0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
war der Ort als Müllkippe und Hundeklo zweckentfremdet worden.
Ich stellte den Rover schließlich neben einer schmalen Feuerwehrzufahrt ab und stieg als erster aus.
Suko hatte Jason Leary die Tür geöffnet. Der Mann traf noch keinerlei Anstalten, den Wagen zu verlassen. Er saß gebückt und mit angezogenen Knien auf der Rückbank und schaute Suko erst gar nicht an.
»He, was ist los mit Ihnen, Mr. Leary? Wollen Sie nicht aussteigen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Warum denn?«
»Ich weiß nicht, ob ich alles richtig mache. Ob es gut ist, James Jarrel zu besuchen. Ich komme mir immer mehr wie ein Verräter vor, je länger ich darüber nachdenke.«
»Unsinn! Sie haben genau das Richtige getan. Jetzt kommen Sie endlich raus da!«
Jason Leary seufzte. Er bewegte sich sehr langsam, als wollte er überhaupt nicht in die Kälte hinein.
Seinen Mantel hatte er mitgenommen und streifte ihn über. Auch er war dunkel, und der Hut paßte natürlich dazu.
Zehn Häuser hätte ich gezählt. Sie lagen unter einem grauen Himmel und sahen selbst sehr grau aus.
Bei diesem naßkalten Wetter sahen wir nur wenige Menschen im Freien. Zumeist Frauen, aber auch kleine Kinder, die noch nicht in die Schule mußten.
Die kahlen Gerippe der Bäume reichten kaum hoch bis zu den Dachrändern. Sie glichen mehr einem zu hoch gewachsenen Gestrüpp und standen dort, wo die Zufahrt zur Straße begann. Das hier war eine kleine Insel, um die der Verkehr rollte.
Zum Glück hatten alle Häuser Nummern, und die waren auch lesbar. Wir mußten in das Haus mit der Nummer acht und noch etwas laufen, da wir von der verkehrten Seite her kamen.
Der Prediger lief zwischen uns her. Den Kopf hielt er gesenkt, obwohl er einen Hut trug. Mir und Suko wehte der Wind die Haare hoch und strich kühl über unsere Kopfhaut.
Zwei Frauen, die zusammenstanden und beide Einkaufswagen festhielten, schauten uns verwundert an, als wir an ihnen vorbeigingen. Dieser Hauptweg führte an den Schmalseiten der Häuser entlang.
Über kleine Wege kam man bis an die Eingänge heran.
Das Haus Nummer acht unterschied sich in nichts von den anderen. Wir blieben vor der Haustür stehen und stellten fest, daß James Jarrel in der ersten Etage wohnte.
Zu klingeln brauchten wir nicht, denn die Haustür war nicht geschlossen. Wir gelangten in einen düsteren Flur, dessen Wände beschmiert waren.
Am Beginn der Treppe stand ein Fahrrad. Es war am Geländer angekettet worden.
Schon auf dem Weg in die erste Etage hörten wir die Stimme der Frau. Sie rief immer wieder Jarrels Namen. »Was ist denn, James? Melde dich!«
Wir gingen weiter. Suko holte tief Luft. »Sieht nicht gut aus, John. Da ist etwas passiert. Kann durchaus sein, daß wir in einen Sumpf hineinfassen.«
»Nur wegen der Frau?«
»Ist das normal?«
»Wir werden mit ihr reden.«
Leary sagte nichts. Er hielt sich hinter uns. Nur manchmal stöhnte er leise.
Natürlich hatte uns die Frau längst gesehen. Und sie schaute nicht gerade freundlich, als wir in ihr Blickfeld gerieten. Drei Fremde waren ihr schon suspekt. Dann wunderte sich die Frau noch mehr, als wir in ihrer Nähe stoppten.
»Bitte?« fragte sie.
Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Das beruhigte sie. Wir erfuhren ihren Namen. Sie hieß Doris Porter und wohnte eine Etage über Jarrel. Ich schätzte sie auf fünfzig Jahre, auch wenn ihr Haar so dunkel war, daß es nur gefärbt sein konnte. Ihr Gesicht sah müde und faltig aus. In den Augen lag Besorgnis.
»Sie wollten zu Mr. Jarrel?« fragte Suko.
»Ja. Ich bin, nun ja, ich bin auch allein. Witwe. Wir haben uns oft besucht, um zu reden. Hin und wieder sind wir auch weggegangen. Daß er nicht öffnet, wundert mich.«
»Einen Schlüssel zur Wohnung besitzen Sie nicht?«
»Nein.«
»Und Sie haben auch schon geklingelt?«
»Sicher.«
»Ist James Jarrel denn zu Hause?« erkundigte ich mich.
Doris Porter nickte. »Klar ist er da. Das bereitet mir ja große Sorgen. Ich habe ihn gehört, und was da an meine Ohren drang, das gefiel mir gar nicht.«
»Zum Beispiel?«
Sie atmete tief ein. »Ich weiß nicht genau, wie ich es Ihnen sagen soll, aber komisch hörte es sich schon an. Ich hatte den Eindruck, als würde er schreien oder weinen. So genau konnte ich das nicht unterscheiden, aber es hat mir schon Furcht eingejagt.«
Suko und ich schauten uns an. Die Tür aufbrechen konnten wir nicht. Es war nicht legal, denn es bestand kein zwingender Grund. Mein Freund schlug vor, es noch einmal zu versuchen.
»Bitte, wie
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