0969 - Die magischen Welten des Duncan W.
Gehirnstromhelm eine Realitätsnähe versprochen, wie sie bisher noch nie da gewesen sei. Gut, das sagen viele und das hätte mich auch noch nicht so gereizt, zumal ich noch in keinem Fachmagazin über das Spiel gelesen hatte. Ich dachte, wenn es tatsächlich so toll wäre, hätte sich da sicher schon mal jemand drüber ausgelassen. Na ja, der eigentliche Köder des Spiels aber waren eine Million britische Pfund, die angeblich jeder kriegt, der den höchsten und gefährlichsten Level schafft. Zudem war das Spiel nicht mal so teuer, es hat gerade mal hundert Euro gekostet. Da hab ich's mir halt zum Testen bestellt. Viel kaputt machen kann ich da ja nicht, hab ich mir gedacht. Und irgendwie gehofft, dass das mit der Million tatsächlich stimmt. Ich bin nämlich sehr gut bei Computerspielen.«
»Und? Haben Sie den höchsten Level erreicht, Jeremy?«
»Ja, ich glaube schon. Dieser… Game Master, Turalel, den Sie ja auch schon kennengelernt haben, Professor, und der mich sicher hundert Mal aus dem Spiel geworfen hat, weil ich auf den verschiedenen Levels getötet worden wäre oder sonst wie versagt habe, hat mir irgendwann verklickert, dass ich nun auf dem höchsten Level spiele. Er hat mir sogar gratuliert. Ich hab mich durch eine wahre Höllenwelt gekämpft, wo an jeder Ecke gefährliche Dämonen und Monster gelauert haben. Meine Aufgabe war es, Astardis' Versteck zu suchen und den Kerl umzubringen.«
»Astardis«, murmelte Zamorra verblüfft und sah Nicole an.
»Ja. Kennen Sie den etwa?«
»Schon mal gehört, das ist alles.«
Das stimmte so nicht. Astardis war längere Zeit einer der gefährlichsten Gegner Zamorras gewesen. Dabei war der uralte, mächtige, aber auch extrem feige und hinterlistige Erzdämon niemals selbst in Erscheinung getreten. Er hatte es vielmehr vorgezogen, seinen Körper an einem geheimen Ort der Hölle zu verstecken und immer nur astrale Projektionen agieren zu lassen. Selbst als er für eine Weile Satans Ministerpräsident gewesen war und somit das höchste Amt in den Schwefelklüften bekleidet hatte, war er nicht davon abgewichen. Nicole hatte Astardis eher zufällig in seinem Versteck aufgespürt und getötet. [2]
Das war nun fast schon ein Beweis, dass sich der Macher von Lost Soul bestens in den Schwefelklüften auskannte.
»Also gut, auf jeden Fall war das tatsächlich der weitaus schwerste Level. Ich glaube, ich bin alleine dreißig Mal rausgeflogen, bis ich Astardis' Versteck dann wirklich aufgespürt habe. Aber als ich durch so ein leuchtendes Tor reinging, da war ich plötzlich in dieser Feuerhölle und hab den Teufel gesehen. Und das war ein ganz anderes Feeling als das zuvor im Spiel, das kann ich nur immer wiederholen. Absolut echt, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich hatte Schiss, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich da nicht mehr rauskomme, in diesem Moment hab ich echt auf die Million gepfiffen. Wenn da dieser goldene Schatten nicht gewesen wäre, wär's schlecht ausgegangen, da bin ich mir sicher. Das Goldene hat mich gerettet. Und wenn ich an die Flammen und den Teufel denke, kann ich's auch noch ein bisschen im Hund aushalten.«
»Wau«, sagte Nicole. »Wie hat denn Astardis' Versteck ausgesehen? Wissen Sie das noch, Jeremy?«
»Ja. Es lag auf dem Grund eines Lavasees, in dem schreckliche Monster schwammen. Aber selbst das war nicht annähernd so ein grässliches Gefühl wie die Feuerhölle, in der ich anschließend gelandet bin… Ja, schon gut, ich wollte es nur noch mal gesagt haben. Na ja, ich hatte mir von einem Dämon namens Zarkahr eine Schutzhaut für den Lavasee erkauft, indem ich ihm die Leiche einer Dämonin namens Stygia gebracht habe, die ich mit einem schwarzen Kristall killen konnte, den ich wiederum nur bekommen habe, weil ich so schlau war, ein winzig kleines Wesen anzuquatschen, das Derwisch oder so ähnlich hieß.«
»Irrwisch«, entfuhr es Nicole.
»Ja, tatsächlich. Ihr kennt Irrwische?«
»Schon mal gehört.« Nicole grinste.
»Auf jeden Fall bin ich auf diesem Level mehr als zwei Dutzend Mal selber gekillt worden, das war die Hölle.«
»Oh ja, das war sie wohl tatsächlich.«
Nicole erinnerte sich noch gut daran, dass sie Astardis, dessen Originalkörper ähnlich wie ein Salamander ausgesehen hatte und auch nicht größer gewesen war, in einem bizarren Höhlenlabyrinth getötet hatte. Da das in der Hölle sicher nur den allermächtigsten Dämonen bekannt gewesen war, tippte sie darauf, dass
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