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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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gewartet zu haben schien, gefunden zu werden.
    Von Karim, dessen Pferd unvermittelt vor einem Gegenstand scheute, der im Gras lag.
    Nachdem der Mameluken-Hauptmann sein Reittier zur Räson gebracht hatte und abgestiegen war, entdeckte er etwas ganz und gar Unerwartetes vor sich am Boden.
    »Ein Schwert!«
    Seine Männer kamen auf seinen Ausruf hin näher.
    Er bückte sich und legte beide Hände um den Griff der gewaltigen, golden schimmernden Klinge.
    Im nächsten Moment schrie er auf.
    Der Geruch nach verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase, und während ihm klar wurde, dass es sein Fleisch war, das da verkohlte, versuchte er verzweifelt, das Schwert loszulassen. Es gelang ihm erst, als beide Hände taub und blutleer geworden waren. Er verlor die Besinnung. Das letzte, was er sah, war, dass seine Leute abstiegen und auf ihn zugerannt kamen. Er wollte sie noch warnen, die furchtbare Klinge ja nicht anzufassen, um nicht sein Schicksal teilen zu müssen, aber die Schwärze, die seine Hände befallen hatte, senkte sich bereits über seinen Geist.
    Er wusste nicht, ob es Tod oder Ohnmacht war, was sich über ihn legte. Er versank in einem breiigen Sumpf… und bereute die folgenschwere Neugier, die ihn in diese Lage gebracht hatte.
    Ich sterbe.
    Aber mit etwas so Profanem gab das Schicksal sich nicht zufrieden.
    6.
    Gegenwart
    »Dieser Karim war euer Vorfahre?«, sagte Nele, als Wafa die Geschichte abschloss, die er und seine Brüder vor den beiden Fremden ausgebreitet hatten - eigentlich nur vor einem, denn Hogarth fehlte die Simultanübersetzung, und dementsprechend unzufrieden lauschte er der kehligen Sprache, derer sich die Salehs bedienten.
    »Klug erkannt«, sagte Bayan. »Und er war, wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, auch derjenige, der den Fluch der Hände begründete.«
    Neles Blick wanderte unwillkürlich zu den Handschuhen, die sämtliche Familienoberhäupter trugen. Die Frauen und Mädchen nicht, nur die männlichen Angehörigen der Blutslinie.
    »Der ›Fluch der Hände‹ hat also mit diesem Schwert zu tun, das Karim einst unweit des Ortes fand, an dem der Geflügelte in die Falle gelockt werden konnte.« Sie nickte. »Erstaunlich. Erstaunlich, dass sich die Verletzung selbst in euren Genen verankerte. In eurem Erbgut. Von so einem Fall habe ich noch nie gehört.«
    »Wir sind einzigartig.« Weder dem Tonfall noch dem Gesichtsausdruck nach, der Bayans Bemerkung begleitete, wirkte die Behauptung arrogant.
    »Daran gibt es keinen Zweifel. Aber was genau vermögen eure ›vererbten‹ Hände?«
    Die Frage schien alle drei Brüder und ihre Familienangehörigen ratlos zu machen.
    »Sie brachten nur Unglück über uns«, sagte Bayan schließlich. »Es ist nicht leicht, ein solches Los zu ertragen - weder für den Betroffenen noch für die ihm Nahestehenden.«
    »Ihr tragt die Handschuhe, um andere vor Schaden zu bewahren?«
    Bayan nickte. »So ist es?«
    »Was würde geschehen, wenn einer von euch einen Menschen mit bloßen Händen berührte?«
    »Es sind Feuerhände«, erwiderte Bayan. »Über die Generationen wurden schreckliche Erfahrungen damit gesammelt.«
    »In welcher Form?«, drängte Nele. »Was passiert, wenn du den Handschuh ausziehst und mich oder einen anderen anfasst?«
    Bayans Gesicht verzog sich, als würde die bloße Frage ihm Schmerzen bereiten. »Zunächst sieht es aus, als würde gar nichts passieren.«
    »Gar nichts?« Nele war überrascht. Sie hatte erwartet, etwas von schwerwiegenden Verbrennungen zu hören.
    »Ich sagte ›zunächst‹.« Bayans Blick strich über seine Brüder, dann kehrte er zu Nele zurück. »Aber nach unterschiedlich langer Zeit zündet jeder, der in Kontakt mit unseren ungeschützten Händen kommt.«
    »Zündet?«
    »Von den Betroffenen bleibt nur Asche übrig. Sie werden Opfer eines Feuers, das sie von innen heraus verzehrt.«
    Neles Betroffenheit veranlasste Paul zu fragen: »Was sagt er?«
    Sie schilderte ihm knapp, was sie über die Hände der Saleh-Brüder erfahren hatte.
    Hogarths Augen weiteten sich. »Glaubst du das?«
    »Nach der Geschichte, die sie über ihren Vorfahren erzählten…« Sie nickte. Stark verkürzt setzte sie Paul auch darüber in Kenntnis.
    »Offenbar sind sie überzeugt, dass das Wesen von damals zurückgekehrt ist«, schloss sie.
    »Es ist zurückgekehrt«, bekräftigte Bayan, der gewartet hatte, bis sie fertig war.
    Nele erfuhr von den Geschehnissen bei der Burgruine von Kerak, nur wenige Kilometer stadtauswärts. Dort hatte

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