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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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meinem Schreibtisch“, sagte der Inspektor. „Der Anblick dieser Mumien an Bord der Galeone war das Schrecklichste, was ich je in meinem ganzen Leben gesehen habe.“ Er wandte sich an den Mann am Radarschirm, dessen Gesicht von dem grünlichen Widerschein beleuchtet wurde. „Wessen Schiff war das?“ fragte er.
    „Das war die Galeone von Henri DeVries“, sagte der Mann. „Das Schiff des verfluchten Korsaren.“
     

     
    Das Auftauchen des Geisterschiffes war am nächsten Tag das bevorzugte Gesprächsthema an Bord. Der Kapitän und Inspektor Dolezal hatten die Männer auf der Kommandobrücke zwar zum Schweigen verpflichtet, aber auch andere Besatzungsmitglieder und Passagiere hatten die Galeone und ihre Besatzung gesehen.
    Es ließ sich nicht geheim halten. Auf der Marcos III breitete sich das Grauen aus. Walter Martin und Gichin Yanakawa, dessen Kabine sich neben der Martins befand, und der gleichfalls das Geisterschiff erblickt hatte, gingen zu Inspektor Dolezal. Sie teilten ihm mit, daß sie den schwarzgekleideten, von einem dämonischen Leben erfüllten Kapitän der Galeone an Bord der Marcos III vor sich gehabt hätten. Er sei es gewesen, der versucht hatte, Eduardo Diaz zu töten.
    Der Inspektor nahm die Aussagen Martins und Yanakawas zur Kenntnis. Er dankte den beiden Männern. Als sie den kleinen Salon verlassen hatten, der dem Inspektor an Bord der Marcos III als Büro diente, saß Dolezal lange Zeit in Gedanken versunken da.
    Er entschloß sich schließlich, Eduardo Diaz noch einmal holen zu lassen, obwohl er sich wenig davon versprach.
     

     
    An diesem Tag war die See wieder spiegelglatt. Das Unwetter hatte kurz nach Mitternacht seinen Höhepunkt erreicht und war dann recht schnell abgeflaut. Die wenigen Schäden an Bord der Marcos III konnten schnell behoben werden.
    Am Mittwoch dieses Tages gingen Martin, Sue, Yanakawa und Harriet in Hyun Yat Sens Kabine, um seiner Einladung zu folgen. Sues Innenleben war zwar noch reichlich durcheinander, aber sie hatte schon wieder Appetit. Harriet hatte den Sturm besser überstanden als Sue.
    Sie turtelte wieder mit Yanakawa. Äußerlich konnte man sich kein unterschiedlicheres Paar vorstellen, trotzdem harmonierten sie ausgezeichnet.
    In Hyun Yat Sens Kabine war ein feudales Mahl mit acht Gängen vorbereitet. Der alte Chinese hatte keine Mühe und keine Kosten gescheut, um seinen Gästen etwas Besonderes zu bieten. Nach diversen Vorspeisen gab es China-Ente, eine Spezialität der chinesischen Küche. Die gebratene Ente wurde ohne Knochen mit allerlei Zutaten serviert. Eine blutjunge Chinesin servierte.
    Hyun Yat Sen hatte sie als Doo Chee Minh vorgestellt, seine jüngste Frau und die Freude seines Alters, wie er es ausdrückte. Während der Unterhaltung kam Martin zu der Überzeugung, daß der alte Chinese mit dem würdevollen Gehabe, der blumigen Sprache und der unentwegten Freundlichkeit es faustdick hinter den Ohren hatte. Hyun Yat Sen kannte alle Börsenkurse und hatte die Aktienkurse der bedeutendsten Weltfirmen im Kopf. Nebenbei erwähnte er einige Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten in Hongkong, auf den Philippinen und Malaysia, die Martin liebend gern wahrgenommen hätte.
    Leider fehlten ihm Zeit und Geld dazu.
    Harriet war es, die das Gespräch auf die Geistergaleone brachte. Ein Schatten glitt über Hyun Yat Sens lächelndes Gesicht.
    „Eine sehr, sehr schlimme Sache ist das“, sagte er. „Das Auftauchen des Geisterschiffs bedeutet Tod und Unglück. Ich kenne die Sage von Henri DeVries nur bruchstückweise, aber was ich weiß genügt, um mein Herz mit Angst und Sorge zu erfüllen.“
    Das Essen war beendet. Hyun Yat Sens geräumige Luxus-Doppelkabine besaß einen Salon, in den die drei Männer und die beiden Frauen sich zurückgezogen hatten. Martin und Harriet rauchten. Sie alle hatten Drinks vor sich stehen. Hyun Yat Sen und Yanakawa hielten sich an japanischen Sake, der über kleiner Flamme erhitzt wurde.
    „Ich kenne die Sage von Henri DeVries“, sagte Sue Diaz. „Meine alte Amme hat sie mir erzählt, als meine Eltern noch lebten. Sie wurde gescholten, weil sie mich kleines Kind mit solchen Schauergeschichten erschreckt hatte. Und ich konnte nächtelang nicht schlafen, weil ich immer den verfluchten Korsaren vor Augen hatte. Nachts schrie ich im Schlaf, weil ich träumte, er und seine Mannschaft kämen, um mich zu holen.“
    „Würdest du uns die Sage erzählen?“ fragte Yanakawa. „Sie interessiert mich sehr, denn sie spielt

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