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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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er dich nur ausnutzen, dir deine Macht stehlen. Ich werde es dir beweisen, wenn du mir folgst.«
    »Warum sollte ich dir vertrauen?«, wollte er wissen.
    »Warum vertraust du Asmodis?«, fragte sie zurück. »Er dient nur LUZIFER, auch wenn der nicht mehr existiert. Für ihn würde er dich jederzeit ohne zu zögern hintergehen.«
    Fu Long überdachte ihre Behauptung. Er hatte keine Ahnung, wer sie war und was sie alles wusste, aber an dem, was sie sagte, war etwas Wahres dran. Allein kam er auch nicht weiter. Er schenkte ihren Worten nicht uneingeschränkt Glauben, aber er traute auch Asmodis nur bis zu einem gewissen Grad. Der Erzdämon verhielt sich tatsächlich äußerst fanatisch, wenn es um die Hölle ging, an deren Untergang er Schuld trug, da hatte seine neue Bekanntschaft nicht ganz unrecht.
    Er beschloss, Asmodis zur Rede zu stellen und abzuwarten, was dabei herauskam. »Weißt du, wo Asmodis sich gerade aufhält?«, fragte er.
    »Ich kann dich zu ihm bringen«, sagte sie und ging voraus. Fu Long folgte der Frau, die das Ebenbild seiner verlorenen Geliebten war.
    Er war dankbar, dass er nun für eine Weile einfach hinter ihr hergehen konnte, ohne ihr schönes Gesicht sehen zu müssen.
    ***
    »Du hast mich verraten, Asmodis«, erklang die Stimme des HÖLLENKAISERS LUZIFER.
    »Nein, das würde ich niemals tun!«, erwiderte der Dämon verzweifelt.
    LUZIFER sah unerbittlich auf ihn herab. Er war gewaltig und so schön wie eh und je, und nichts erinnerte mehr an den schrecklich entstellten Anblick, den er kurz vor seiner Vernichtung geboten hatte. »Du bist ein Verräter und ein Versager! Wie konntest du mich nur so enttäuschen?«, donnerte er.
    »Das lag nie in meiner Absicht. Bitte glaube mir, mein KAISER, ich habe stets alles getan, um deinen Wünschen gerecht zu werden. Ich habe einen Fehler gemacht, einen unverzeihlichen Fehler, und wenn du mich dafür bestrafen willst, dann ist das dein gutes Recht. Aber ich habe dich nicht verraten. Meine Treue dir gegenüber übersteigt alles! Ich diene dir mit allem, was ich bin!«
    »Schweig, du unfähiger Narr!«, erschallte es von allen Seiten aus der Dunkelheit, die Asmodis und seinen KAISER umgab. »Wer mir wirklich dienen will, kann es sich nicht leisten, einen Fehler zu machen. Seit Ewigkeiten erneuere ich mich, indem ich in den Körper meines Nachfolgers übergehe und noch nie hat mir jemand in meinen Diensten den falschen Körper gebracht und meine Erneuerung so verhindert. Und auf diese Weise meinen Tod herbeigeführt. Du hast mich vernichtet!«
    »Nichts quält mich mehr als der Gedanke, dass ich für deinen Tod verantwortlich bin, mein KAISER«, wimmerte Asmodis. »Doch ich habe es nicht beabsichtigt.«
    »Das spielt nun auch keine Rolle mehr«, meinte LUZIFER kühl. »Für dein Verhalten gibt es nur eine Strafe.«
    Noch während er die Worte aussprach, fuhr eine riesige brennende Hand von oben herab. Sie schien aus dem Nichts zu kommen und schloss sich fest um Asmodis' Kopf. Die einzelnen Finger drückten langsam zu. Der Erzdämon war bereit, seine Strafe zu erhalten. Er wollte nicht sterben, doch wenn LUZIFER es für angemessen hielt, würde er sich in sein Schicksal fügen und seine Schuld so begleichen. Die Finger brannten sich langsam in seinen Schädel, und der Dämon schrie vor Schmerz, auch weil er wusste, dass LUZIFER an seiner Qual Gefallen finden würde.
    Er wollte seinem Herrn die Freude, die er ihm durch das Ende seiner armseligen Existenz bereiten konnte, nicht verwehren.
    ***
    Stechende Kopfschmerzen rissen Asmodis aus der Bewusstlosigkeit. Er schnappte nach Luft und blinzelte hektisch. Ein Zittern durchfuhr ihn, als er die Bilder seiner Vernichtung erneut vor seinem inneren Auge sah. War das ein Traum gewesen? Oder gar eine Vision? War es ein Hinweis darauf, dass sich LUZIFERS Geist ganz in der Nähe befand und ihn für sein Versagen bestrafte, indem er ihm sein Ende zeigte, bevor es wahrhaftig eintraf? Oder war es nur seine eigene Angst, erneut zu versagen, die diese Bilder in ihm hervorrief?
    Ich wünschte, LUZIFER hätte mich tatsächlich vernichtet , dachte er reumütig. Dann wäre mir dieser ganze Schlamassel erspart geblieben. Wenn es mir gelingt, ihn ins Leben zurückzuholen, hätte er immer noch jedes Recht, mich auszulöschen oder mich für immer mit meiner Schande weiterleben zu lassen. Aber dafür muss ich ihn erst mal finden.
    Er schüttelte den Traum - oder was immer es gewesen sein mochte - ab und versuchte, sich zu orientieren,

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