0968 - Ritter, Blut und Teufel
davonkommen würde…
***
Messer oder glühende Pfeile bohrten sich in meinen rechten Knöchel hinein, peinigten auch den Bereich der Wade und verliefen sich erst in Höhe des Oberschenkels.
Beim Aufprall hatte ich mir den Knöchel verstaucht, den Rücken aber glücklicherweise nicht verletzt, obwohl auch er mir weh tat, denn ich war gegen einen alten und gepolsterten Sessel geprallt und dann mit dem rechten Fuß unglücklich aufgetreten.
Mein Gegner war verschwunden. Ich kümmerte mich um ihn, schaute mehrmals hoch. Da war nur das Loch zu sehen, und die Teile, die aus ihm hervorgebrochen waren, lagen auf dem Boden verstreut.
Im Sitzen winkelte ich das rechte Bein an. Meine Finger fuhren bis hinunter zu der sehmerzenden Stelle, über die ich vorsichtig meine Kuppen gleiten ließ.
Der Knöchel schwoll an. Eigentlich hätte ich jetzt ein nasses Tuch gebraucht, um es mir um die verletzte Stelle zu wickeln, aber ein Waschbecken hatte ich auf meinem Weg durch das Museum leider nicht gesehen.
Das war Künstlerpech gewesen. Dabei war ich an den Killer so dicht herangekommen. Ich ärgerte mich wahnsinnig, daß er mir durch die Lappen gegangen war. Andererseits hatte ich noch großes Glück gehabt. Wäre der andere um einen Tick schneller gewesen, hätte es tödlich für mich enden können. Deshalb wollte ich mich nicht beschweren und weitermachen. Vor allen Dingen konnte ich nicht hier bleiben. Ich war noch mit der Lehrerin Belinda Moore verabredet.
Der Sessel, gegen den ich geprallt war, diente mir jetzt als Stütze.
Ich legte meinen rechten Arm auf die Lehne und stemmte mich sehr langsam in die Höhe.
Das Gewicht mußte ich dabei auf den gesunden Fuß verlagern, denn mit dem rechten konnte ich so gut wie nicht auftreten, ohne daß mich Schmerzen durchschossen.
Es klappte einigermaßen. Ich humpelte zurück in den normalen Durchgang und fand überall Gegenstände, an denen ich mich abstützen konnte. Der Ritter blieb verschwunden. Dabei hätte er jetzt die Chance gehabt, mich endgültig auszuschalten, aber ich schien ihn geschockt zu haben. Daß sich ihm überhaupt jemand entgegenstellte, war er wohl nicht gewohnt, und jetzt hatte man mich noch ziemlich außer Gefecht gesetzt.
Ich dachte bereits darüber nach, meinen Freund und Kollegen Suko anzurufen – nur würde ich ihn aus diesen »Verhören« hervorholen müssen, und da würde es sicherlich Ärger geben. Also mußte ich mich zunächst allein durchbeißen.
So humpelte ich weiter dem Ausgang entgegen, aus dessen Richtung ich plötzlich ein Husten hörte. Zugleich wurde die Tür aufgestoßen, und ich vernahm die mir unbekannte Stimme eines Mannes, der mich allerdings kannte, denn er rief meinen Namen.
»Mr. Sinclair?«
Wer war das?
Der Mann kam näher. Hinter ihm fiel die Tür wieder zu. Dann rief er noch einmal nach mir und wollte zugleich wissen, ob ich mich noch immer hier aufhielt.
»Okay, hier bin ich!« erwiderte ich, wobei meine Stimme auch nicht normal klang. Ziemlich gepreßt, ich hatte die Worte förmlich hervorgezischt.
»Ja, jetzt weiß ich Bescheid.«
Wir trafen uns in der Nähe eines Fensters. Ich setzte mich auf die schmale Fensterbank. Er kam näher, sah mich und blieb stehen. Der Mann war kleiner als ich. Er trug eine grüne Mütze mit einem schwarzen Schirm und einen grauen Kittel. Mir fiel zuerst seine dicke rote Nase auf, die wie eine Erdbeere inmitten seines Gesichts klebte. Ein kleiner Mund, ein rundes Kinn und sich ständig bewegende, kleine Augen vervollständigten das Aussehen seines Gesichts.
»Sie kennen mich?«
»Im Rathaus hat man mir gesagt, daß Sie hier sind, Mr. Sinclair.«
»Schön, das bin ich auch. Um es nicht einseitig werden zu lassen, darf ich auch Ihren Namen erfahren?«
»Ja, ich bin hier der Wärter des Museums. Ich heiße Hal Greenburg.«
»Na, dann habe ich ja Glück gehabt.«
»Wieso?«
»Daß es nicht der Ritter gewesen ist.«
Greenburg wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Wie – wie meinen Sie das denn?«
»Ich habe ihn gesehen.«
»Den Ritter?« flüsterte er fragend und bekam plötzlich einen stieren Blick.
»Wen sonst?«
»Aber er ist doch weg.«
»Nicht bei mir. Ich bin um Haaresbreite einem nicht eben angenehmen Aufspießen entgangen. Dann brach der Boden in der ersten Etage durch, ich fiel, habe mir den rechten Knöchel verstaucht, und jetzt hocke ich hier auf der Fensterbank.«
»Och«, sagte er nur.
»Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Greenburg. Falls sich hier ein
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