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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drückte auf seinem unheimlichen Weg schwächere Bäume einfach zur Seite, wenn sie ihn behinderten.
    Der wandernde Baum hatte den Wald aufgeschreckt. Das Schreien der Vögel vernahm er als Warnrufe. Sie tobten hoch über ihm durch die Luft, wo sie nur Beobachter waren, ohne selbst Gefahr zu laufen, vernichtet zu werden.
    Der Baum wühlte sich weiter. Seine Füße bestanden aus Wurzelwerk.
    Gewaltige Krallen, die sich ebenso bewegten wie seine Äste. Es erinnerte an die durch die Luft pendelnden Arme eines Kraken, der immer auf der Suche nach Beute war.
    Andere Äste brachen wie Zündhölzer, wenn der unheimliche Baum sie mit seinen eigenen faßte und aus ihrem Verbund hervorriß. Er war wütend. Er wollte zerstören. Er riß den Boden auf. Hinterließ Löcher und tiefe Spuren.
    Weiter - immer weiter!
    Der übrige Wald war nicht mehr sein Gebiet. Er brauchte neue Nahrung.
    Saft sollte durch seine Adern fließen. Ändere Bäume holten sich das Wasser aus dem Boden, um das Wachstum zu fördern und den Durst zu stillen. Bei ihm war es anders. Er lebte nur so gut, weil es Menschen gab, die er sich holen konnte.
    Schnappen. Davon leben. Sie als Hülle zurücklassen.
    Und es gab Menschen genug. In der Nähe, nicht weit entfernt. Er roch sie. Er nahm ihre Körper wahr, wie er es schon mehrmals getan hatte.
    Sie waren zu seiner Beute geworden.
    Ob Männer, Frauen oder Kinder. Es spielte bei ihm keine Rolle. Er wollte sie alle, er würde sie auch bekommen.
    Der übrige Wald bildete kein Hindernis für ihn. Er überwand alles. Kein anderer Baum schaffte es, ihn auf seinem Weg zu stören. Immer wieder drückte er sich durch Lücken oder bahnte sich selbst seinen Weg. Seine Zweige glichen Sensoren, die sich träge durch die Luft bewegten. Mit ihren Spitzen suchten sie nach Beute. Sie tasteten sich vor. Sie wollten weitere Nahrung. Wenn sich schon keine Menschen in der Nähe befanden, dann mußten es Tiere sein.
    Ein Fuchs hatte das Pech, nicht schnell genug verschwinden zu können.
    Der Baum war mit seinen dehnbaren und doch irgendwie stählernen Wurzeln sehr nahe an den Bau herangerückt und drückte ihn durch die Kraft des Wurzelwerks ein.
    Die Fuchshöhle brach nicht völlig zusammen. Es blieb noch immer ein Loch zurück, durch das das Tier fliehen konnte, aber es mußte sich erst hervorwühlen, was in einer wilden Panik geschah. Es spürte den Verfolger genau. Die Furcht peitschte den Fuchs voran ins Freie - und auch in sein Verderben.
    Der Baum hatte darauf nur gewartet. Plötzlich griff das Wurzelwerk zu.
    Es packte das fliehende Tier wie die Greifarme irgendwelcher Bagger.
    Der Fuchs gab einen klagenden Laut ab, als ihn die Kraft zu Boden drückte. Er bewegte verzweifelt seine Beine. Er strampelte. Er suchte nach einem Ausweg. Mit seinen Krallen wollte er die Löcher in den Boden graben, um sich dort zurückziehen zu können. Heftig bewegte er auch den Kopf von einer Seite zur anderen. Seine Schnauze stand offen.
    Die Zunge zuckte immer wieder hervor, aber es gab nicht die Spur einer Chance für ihn.
    Die Wurzeln hielten ihn eisern fest. Sie umschnürten seinen Körper, dann rissen sie ihn auf. Wie scharfe Messer zerstörten sie sein Fell und drangen in die Augen des Tieres. Es wehrte sich nicht mehr. Es heulte noch, aber die Laute verloren an Lautstärke.
    Von der Seite her drang eine gekrümmte, aber sehr starke Wurzel direkt in die Kehle des Tieres ein. Ein Blutstrom schoß aus der Wunde: Es war die endgültige Erlösung für das Tier. Es sackte zusammen, und der Fuchs blieb als lebloser Kadaver liegen. Aus seinem mit Wunden übersäten Körper sickerte Blut.
    Der Baum trank es.
    Es war nur wenig, aber es war das Blut eines Lebewesens. Weitere würden folgen. Keine Tiere mehr, diesmal waren Menschen an der Reihe. Noch hatten sie eine Galgenfrist. Die aber würde bald ablaufen, denn die Dunkelheit war seine Zeit…
    ***
    Der Bürgermeister hatte sich als sehr hilfreich erwiesen und getan, was er konnte. Daß es in seiner Gemeinde zwei Tote gegeben hatte, das hatte ihn schon mitgenommen. Erklärungen konnte er nicht liefern.
    Zudem war er heilfroh aus London Hilfe zu bekommen, denn er und die örtliche Polizei fühlten sich restlos überfordert.
    Durch den Bürgermeister hatten wir auch den Namen des Rentners erfahren, der die letzte Tote - May Ferguson - entdeckt hatte. Dieser Mann hieß Malcolm Lindner. Wir hatten telefonisch unseren Besuch avisiert und saßen ihm nun auf seinem Balkon gegenüber, dessen Brüstung er

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