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097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Plötzlich glaubte er den Grund für Lesters plötzlichen Entschluss zu kennen.
    Wegen der Kontenblätter war er nochmals ins Büro zurückgekommen. Er wollte sie holen, bevor es Inspektor Birner einfiel, mit einem Haussuchungsbefehl wiederzukommen. Er musste die Originale verschwinden lassen, und die Originale lagen hier im Schreibtisch.
    Lester kannte sich gut genug aus im Job, um zu wissen, dass Russel eine Unterschlagung von riesigen Ausmaßen angezettelt hatte. Die Kontenblätter, die die Polizei finden durfte, waren so geschickt gefälscht, dass sich auch ausgesprochene Wirtschaftsstaatsanwälte die Zähne daran ausbeißen würden.
    Ben Russel schaltete die Schreibtischlampe ein und holte die Blätter heraus. Die Lampe spiegelte sich auf der glatten Kunststoffoberfläche der Karten. Und noch etwas sah Russel.
    Die Fingerabdrücke. Von ihm konnten sie nicht stammen. Er trug seine Handschuhe, auch wenn er alleine im Büro war.
    »Lester…«, murmelte er.
    Seine Unterschlagung hatte einen Zeugen bekommen. Den Mord an Sheller würde man ihm zwar kaum anhängen können, aber auch das war nicht mehr ganz sicher. Die Indizien, dass er Mörder gedungen hatte, würden in diesem Falle übermächtig.
    Russel nahm die Kontenblätter an sich und stopfte sie in seine Dokumentenmappe.
    Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. Seine Frau war am Apparat.
    »Endlich erreiche ich dich mal wieder«, sagte sie.
    »Was gibt’s?«
    »Du könntest mir einen Gefallen tun.«
    »Doch nicht schon wieder Botengänge erledigen.«
    »Ich bin wirklich in Bedrängnis.«
    »Kannst du nicht mal deinen Gigolo schicken?«
    »Verschone mich mit deiner Art von Humor. Wir haben uns beide nichts vorzuwerfen, und du weißt das ganz genau. Hugh ist im Augenblick für mich unterwegs. Er hat meinen Wagen. Ich habe vergessen, ihm aufzutragen, dass er mein neues Abendkleid mitnehmen soll. Und ich komme jetzt nicht mehr pünktlich hin. Das Geschäft schließt bald. Es macht dir doch nichts aus, dort vorbeizuschauen? Es liegt auf deinem Weg.«
    »Woher willst du wissen, wo ich hin will?«
    »Nun sei doch nicht so. Ich bitte dich nicht oft um einen Gefallen.«
    Russel dachte kurz nach. Eigentlich vergab er sich nichts dabei. Es war immer gut, Joan bei Laune zu halten. Vielleicht brauchte er auch sie noch mal.
    »Gut«, sagte er. »Wo soll ich den Kram holen?«
    »Im Lady’s Bazar. Du kennst den Laden. Ich glaube, die kleine Freundin von einem deiner Mitarbeiter arbeitet dort.«
    Ben Russel horchte auf.
    »Die Freundin von Peter Lester?«
    »Ja. Biggy Painter. Ich glaube, so heißt die Kleine.«
    In Russel überschlugen sich die Gedanken. Das war’s. So konnte er es machen.
    Er versuchte, seiner Stimme einen gelangweilten Klang zu geben, als er weiter sprach.
    »Okay. Ich hole das Zeug.«
    »Bringst du es mir in die Wohnung?«
    »Ja. Ich bring’s dann schon vorbei.«
    »Danke, Sweetheart.«
    »Schon in Ordnung.«
    Ben Russel legte auf. Er starrte auf die Schreibtischplatte vor sich.
    »Lester!« schrie er dann laut, ehe ihm einfiel, dass Lester ihn durch die Tür nicht hören konnte.
    Russeis Augen huschten über seinen Schreibtisch. Eine alte Zeitung lag noch dort.
    Er nahm sie und steckte sie in ein Kuvert, verschloss es und adressierte es mit der Anschrift eines Bekannten, von dem er wusste, dass er verreist war. Die Straße lag fast am anderen Ende der Stadt.
    Mit dem Kuvert in der einen und der Dokumentenmappe in der anderen Hand ging er hinaus, wo Lester soeben mit seinen Aufräumungsarbeiten fertig geworden war.
    »Ich habe es mir überlegt, Lester«, sagte Russel. »Ich lasse Sie gehen. Haben Sie es an die große Glocke gehängt, dass Sie kündigen wollten?«
    »Natürlich nicht. Ich bin nicht schwatzhaft. Das sollten Sie wissen.«
    »Weiß ich. Ich habe nochmals nachgedacht. Halten lassen Sie sich nicht mehr. Andererseits war ich bisher sehr zufrieden mit Ihnen. Ich will Ihnen für Ihren künftigen Berufsweg keine Hindernisse in den Weg legen, wenngleich ich die Plötzlichkeit Ihres Entschlusses bedauere. Aber was soll’s. Ich werde darauf verzichten, auf einer Konventionalstrafe zu bestehen. Sie können gehen, Lester. Ich werde Ihnen sogar noch das Gehalt für diesen Monat anweisen lassen.«
    Peter Lester stand überrascht auf. Um ein Haar wäre sein Stuhl dabei umgefallen.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    Ben Russel setzte ein gönnerhaftes Grinsen auf.
    »Bin ich ein Spaßvogel?«
    Lester musste verneinen.
    »Das kann Ihnen Ihr schlimmster Feind

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