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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas passiert, Jane!«
    »Ja.«
    »Und was?«
    Jane Collins drängte sich an der Freundin vorbei ins Haus. »Wir müssen weg!« erklärte sie nur.
    »Wie? Von hier?«
    »Ja, verdammt, von hier! Komm! Laß alles liegen und stehen. Ich hole Tarling.«
    »Aber warum so plötzlich?« Jane drehte sich vor der Wohnzimmertür noch einmal um. »Das kann ich dir sagen. Die Schatten sind da. Und sie nähern sich nicht nur dem Ort, sondern auch diesem Haus.«
    Die Nachricht schlug bei Muriel Shannon ein wie eine Bombe und machte auch sie sprachlos.
    Jane konnte sich um die Frau nicht kümmern. Gordon Tarling war jetzt wichtiger. Er durfte auf keinen Fall allein hier im Haus zurückgelassen und zum Opfer der Schatten werden.
    Gordon Tarling saß nicht mehr in seinem Sessel. Er war aufgestanden und an das Fenster getreten. Er war auch nicht mehr still, denn er sprach mit sich selbst. Was er sagte, konnte Jane nicht verstehen. Selbst als sie neben ihm stand und ihm eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte, bekam sie nichts mit.
    »Bitte, Mr. Tarling. Sie müssen jetzt ganz ruhig bleiben und alles tun, was ich sage.«
    Er hatte schon begriffen, denn er drehte sich freiwillig von der Scheibe weg, um Jane ins Gesicht zu schauen. »Haben Sie die Schatten gesehen?«
    »Das habe ich.«
    »Sie kommen, nicht wahr?«
    »Ja, sie sind unterwegs. Deshalb sollten wir aus Sicherheitsgründen verschwinden.«
    »Fliehen, meinen Sie?« Er blieb sehr ruhig, was Jane natürlich wunderte.
    »Wenn Sie so wollen - ja.«
    Tarling schüttelte den Kopf. »Nein, meine Liebe, nein. Das werde ich nicht tun. Ich bin der Vater, und ich werde nicht vor meinen vier Söhnen fliehen, wie immer sie auch aussehen mögen. Ich werde bleiben. Ich werde mich ihnen stellen, und ich werde sie fragen, was mit ihnen tatsächlich geschehen ist.«
    Jane wollte erst lachen, dann unterdrückte sie die Anwandlung.
    »Glauben Sie denn, daß Ihnen eine Antwort gegeben werden wird? Glauben Sie das wirklich, Mr. Tarling?«
    »Warum nicht?« Sein Gesicht zeigte einen schon sturen Ausdruck. »Es sind meine Söhne, das dürfen Sie nicht vergessen. Meine Kinder. Ich bin ihr Erzeuger. Ich bin nach dem Tod meiner Frau für sie verantwortlich gewesen, das müssen Sie begreifen.«
    »Gut, einverstanden. Ich begreife es. Aber Sie müssen auch zur Kenntnis nehmen, daß Sie mit Ihren Söhnen nicht mehr reden können wie früher, Mr. Tarling.«
    Er blieb stur und sagte: »Auch als Geister werden sie ihren Vater noch erkennen.«
    »Das ist Unsinn. Befreien Sie sich von dem Gedanken, Mr. Tarling. Es ist alles anders geworden.«
    Der Mann wischte über seine Augen. In der Kehle spürte er das Kratzen.
    Er mußte sich räuspern, um sprechen zu können, dann senkte er den Kopf, wobei er gleichzeitig nickte. Jane ging davon aus, daß er sich entschlossen hatte, und sie wurde auch nicht enttäuscht, allerdings konnte ihr die Antwort des Mannes nicht gefallen.
    »Ihr könnt fahren. Ich bleibe hier. Ich warte auf meine Söhne. Ich werde hier sitzen und mit ihnen reden. Sie werden auf mich, ihren Vater, hören, auch wenn sie noch so verändert sind.«
    Jane verdrehte die Augen. Es war furchtbar. Sie bekam einfach diesen Mann nicht in den Griff. Sollte sie ihn niederschlagen und mit Gewalt aus dem Haus zerren?
    Das war keine Lösung. Er mußte überzeugt werden und erkennen, daß es für alle am besten war, wenn er zusammen mit den Frauen floh. Sie öffnete den Mund, um es noch einmal zu versuchen, aber Gordon Tarling schüttelte den Kopf.
    »Nein, Jane, nein. Sie haben keine Chance. Ich bin ein irischer Dickschädel. Ich habe mich einmal festgelegt, und dabei bleibe ich. Auch wenn es für Sie bitter ist.«
    »Bitter für mich?«
    »Für wen sonst?«
    »Nein, Mr. Tarling, da irren Sie. Es wird nicht bitter für mich, sondern für Sie. Das dürfen Sie nie vergessen. Ich kann mich in meinen Wagen setzen und verschwinden. Aber Sie werden die Hölle erleben, wenn Sie hier im Haus bleiben.«
    »Das kann mich nicht schrecken, wo ich als einziger aus der Familie noch übriggeblieben bin?«
    Jane begriff, daß sie keine Chance hatte. Dieser Mann war zu einem Fatalisten geworden. Schrecken konnte ihn nichts mehr. Er hatte seine Frau und seine Söhne verloren. Für ihn war das Leben so gut wie sinnlos geworden. Er wollte nicht mehr. Er wollte sich auch nicht den Problemen stellen, sondern seinen eigenen Weg gehen.
    »Sie bleiben also?«
    »Ich bleibe.«
    Jane wollte ihm antworten, als sie einen Schrei hörte.

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