0964 - Blutfehde
dass LaGrange sie einlassen würde. Dazu würde er viel zu neugierig sein, denn sicher kam es nicht alle Tage vor, dass ein Dämonenjäger bei seinesgleichen zu einem Höflichkeitsbesuch hereinschneite.
Nicole spielte ungeduldig mit ihrem Blaster. Seagrove musterte den Energiestrahler aus dem Arsenal der DYNASTIE DER EWIGEN unbehaglich. Er hatte die Waffe bereits im Einsatz gesehen und kannte ihre verheerende Wirkung.
»Steck das Ding weg, Nici«, bat Zamorra. Zwar verstand er die Ungeduld der Französin, aber mit gezogener Waffe hier vorstellig zu werden, war sicherlich keine gute Idee. »Wir werden zweifellos genau beobachtet!«
Mit ausgestrecktem Finger deutete Zamorra auf eine Überwachungskamera, die sich in unmittelbarer Nähe des Eingangstors schräg hinter Nicole befand. Die Französin wandte den Kopf, verzog dann das Gesicht, als habe sie in eine Zitrone gebissen, um letztendlich die Waffe tatsächlich wieder einzustecken. Sie wusste, Zamorra hatte recht. Sie wollten lediglich Informationen. Den alten Werdingo unnötig zu provozieren, würde nur Ärger bringen.
Wieder knackte es in der Gegensprechanlage. Zamorra wandte sich dem Lautsprecher zu.
»Folgen Sie der Straße weiter bis zum Haupthaus«, ordnete eine kühle Stimme an. »Dort steigen Sie aus dem Wagen, die Waffen lassen Sie bitte zurück. Sie werden bereits erwartet.«
Stille folgte. Dann erfolgte ein metallisches Quietschen und das schmiedeeiserne Einfahrtstor wurde geöffnet.
»Unbewaffnet? Bei dem piept's wohl«, ließ sich Nicole vernehmen. »Ich gehe doch nicht ohne Ausrüstung in die Höhle des Löwen!«
Zamorra lächelte matt. »… die Höhle des Dingos«, korrigierte er trocken. »Nun ja, an seiner Stelle würde ich auch keine Dämonenjäger in voller Montur in die gute Stube lassen. Wir haben schließlich einen gewissen Ruf. Kommt, steigen wir ein! Wir wollen den guten Mann nicht warten lassen.«
Seagrove hatte sich bereits hinter das Lenkrad geschwungen und wartete darauf, dass sich auch die Anderen wieder in den Wagen setzten.
Zamorra pfiff leise durch die Zähne, als er sich der Größe des dicht bewaldeten Grundstücks bewusst wurde. »Geschmack hat er jedenfalls, das muss man ihm lassen«, murmelte er, als sie nach einer lang gezogenen Kurve schließlich das Herrenhaus erreichten. Auf der Treppe vor dem Eingang waren mehrere Männer in schwarzen Anzügen zu erkennen. Mit verschränkten Armen erwarteten sie die Neuankömmlinge. Ihre Gesichter wirkten wie versteinert.
»Gehen wir«, entschied Zamorra, nachdem sie auf dem Kiesweg vor dem Haus geparkt hatten. »Aber denkt daran, eure Altmetallsammlung im Wagen zu lassen! Ich möchte nicht, dass es deshalb Ärger gibt.«
Etwas widerwillig kamen die Gefährten der Aufforderung nach. Nicole schüttelte stumm den Kopf und auch Seagrove sah aus, als sei ihm ohne sein Schießeisen unbehaglich zumute. Zu guter Letzt legte auch Zamorra seinen Blaster ab. Sein Amulett dagegen behielt er. LaGrange musste klar sein, dass er Merlins Stern bei Bedarf ohnehin per Gedankenbefehl zu sich rufen konnte.
Der Parapsychologe stieg aus dem Wagen und übernahm wie selbstverständlich die Führung der Gruppe. Er wandte sich dem schwarzgekleideten Empfangskomitee zu.
»Mein Name ist Professor Zamorra«, stellte er sich vor. »Mister LaGrange erwartet mich.«
Bei der Nennung seines Namens blitzten die Augen der Männer rot auf. Zweifelsohne handelte es sich bei ihnen um Werdingos. Natürlich, sie wussten, mit wem sie es bei ihm zu tun hatten und hätten ihm am liebsten an Ort und Stelle die Kehle herausgerissen. Lediglich die Befehle ihres Meisters hielten sie davon ab, sich umgehend auf sie zu stürzen.
»Folgen Sie uns bitte«, erklärte einer der Männer und wandte sich abrupt auf dem Absatz um. Mit weit ausgreifenden Schritten näherte er sich der Eingangstür und verschwand dann im Inneren des Hauses. Zamorra folgte ihm, ohne zu zögern, der Rest der Gefährten schloss sich an. Die übrigen Schwarzgekleideten bildeten den Abschluss der Gruppe. Sie ließen die Dämonenjäger keine Sekunde aus den Augen und waren bereit, im Notfall sofort zuzuschlagen.
»Mister LaGrange wartet im Salon«, ließ der Anführer wissen und lotste sie durch die große Eingangshalle des Herrenhauses zu einer breiten Flügeltür. Mit den Worten »Ich melde Sie an«, betrat er gleich darauf den angrenzenden Raum. Schon einen Moment später kam er wieder zum Vorschein.
»Sie können«, brummte er knapp.
Zamorra nickte
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