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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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erfolgen.«
    Er dachte an den Spruch Herrsche, aber beherrsche nicht, doch hüte deine Macht wie ein Kleinod. Und wache darüber, dass du nicht ihr erstes Opfer wirst , aus dem Zyklus Der ewige Tag , dem Hauptwerk der alten Habek-Schriften von Okan.
    Die alten Schriften nahmen einen großen Raum in seinen Gedanken ein. Die Demutsbezeugungen vergangener Tage halfen ihm, sich besser auf seine Arbeit zu konzentrieren zu können.
    Einer der tonnenförmigen Arbeitsroboter rollte auf Theronn zu und hielt vor dem Wächter an. Der Roboter aktivierte eine Klappe an seiner Oberseite und streckte etwas in die Höhe.
    »Was ist das?« Syrta kniff die Augen misstrauisch zusammen, als sie ein Armband sah.
    »Es sendet eine ständige Strahlung aus«, meldete der Roboter. »Sie erinnert entfernt an die Aura von Dämonen.«
    Theronn griff nicht nach dem Armband. Er befürchtete, dass es bei einer Berührung mit seinem Geist verschmelzen würde.
    »Das Band hat die Ausstrahlung des Amun-Re«, behauptete der korydische Wächter. »Steck es wieder ein und lasse es durch einen Desintegratorschuss vernichten.«
    Der Roboter schloss wieder die Klappe und rollte davon.
    »Woher wissen Sie das, Malham?«, erkundigte sich Syrta.
    »Alles hier einschließlich der Luft ist vom ehemaligen Herrscher des Krakenthrons verseucht«, erklärte Theronn. »Und wir sollten es am besten dekontaminieren.«
    »Kann es sein, dass dieser Armreif mit daran Schuld trägt, dass diese drei Dämonen in die Del'Alkharam kamen?«
    »Davon gehe ich aus.«
    ***
    In diesem Land hörte der Sturm nie auf, über die schneebedeckten Berge zu peitschen. Permafrost mit Temperaturen, die oft 80 Grad Minus auf der Celsiusskala erreichten, hielt alles im Griff. Hier befand sich die unwirtlichste Gegend des Planeten Erde. Ohne wärmende Kleidung hielt man es nur kurze Zeit hier aus.
    In der Senke zwischen den Bergen lagen vier umgestürzte Sikorsky-Hubschrauber, deren Gerippe mittlerweile fast ganz von Schnee bedeckt waren. Einige Meter daneben standen fünf Zelte, die den damaligen Wissenschaftlern als Zentrale gedient hatten. Und zwischen den Hubschraubern und den igluförmigen Zelten lagen mehrere Zentimeter große, bunte Kristalle auf einer kleinen, blau schimmernden Fläche.
    Vor elf Jahren hatten sich mit Asmodis und Professor Zamorra die letzten Besucher hier aufgehalten, aber seltsamerweise hatte sich hier fast nichts verändert. Normalerweise wären Hubschrauber, Zelte und Kristalle schon lange vom Schnee überdeckt oder vom Sturm davon geweht worden. Irgendeine Macht verhinderte bislang, dass die Überreste des damaligen Kampfes aus dem ewigen Eis verschwanden.
    Kassandra materialisierte an der blau schimmernden Fläche, einem Kreis von mehreren Metern Durchmesser, sie klappte zusammen und fiel der Länge nach in den ewigen Schnee.
    Nach einer halben Stunde hatte sie sich so weit gefangen, dass sie wieder aufstehen konnte. Der Kampf gegen den schwarzen See hatte sie viel Energie gekostet.
    Zurzeit herrschte hier Polartag. Doch das machte Kassandra nichts aus, alle Mitglieder der Schwarzen Familie sahen in der Nacht fast besser als am Tag. Ein Mensch wiederum musste eine Schneebrille benutzen, damit er nicht blind wurde.
    Sie bückte sich und nahm einige der Kristalle in die Hand. Gleich darauf zuckte sie zusammen. Neue Energie durchpulste sie mit einem Mal. Energie, die eindeutig von den Kristallen kam.
    Kassandra runzelte die Stirn, als sie die nun leeren und nicht mehr bunten Kristalle fortwarf. Sie hatte genau die Verbindung zu demjenigen gespürt, der für das Chaos hier verantwortlich war.
    »Amun-Re«, raunte sie ungläubig. Die Magie hier war von der gleichen Art wie im unterirdischen Tempel von Libyen. Die Ausstrahlung wies eindeutig auf den alten Erzmagier hin.
    Nur, wie konnte es sein, dass diese Magie noch funktionierte? Amun-Re war seit über elf Jahren tot. Sollte nicht das meiste, was er Kraft seines Zaubers geschaffen hatte, schon längst zerfallen sein?
    Egal, Hauptsache ich lebe , dachte Kassandra. Die Beantwortung der Frage, weshalb sie hier materialisiert war, konnte nur an der Verwandtschaft der beiden Orte zu Amun-Re liegen. In Libyen und in der Antarktis hatte er am meisten Magie verbraucht. Wahrscheinlich hatte sie nach der intuitiven Flucht aus dem schwarzen See die nächstgelegene vertraute Stelle angepeilt. Und vorher hatte sie sich bei einem anderen Heiligtum des Erzmagiers aufgehalten.
    Mit bloßen Füßen stapfte sie fast bis zu den Knien

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