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0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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öfter vor, daß er bei seinen Patrouillenflügen pausieren mußte, um so größer war natürlich die Gefahr, daß seiner Familie unten in der Schlucht etwas widerfuhr. Aber sie hatten alle unter den Anzeichen des Alters zu kämpfen: Tschan, die Yardahanada, Soono und Eltariccer. Bei dem Kitter war Angdröhm sich nicht ganz sicher, denn der Wandelbare war offenbar in der Lage, seine Zellen zu beeinflussen. Vielleicht hatte Tschan daran denken sollen, das Gebiet der Schluchten allmählich zu verlassen und mit seiner Familie im Corcor-Hochgebirge oder in den Tälern weiter westlich einen Unterschlupf zu suchen. Gewiß, Tschan war ein Kind deF Schluchten, er war an den immerwährenden Kampf gegen die Unbilden der Natur in diesem Land gewöhnt, aber er beging offensichtlich den Fehler, seine Fähigkeiten zu überschätzen.
    Heute weilte Tschan nicht in der Carchan-Schlucht. Er war allein zum Markt von Gry aufgebrochen, um für die Familie ein neues Mitglied zu kaufen. Das war offenbar die Alternative zu einer Evakuierung. Tschan würde vermutlich mit einem jungen und kampfstarken Familienmitglied anrücken, ohne zu bedenken, daß eine altersmäßige Ausgeglichenheit für die Erhaltung einer Familie sehr wichtig war.
    Angdröhm reckte den Kopf und spähte über den Rand der Felsen in die Schlucht hinab. Sie lag bereits im tiefen Schatten, trotzdem war der Aufklärer in der Lage, Einzelheiten zu erkennen.
    Unmittelbar unter ihm befand sich der große Säure-Geysir mit seinen Tochterfontänen. Soono war einmaI zu nahe an ihn herangekommen und hatte trotz seiner Schuppenhaut schlimme Verletzungen davongetragen. Das Orgeln des großen Geysirs war bis zu Angdröhm hinauf zu hören. Die Fontäne ergoß sich in Intervallen von zwei, sieben und achtzehn Minuten über die zerfressenen Steine und erreichte dabei Höhen bis zu dreißig Metern. Die kleineren Geysire waren kaum zu sehen, aber sie waren deshalb nicht weniger tückisch, weil sie sich in einem Boden befanden, der wie ein Sieb aussah, so daß sie in einem Gebiet von mehreren Quadratkilometern praktisch jederzeit und an jeder Stelle ausbrechen konnten. Die Geysire speisten einen von Norden nach Süden verlaufenden Fluß, der sich tief in das Land eingegraben hatte. Tschan und die anderen Mitglieder der Familie hatten mehrere Brücken gebaut, von denen jedoch nur die stählernen Bestand hatten, alle anderen wurden von den orkanartigen Stürmen, die die Schluchten besonders um diese Jahreszeit heimsuchten, immer wieder zerstört.
    Mezza Angdröhm ließ seinen Blick weiter südlich gleiten, aber dort verschwand das Land auch vor seinen scharfen Augen in Nebel und Dunkelheit. Irgendwo dort vorn hatten die Yardahanada, Soono, Eltariccer und der Kitter ihr Nachtlager aufgeschlagen. Das Nomadisieren vom einen Ende der Schlucht zum anderen gehörte zu den Lebensgewohnheiten der kartlebecischen Schluchter, wie man die Bewohner dieses Landstrichs nannte. Das Risiko eines festen Wohnsitzes konnte dort unten niemand eingehen, denn dann hätte man sich einer Vielzahl von Feinden auch auf einem Präsentierteller zeigen können.
    Der Aufklärer bezweifelte, daß das Familienoberhaupt heute noch zurückkehren würde. Zweifelsohne machte Tschan sich irgendwo in der Nähe des Marktes einen schönen Tag.
    Angdröhm breitete die Schwingen aus und setzte im Gleitflug über die Schlucht hinweg. Auf der anderen Seite wuchsen giftige Dorneneschen, so daß die Wahl eines Landeplatzes mit Sorgfalt getroffen werden mußte. Der Aufklärer segelte dicht über das gefährliche Wäldchen dahin und landete inmitten einer mit Moos bewachsenen Lichtung. Lustlos pickte er an den dort wachsenden Fleischpilzen, weil ihm lebende Beute lieber gewesen wäre.
    Seltsam! dachte er. Je älter er wurde, desto schwerer fiel ihm die Fagd, aber desto stärker wurde seine Gier nach frischem Fleisch.
    Angdröhm beendete seine karge Mahlzeit so schnell wie möglich, denn es war nicht ratsam, nach Einbruch der Dunkelheit noch allein am Boden zu sein.
    Danach begann er mit seiner Nachtpatrouille. Er kannte den ungefähren Standort des Familienlagers, deshalb wäre er beim geringsten Anzeichen einer drohenden Gefahr nach unten geschossen und hätte die anderen durch die vereinbarten Alarmschreie gewarnt. Es kam etwa alle zehn Tage vor, daß die Familie ihr Lager verlassen mußte. Dann wurden alle Habseligkeiten in kürzester Zeit zusammengerafft.-Es kam auch vor, daß man alles zurücklassen mußte, alles, bis auf die

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