0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
Mister…«
***
Eine halbe Stunde später.
Die Hälfte der Zeit etwa hatten wir gebraucht, um das Vertrauen zwischen uns herzustellen, und so konnte sich James Jarrel darauf verlassen, daß wir ihn nicht einbuchten wollten. Er hatte auch mit Jason Leary Frieden geschlossen, der sich seinen Platz nahe der Tür gesucht hatte, als wollte er jeden Moment verschwinden.
Die Einrichtung des Zimmers hatte ebenfalls ihre Jahre auf dem Buckel. So hockten Suko und ich auf einer durchgesessenen Couch. Jarrel hatte seinen Platz in einem Sessel gefunden, über dessen Armlehnen er permanent mit den Handflächen strich.
Er hatte uns eine Geschichte erzählt, die so unglaublich klang, daß selbst wir sie kaum fassen konnten, und das sollte schon etwas heißen. Wir verstanden auch seine Reaktion und die Angst vor der Polizei, denn er rechnete damit, als Mörder seiner beiden Helfer angeklagt zu werden.
Wir hatten ihn in dieser Hinsicht beruhigen können, und darüber dachte er jetzt nach. Wenn er nicht gerade über den Stoff rieb, betrachtete er ein Landschaftsbild an der Wand, das ebenfalls einen Friedhof zeigte, der in der Einsamkeit eines windgepeitschten Geländes seinen Platz gefunden hatte.
»Sie nehmen mir meine Erlebnisse ab?«
Ich blickte auf das Röhrchen mit den Kopfschmerztabletten, das auf dem Tisch zwischen uns stand.
»Ja, Mr. Jarrel, wir glauben Ihnen.«
»Aber wieso denn?«
»Sollten wir Sie jetzt auslachen?«
»Nein.« Er lachte und schlug sich gegen die Stirn. »Das ist doch Wahnsinn! So etwas kann es nicht geben. Andere Leute würden mich für geistesgestört halten und einsperren.«
»Wir sind eben nicht andere«, erklärte Suko. »Und spezialisiert haben wir uns auf anormale Fälle. Das gibt es sogar.«
»Ja, habe ich gehört.« Er hob die Schultern. »Aber erklären kann ich es nicht.«
»Uns reicht auch, was Sie gesehen haben«, sagte Suko. »Vor allen Dingen sind Sie mit dem Leben davongekommen.«
»Bis jetzt, bis jetzt!« flüsterte der Mann. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.«
»Für Sie?«
»Klar, für mich. Ich rechne damit, daß dieser Unhold zurückkehrt und mich vernichtet. Ich habe mich nicht grundlos eingeschlossen. Ich habe Angst. Und ich weiß auch nicht, ob ich hier sicher bin.« Er schielte zum Fenster mit der grauen Gardine davor. »Da stecke ich in der Klemme. Dieses lebende Skelett hat eine unwahrscheinliche Kraft. Woher ist wohl der Sturm gekommen?«
»Das werden wir herausfinden.«
»Nein, ich…«
Suko ließ James Jarrel nicht ausreden. »Haben Sie denn mitbekommen, wie das Skelett die Grabkammer verließ?«
»Nein, habe ich nicht. Ich bin ja zum Glück noch ins Freie gerannt. Von dort aus weiter über den Friedhof. Ich habe mich auch immer nach einem Verfolger umgeschaut, aber ich konnte niemanden sehen. Kein Skelett und auch sonst niemanden. Zudem ist es neblig geworden. Jetzt überlege ich, ob ich nicht verreisen soll. Einen Koffer habe ich schon gepackt. Die Angst ist zu groß.«
»Das bleibt Ihnen überlassen«, erklärte ich. »Etwas möchten wir von Ihnen noch wissen.«
»Was denn?«
»Keine Sorge.« Ich lächelte, weil ich wieder Panik in seinen Augen entdeckte. »Sie müssen uns genau berichten, wie wir das Grabmal finden können.«
Er schluckte. »Das ist nicht einfach. Es liegt ziemlich versteckt, aber es ist eine Pyramide und so groß, daß sie mit der Spitze über das Buschwerk hinwegragt.«
»Dann kann man sie ja leicht entdecken.«
»Wenn man es weiß.«
Suko holte einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn zu Jarrel hinüber, zusammen mit einem Kugelschreiber. »Können Sie vielleicht eine Zeichnung anfertigen? Sie braucht nicht perfekt zu sein, nur das Wichtigste bitte einzeichnen.«
»Was denn?«
»Einige markante Punkte.«
»Ach so - ja.« Er überlegte nicht lange. Auf Friedhöfen kannte er sich aus. Die Wege hatte er im Kopf und auch die Orte, wo Denkmäler oder andere Dinge standen, die auffielen. Er zeichnete auch die Bankbereiche ein, und ein Haus, das nicht zu übersehen war, obwohl es nur als Geräteschuppen diente. »Danach können Sie sich orientieren«, sagte Jarrel und gab Suko den Zettel zurück.
»Danke sehr.«
James Jarrel rieb seine Hände. »Und Sie wollen wirklich dorthin?« hauchte er.
»Wir müssen.«
Er senkte den Kopf und strich dabei über seinen schweißnassen Nacken. »Was wollen Sie denn dann machen?«
»Uns umschauen.«
»Haben Sie denn keine Angst vor dieser Gestalt?«
Ich schüttelte den Kopf.
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