0960 - In den Nebeln
Teil seines Gehirns endgültig.
***
Fu Long hatte langsam genug von der ewig gleichen Aussicht.
Jede Straße, in die er einbog, bot wieder nur ehemalige Häuser, die unter Massen von Schlingpflanzen begraben waren, und obwohl er sich den Weg eingeprägt hatte und wusste, dass er definitiv nicht im Kreis gelaufen war, kam er sich doch ein wenig so vor wie in einem Labyrinth - ein Labyrinth, in dem die Wände lebten und sich ständig veränderten. Er sah keinen Sinn mehr darin, noch weiter zu gehen und beschloss umzukehren. Vielleicht hatte Asmodis ja mittlerweile etwas gefunden. Wenn nicht, würde der Erzdämon zwar doppelt verärgert sein, weil auch Fu Long nichts vorzuweisen hatte, aber das kümmerte den Fürsten der Finsternis nicht. Er war nur besorgt, dass er immer noch keine Lösung für sein Problem gefunden hatte. Er war von Anfang an nicht überzeugt gewesen, dass an diesem Ort eine neue Hölle entstand oder gar LUZIFER noch irgendwo existierte, doch er war bereit gewesen, sich auf diese Suche einzulassen, um sein eigenes Reich zu schützen. Vielleicht war für ihn noch nicht alles verloren. Die Macht an diesem Ort zog viele Dämonen an. Wenn er diejenigen, die nach Choquai kamen, hierher umlenken konnte, oder vielleicht seine Stadt mit einem Schutzzauber belegte, der verhinderte, dass die Energien, die die Dämonen anlockten, nach draußen gelangten, könnte er sein Problem auch ohne eine neue Hölle lösen. Zugegeben, es wäre nur eine provisorische Lösung, die vermutlich nicht bis in alle Ewigkeit funktionieren würde. Schließlich konnte niemand sagen, was genau dieser Nebel war, und was mit ihm passieren würde - aber für eine Weile würde es genügen, um in seinem Reich wieder Ruhe und Frieden einkehren zu lassen. Dann würde er Zeit haben, weitere Nachforschungen anzustellen, um eine endgültigere Methode zu finden, alles wieder in Ordnung zu bringen. Ja, diese Vorgehensweise schien vernünftig…
Ein Stich ging durch sein Herz, als völlig unvermittelt eine Person aus dem Nebel weiter vor ihm trat und zielstrebig auf ihn zukam. Sie war noch einige Meter entfernt, doch er erkannte sie umgehend.
Er hätte sie überall erkannt. Jin Mei.
Aber das war unmöglich. Jin Mei war tot. Lucifuge Rofocale hatte sie getötet. Fu Longs Verstand war das völlig klar, doch sein Herz wollte glauben, was seine Augen sahen. Die kleine Chinesin stand nun vor ihm und verneigte sich leicht. Er wollte sie berühren, doch er wagte es nicht. Etwas in ihm hielt ihn zurück, warnte ihn davor, diesen Fehler zu begehen, bevor er nicht wusste, wen oder was er da tatsächlich vor sich hatte.
Er spürte, wie die Trauer, die Jin Meis Verlust in ihm ausgelöst hatte, wieder in ihm aufstieg und kämpfte dagegen an, um einen klaren Kopf zu bewahren.
»Wer bist du?«, fragte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein gebrochenes Flüstern.
»Erkennst du mich denn nicht?«, erwiderte die Frau und schien verwundert.
»Du bist nicht Jin Mei. Du magst aussehen wie sie, aber du bist es nicht.« Fu Longs sprach die Worte fest und entschlossen aus, aber in seinem Innern spürte er, dass ihm die Überzeugung fehlte. Ein kleiner nagender Zweifel blieb. Konnte sie es doch sein? War es irgendwie möglich? Handelte es sich um ihren Geist? Die Person vor ihm wirkte so real, aber was, wenn es doch Jin Meis Geist war? Schließlich schlug er jegliche Vorsicht in den Wind, streckte eine Hand aus und berührte sie an der Schulter. Er fühlte weichen Stoff und darunter warmes Fleisch. Also war sie real! Und das bedeutete, dass sie nicht Jin Mei sein konnte, was immer sie sonst sein mochte. Er wollte seine Hand enttäuscht zurückziehen, als sie danach griff und sie an ihr Gesicht drückte. Erneut überkam ihn tiefe Trauer, und er entriss ihr seine Hand mit einem heftigen, fast panischen Ruck und wich vor ihr zurück. »Du bist nicht Jin Mei!«, wiederholte er und betonte dabei jedes einzelne Wort.
Sie lächelte. »Ich kann alles sein, was du willst.«
»Dann sag mir, was du bist«, forderte er.
»Ich bin diejenige, die dir geben kann, was du suchst.«
»Und was suche ich?«
»Wenn es nicht das hier ist«, sagte sie und deutete dabei auf sich selbst, »dann muss es Frieden sein, denn eine andere Sehnsucht kennst du nicht. Doch du wirst keinen Frieden erlangen, indem du dem Dämon folgst.«
»Asmodis?« Fu Long war überrascht. Was wusste dieses Wesen über ihn und Asmodis?
»Er ist falsch, verlogen, sagt, er braucht deine Hilfe, dabei will
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