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0964 - Blutfehde

0964 - Blutfehde

Titel: 0964 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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klar sein musste, dass sein Leben am seidenen Faden hing.
    »Die Gemeinsamkeiten sind groß genug«, erwiderte er dann.
    LaGranges Augen leuchteten feuerrot auf.
    »Du vergleichst uns allen Ernstes mit deinen Wildhunden?«, fragte er lauernd und in jenem Moment hing Shados Leben tatsächlich am seidenen Faden. Unwillkürlich fuhr der Patriarch seine Krallen aus.
    »Du klingst wütend«, stellte Shado nüchtern fest. »Offenbar ist dir immer noch nicht wirklich bewusst, welche Ehre dir zuteilgeworden ist. Du bist ein lebendiges Totem. Du bist der gestaltgewordene Warrigal , das Bindeglied zwischen den Dingos und der Menschenwelt.«
    LaGrange beruhigte sich. Er spürte, dass der Andere ihn nicht bewusst verletzen wollte. Die Mythenwelt der Ureinwohner war ihm trotz seines langen Lebens immer fremd geblieben, aber offenbar sah der Aborigine in den Dingos tatsächlich mehr als streunende Köter. Zwischen seinem Volk und den Wildhunden schien eine besondere Beziehung zu bestehen, über die sich LaGrange jedoch noch kein klares Bild machen konnte.
    »Wie ist es dort draußen?«, fragte der alte Patriarch schließlich zögernd. »Unter den weiten, klaren Himmeln, wie du es nanntest?«
    Das feinsinnige Lächeln kehrte auf Shados Lippen zurück. »Das Land ist heilig«, erklärte er. »Horche in dich hinein, Warrigal . Auch wenn du in der großen Stadt lebst, bist du doch untrennbar mit ihm verbunden. Wenn du nur tief genug lauschst, wirst du dort draußen den Herzschlag der Freiheit wahrnehmen können.«
    Einen Moment lang wohnte LaGranges Blick eine unbestimmte Sehnsucht inne, dann wurden seine Züge wieder hart und unnachgiebig.
    »Freiheit ist nur ein Wort«, knurrte er.
    ***
    Nicoles Miene war angespannt. Gemeinsam mit Zamorra hetzte die Französin hinter den kampflustigen Werdingos her. Den Blaster hatte sie schussbereit in der Hand.
    »Denkst du, er tut Shado etwas an?«, fragte sie. In Gedanken schien sie völlig bei dem Aborigine zu sein.
    Der Parapsychologe zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte er schließlich. »Solange wir ihm seine Tochter zurückbringen, droht unserem Freund keine Gefahr. Soweit vertraue ich LaGrange. Allerdings möchte ich nicht wissen, was geschieht, wenn wir versagen.«
    Nicole überlegte. »Vielleicht kann er sich ja selbst irgendwie befreien.«
    Nach kurzem Überlegen schüttelte der Dämonenjäger den Kopf. Wie sie beide wussten, besaß Shado besondere Fähigkeiten. So konnte er, einmal in Trance getanzt, andere Menschen zu sich träumen . Allerdings bezweifelte Zamorra, dass ihm der Werdingo sonderlich viel Gelegenheit zum Tanzen geben würde.
    »LaGrange wird gut auf ihn aufpassen. Ich glaube nicht, dass er ihn irgendwie austricksen kann«, erklärte er seiner Gefährtin.
    Zamorra wollte noch etwas anfügen, doch plötzlicher Kampfeslärm ließ ihn innehalten.
    »Es geht los«, brachte er hervor. »Hätte mich auch gewundert, wenn es noch länger so ruhig geblieben wäre.«
    Die beiden Dämonenjäger beschleunigten ihr Tempo. Die Dingo-Meute musste sich schon mindestens zwei bis drei Stockwerte über ihnen befinden. Sie hatten keine Anstalten gemacht, auf ihre menschlichen Helfer zu warten.
    Von oben war jetzt grausiges Knurren und Heulen zu hören. Irgendwo über ihnen schien eine wilde Schlacht im Gange zu sein.
    Atemlos hetzten sie weiter, bis sie endlich den Ort des Geschehens erreichten.
    »Vorsicht«, gellte Nicoles Stimme. Der übel zugerichtete Körper eines Werdingos wurde ihnen entgegengeschleudert. Gerade noch rechtzeitig gelang es den beiden Dämonenjägern auszuweichen. Der Leichnam schlug hart auf den Stufen auf und polterte dann weiter die Treppe hinunter.
    Zamorra warf ihm nur einen kurzen Seitenblick zu, dann wandte er sich wieder dem eigentlichen Kampfgeschehen zu. Was sich dort in dem engen Treppenhaus abspielte, war mit Worten kaum zu beschreiben. Es glich einem Albtraum aus Zähnen, Klauen und Blut.
    Eine Horde von Werwölfen war in den Gang gestürzt, um gnadenlos über LaGranges kleines Rudel herzufallen. Es mussten mindestens zehn dieser Bestien sein, wenn Zamorra richtig zählte. Sicher war er sich nicht. Im Getümmel konnte er die Monster nur an der Farbe ihres Fells unterscheiden. Und auch dies wurde schwieriger, je mehr Blut floss.
    »Wir müssen ihnen helfen«, brachte Nicole hervor. »Allein stehen sie auf verlorenem Posten!«
    Trotz des Ernstes der Lage musste Zamorra grinsen. »Und das von dir! Hattest du nicht die ganze Zeit kurzen

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