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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Vorzeit waren, hinauf zur domartig gewölbten Decke des geheimen Tempels in der Vergessenheit der Libyschen Wüste. Kein heute lebender Mensch kannte seine genaue Lage. Man hätte wochenlang in der Wüste suchen und ihn trotzdem nicht finden können, trotz Satellitenfotos und anderen technischen Spielereien. Durch Magie war er zusätzlich vor den Augen der Menschen verhüllt.
    Aber nicht vor den Augen einer Dämonengöre.
    »Genau da muss ich hin«, machte sie sich selbst Mut. Sie hoffte, dass sie in diesem Tempel auf Gleichgesinnte treffen würde. Vielleicht befanden sich dort sogar Carrie und Vassago.
    Hoffte sie.
    Am Fuß der Berge angekommen, entließ sie die beiden Imuhagh und deren Kamele aus ihrer Beeinflussung. Die Reittiere keilten sofort aus und suchten das Weite. Ghoumour und Moumouni mussten ihre ganze Geschicklichkeit aufbieten, um nicht von den Rücken der Kamele geworfen zu werden. Sie waren froh, dem Schëitan entkommen zu sein und nahmen sich vor, nie wieder in dieses Gebiet zu reiten.
    Kassandra ließ sie fortreiten, ab hier hätten sie doch nur eine Last für die Dämonengöre bedeutet. Sie fühlte sich mittlerweile wieder bei Kräften. Außerdem hatte ihr der geistige Kontakt mit diesem Ort neue Energien eingeflößt. Bestimmt würde sie bald ihre Eltern wieder finden, und dann konnten sie sich gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Zuhause machen.
    Sie sondierte mit ihren magischen Kräften die Umgebung und suchte nach einem Eingang in den Tempel. Schließlich wollte sie nicht gleich offen hinein schreiten, vorher wollte sie wissen, wer sich darin aufhielt.
    Sie war zwar jung, aber keine Närrin.
    Da war jemand, der sich geistig gegen telepathische Spionage abschirmte. Das machten fast alle höheren Höllenwesen, deshalb machte sich Kassandra auch keine großen Gedanken darum. Die Abschirmung bedeutete nur, dass sich jemand hier befand, der ihr Hilfe gewähren konnte.
    Dachte sie.
    Bis sie im unterirdisch angelegten Tempel angelangt war, in dem es für Menschen bestialisch stank, doch Höllenwesen besaßen in der Hinsicht einen derberen Geruchssinn. Kassandra bemerkte nichts von dem Gestank, in ihrem Empfinden war es eher ein Hauch wie nach Veilchenduft.
    Die an den dunklen, mit feinen, aber unsagbar obszönen Reliefs überzogenen Wänden angebrachten Fackeln warfen ein unruhiges Licht, doch Kassandra fand die Lichtverhältnisse sehr stimmungsvoll, denn sie war Ähnliches gewohnt. Es sah hier so ähnlich aus wie in Vassagos Höhle.
    Vor lauter Aufregung fragte sie sich noch nicht einmal, weshalb hier Fackeln brannten.
    Das Zentrum des Tempels bildete eine erhöhte Sitzgelegenheit, die für Kassandra viel zu groß war. Trotzdem setzte sie sich auf den totenkopfverzierten Thron, murmelte » ich darf das « und blickte sich um. Dabei traf sie fast der Schlag.
    Sie sah einen Dämonenmischling, fast drei Meter hoch, geflügelt, mit Schweif und Hörnern und ledriger brauner Haut. Kassandra kannte ihn sehr gut, denn sie hatte ihm einige Streiche gespielt, die er ihr sehr übel nahm. Er hatte sogar versprochen sie zu töten, wenn er sie noch einmal wieder sehen würde.
    »Kronntar«, hauchte sie.
    Er wandte den Kopf und blickte ihr ins Gesicht…
    ***
    Mindestens tausend Mal hatte er die Regenbogenblumen im Lauf der letzten zwanzig Jahre schon als Transportmittel benutzt, hatte Zamorra für seine ganz persönliche Statistik vor Kurzem ausgerechnet. Und trotzdem war jeder der zeitlosen Transporte für sich ein einmaliges Erlebnis. Jede Beförderung war anders als die vorhergehende.
    Dass er kaum mehr über die Blumenkolonie im Kuppelsaal seines Kellers wusste als vor einigen Jahren, kam dem Meister des Übersinnlichen wieder einmal zu Bewusstsein, als er zwischen die mannshohen Kelche der in allen Farben des Regenbogens schimmernden Blüten trat. Normalerweise sollte man alle Hilfsmittel erst gründlich überprüfen, aber wie er das in diesem Fall schaffen sollte, war dem Parapsychologen ein Rätsel.
    Wichtig war auf jeden Fall, dass derjenige, der sich befördern lassen wollte, sich nur auf sein Ziel konzentrierte und an nichts anderes. Dachte er nur kurz an einen anderen Ort, so wurde er in Nullzeit dorthin versetzt - vorausgesetzt, dort gab es Regenbogenblumen als Empfangsstelle. Genauso erging es dem Reisenden, wenn er an eine andere Zeit dachte.
    Zamorra hatte beides schon erlebt, und er wollte es nie mehr darauf ankommen lassen. Im einen Fall war er im Seelenfeuer der Hölle gelandet, im anderen

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