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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Dank!«
    »Die ganze Stadt? Bist du sicher?«
    Der Portier machte scheuchende Bewegungen mit der Hand. »Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Ich habe zu tun. Ein anderes Mal gerne, ja? Aber jetzt geh!«
    Bayan dirigierte Nele nach draußen. »Du hast es gehört.«
    »An Zamorra«, sagte sie, »kommen wir nicht ran. Jedenfalls nicht auf die Schnelle. Wir müssten aus der Stadt raus, so lange fahren, bis das Netz wieder steht.«
    Sie stiegen in den Van.
    »Hattet ihr Erfolg?«, fragte Paul.
    Nele schüttelte missmutig den Kopf, schilderte, was sie erfahren hatten.
    »Und jetzt?«, fragte Hogarth mit diesem Unterton, der verriet, dass er ebenso wenig an ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen des technischen Handicaps und der Entführungen glaubte.
    »Bayan?«
    »Ja?«
    »Die Stadt zu verlassen, vorübergehend zumindest, wäre eine Option. Bist du bereit, uns die Stelle zu zeigen, wo dieses Schwert von deinem Vorfahren gefunden wurde? Kennst du sie überhaupt?«
    »Ich kenne sie. Sie liegt etwa fünf Kilometer südlich der Burgruine. Offenes, unbebautes Gelände. Eine Einöde - damals wie heute.«
    »Dann - bitte! Vielleicht funktionieren die Telefone so weit draußen. Und bei der Gelegenheit würde ich mich gerne etwas umsehen.«
    »Was erhoffst du dir?«
    »Eine Spur«, sagte sie.
    »Des Geflügelten?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Oder von Nikolaus. Allmählich ergeben die Teilchen ein Bild. Aber ich will noch nicht darüber sprechen. Ich kann mich irren und total lächerlich machen .«
    »Was vermutest du?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will mich erst umsehen.«
    Paul drängte nicht länger.
    Und Bayan Saleh, dessen Gedanken unablässig um das geheime Wissen seiner Familie und um die verschwundenen Kinder kreiste, lenkte den Wagen aus der Stadt heraus.
    ***
    Die Mondsichel ragte aus einem Felsensockel mitten im Niemandsland.
    Sie war aus glänzendem Metall - Nele vermutete Messing - und mannsgroß. In die Seiten der Klinge waren Koranverse eingraviert.
    Nele war verwirrt, als sie bemerkte, dass sie nicht nur auf magische Weise gesprochene Worte fremder Sprache zu verstehen vermochte, seit die Faust eines Salehs sie gepackt und in ihrem »Geister-Zustand« berührt hatte, sondern auch eine Schriftsprache, die sie nie gelernt hatte, lesen konnte.
    »Warum eine Sichel?«, fragte sie Bayan, der den Van eine Steinwurfweite entfernt geparkt hatte. Außer ihnen hielt sich niemand in der Einöde auf.
    »Du meinst, warum nicht gleich ein Schwert die Stelle markiert, an der Karim einst die magische Klinge fand?« Er lächelte. »Die Mondsichel ist ein weitverbreitetes heiliges Symbol. Wahrscheinlich erschien es ihm weniger… provokativ als ein Schwert.«
    »So alt ist das Denkmal schon?«, fragte Nele. »Es geht auf Karim zurück?«
    Bayan bestätigte.
    Im Hintergrund mühte sich Paul Hogarth redlich, eine Verbindung zu einem Handynetz herzustellen.
    Nach einer Weile gab er entmutigt auf und kam zu ihnen. »Immer noch nichts. Und hier?« Er blickte Nele erwartungsvoll an. »Irgendetwas gefunden, was uns weiterhelfen könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Bayan schlenderte mit gesenktem Kopf um das Sichel-Denkmal herum. Plötzlich schien etwas seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er beschleunigte seinen Schritt, entfernte sich weiter von ihnen. Dann bückte er sich, hob etwas vom Boden auf und jaulte auf wie ein getretener Hund.
    Nele und Paul eilten zu ihm.
    »Was hast du gefunden?«
    Er hielt ihnen seine lederumspannte Faust entgegen, in der sich etwas befand.
    Dann spreizte er die Finger, sodass es sichtbar wurde.
    Nele musste zweimal hinsehen, bevor sie begriff, dass es sich nicht nur um einen losgelösten Bestandteil von Bayans eigenem Handschuh handelte.
    Der Größe nach gehörte der Schutz einem Kind.
    »Sie waren hier«, keuchte er. »Wenigstens einer von ihnen kam hier vorbei!« Er schloss die Finger wieder und presste die Faust mit dem Kinderhandschuh gegen seine Brust. »Dieser Elende! Wenn ich ihn in die Finger bekomme…!«
    Während er seiner Erschütterung ein Ventil öffnete, suchten Neles Augen bereits den Boden nach weiteren Hinweisen ab.
    Tatsächlich entdeckte sie Spuren, die zu Kinderfüßen passten. Nackten Kinderfüßen. Drei Paare insgesamt.
    Eine Erwachsenenspur - oder überhaupt Fußstapfen, die in dieselbe Richtung gingen - gab es nicht.
    »Er hat Flügel«, sagte Hogarth neben ihr, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    Nele machte Bayan auf ihre Entdeckung aufmerksam. »Siehst du

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