Schiff in den angegebenen Kurs. Er vollführte die Manöver, die Rizar anordnete. Der Kapitän hatte in der Sturmnacht nichts mehr von einem eleganten Salonlöwen an sich.
    Er zeigte, daß er mit Leib und Seele ein Seemann war. Die drei Offiziere versahen ruhig ihren Dienst.
    Die Radaranlage war in Betrieb. Dolezal sah den grünen Strahl über die Fläche des Radarschirms huschen. Er wurde von keinem gefährlichen Objekt reflektiert.
    „Kurs ist frei“, meldete der Radarbeobachter auf alle Rückfragen des Ersten Offiziers.
    Eine wilde Freude erfüllte Dolezal. Der Inspektor fühlte sich sicher, und er konnte das Toben der Elemente genießen. Er gehörte zu den Menschen, die in einer Sturmnacht ein herrliches Erlebnis sahen.
    Plötzlich aber schrie der Mann am Radarschirm auf.
    „Schiff backbord voraus. Auf Kollisionskurs.“
    Rizar sprang zum Radarschirm. Nun sah es auch der Inspektor. Dicht bei dem Zentrum, wo die Marcos III sich befand, erschien ein heller Fleck. Er leuchtete noch eine kurze
    Zeitspanne nach, als er vom Radarstrahl abgetastet worden war.
    „Verdammt, Mann, wie konnte das passieren?“ schrie Rizar. „Haben Sie geschlafen? Wo kommt das Objekt her?“
    „Ich weiß es nicht, Kapitän. Ich habe den Radarschirm keinen Augenblick aus den Augen gelassen. Plötzlich war es da, von einer Sekunde zur andern.“
    „Lügen Sie nicht. Das ist ein mächtig großer Körper mit mindestens zweitausend Bruttoregistertonnen. Der kann doch nicht vom Himmel gefallen sein.“
    „Kapitän, ich schwöre Ihnen…“
    „Halten Sie den Mund! Was, zum Teufel, ist das? Ein Schiff aus Metall jedenfalls nicht. Wenn wir hier nicht in der tropischen Sulusee wären, würde ich sagen, das ist ein Eisberg, oder vielleicht ein Segelschiff?“
    Larry Ridderboom, der Erste Offizier, grinste.
    „Ein Segler bei der Windstärke und im 20. Jahrhundert, Kapitän? Das ist doch wohl absurd.“
    „Das weiß ich selbst. Ich habe nur laut gedacht, Mr. Ridderboom.“
    Im gleichen Moment zuckte eine Serie von Blitzen auf. In ihrem grellen Schein erkannten die Männer auf der Brücke eine trotz des Sturms mit vollen Segeln dahin jagende dreimastige Galeone. Die Besatzung stand im Toben der Elemente an Deck.
    „Das ist doch unmöglich!“ stieß der Kapitän hervor. „Ich träume. Ein Spuk!“
    „Ich sehe es auch“, sagte der Zweite Offizier. „Hol mich der Teufel!“
    Die Galeone jagte nun vor der Marcos III mit gleicher Geschwindigkeit dahin. Die Blitze hörten auf, doch trotzdem war das Geisterschiff noch deutlich zu sehen. Es war von einem düsteren Licht umgeben.
    Die Galeone fiel etwas zurück und war nun auf gleicher Höhe mit der Marcos III, fast Bord an Bord. Obwohl die tobenden Elemente die Masten der Galeone mit den hohen Aufbauten hätten knicken, die Segel wie Papier zerfetzen und die Männer über Bord spülen müssen, geschah nichts dergleichen.
    Unbeweglich stand die Mannschaft des Seglers, wie erstarrt. Fassungslos sahen die sechs Männer auf der Brücke zu dem Geisterschiff hinüber.
    Die Mannschaft der Galeone war bunt und farbenprächtig gekleidet. Die Gesichter der Männer waren in dem düsteren Licht nicht zu erkennen, wohl aber, daß sie Säbel und Degen trugen. Die Geschützpforten der Galeone standen offen, und aus ihnen floß das Wasser.
    Auf der Brücke war ein in chinesische Gewänder gehüllter Mann am Steuerruder festgebunden. Vor ihm stand eine große, schwarzgekleidete, schlanke Erscheinung mit breitkrempigem Hut.
    „Was mögen das für Leute sein, die

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