Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
reinigen und ihn durchzulüften. Die Tür stand offen und einige transportable Möbelstücke im Freien. Um uns kümmerte er sich ebensowenig wie um die Tänzerinnen, die uns allerdings nicht aus den Augen ließen. Umgekehrt war es ebenso.
    Zehn Mädchen oder junge Frauen waren es. Für jeden Männergeschmack etwas dabei.
    Weiße, dunkelhäutige, blonde, schwarz-, braun-und rothaarige Frauen, die allerdings nicht sehr vergnügt und locker aussahen, denn auch sie wußten, daß zwei ihrer Kolleginnen tot waren.
    Wir blieben dort stehen, wo das Geländer der Terrasse eine Lücke aufwies. Ich grüßte freundlich und erkundigte mich nach Rocco Wilde.
    »Ihr seid Bullen, wie?« fragte eine dunkelhäutige Schöne mit Rastalocken zwischen zwei Löffeln Joghurt.
    »Polizisten!« korrigierte ich sie.
    »Egal. - Geht es um Linda und May?«
    »Um wen sonst?«
    »Sie sind tot«, sagte die Frau und zwinkerte mit den Augen. »Einfach tot.« Trotz der leisen Stimme hörten wir die Worte deutlich, weil es in der Umgebung still geworden war. »Sie haben niemandem etwas getan. Trotzdem wurden sie umgebracht. Könnt ihr das verstehen?«
    »Nein«, sagte Suko. Er hatte eine Hand auf das Geländer gelegt. »Bei Mord hört unser Verständnis auf. Und deshalb wollen wir so schnell wie möglich den Täter, die Täter, der oder die Täterin, und wir hoffen, daß Sie uns dabei helfen können.«
    Die Dunkelhäutige spielte mit ihren Rastazöpfen, in die sie noch bunte Perlen geknotet hatte. Sie klacken bei den Bewegungen leise gegeneinander. »Leider nein, Mister…«
    »Ich heiße Suko, und das ist mein Kollege John Sinclair.«
    »Auch egal. Ich bin übrigens Carmen.« Aus ihren großen, dunklen Kirschenaugen schaute sie uns an. Die vollen sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem verlorenen Lächeln. »Diesmal würden wir euch gern helfen, aber wir haben keine Chance. Nicht die geringste, tut mir leid.«
    »Könnt ihr euch keinen Grund vorstellen, weshalb die beiden Kolleginnen plötzlich verschwanden?«
    »Nein.«
    Suko ließ nicht locker. »Kann das ein Freund gewesen sein?«
    »Auch nicht. Das hätten wir gewußt.« Die anderen Tänzerinnen nickten zur Bestätigung.
    »Dann waren sie auf einmal weg?«
    »Ja«, bestätigte Carmen, »aber nicht freiwillig, das könnt ihr mir glauben.«
    Sie zupfte am Saum ihres knallroten, eng anliegenden Oberteils, das keine Ärmel hatte. »Sie sind auch nicht einfach verschwunden, Suko, sie wurden geholt.«
    »Was erzählst du denn da, Carmen?« Die scharfe und unwirsche Männerstimme hörten wir alle, und Carmens Mund schloß sich sofort.
    Ein Beweis, daß der Mann, dem die Stimme gehörte und den wir nach einer Drehung sahen, Macht über sie hatte.
    Er hatte sein Wohnmobil verlassen und kam mit wiegenden Schritten auf uns zu.
    So konnte nur Rocco Wilde aussehen. Er trug eine grellrote Lederhose, dazu ein graues Hemd, das weit aufgeknöpft war und den Blick auf seine Brusthaare ermöglichte. Die Haare auf dem Kopf waren zu einer wilden Frisur hochgekämmt oder hochgefönt worden und wuchsen lang in den Nacken hinein. Zu alt konnte er nicht sein, aber sein von der Sonnenbank gebräuntes Gesicht zeigte verlebte Züge. Breite Faltenkanäle hatten sich in seine Haut gegraben. Über der Oberlippe schimmerte eine helle Narbe. Seine Augen waren seltsam hell und fischig. Sie paßten nicht zu den Haaren, die sicherlich gefärbt waren.
    Um seinen Hals hatte er einige Ketten gehängt. Lederbänder. Bestückt mit Perlen, Kreuzen und anderen Symbolen. Drei Ringe hatte er an beiden Händen verteilt, und am linken Handgelenk protzte er mit einer großen goldenen Uhr.
    Etwa zwei Schritte von uns entfernt blieb er stehen und wippte leicht in den Knien, während er seine Daumen hinter den mit silbrigen Beschlägen versehenen breiten Ledergürtel gehakt hatte.
    Dieser Rocco Wilde vereinigte in seinem Outfit wirklich alle Vorurteile, die man sich nur denken konnte. Das war ein richtiger Vorstadtganove, einer der auf Schau machte.
    »Was labert ihr hier herum?« fuhr er uns an. »Laßt die Mädchen in Ruhe, oder besucht heute die Show.«
    »Kann sein, daß wir uns dort wiedertreffen«, sagte ich. »Aber zuvor hätten wir einige Fragen an Sie.«
    Er verdrehte die Augen, denn plötzlich wußte er Bescheid. »Bullen«, stöhnte er kopfschüttelnd, »so wie ihr können auch nur Bullen fragen. Ich kenne das doch. Aber meinetwegen. Es geht um die Sache. Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Im Gegensatz zu früher«, konnte ich mir

Weitere Kostenlose Bücher