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097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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durften nicht liegen bleiben.
    Der junge Mann suchte nach einem Nachschlagwerk über Steuerrecht und konnte es nicht finden. Er erinnerte sich daran, dass dieselbe Ausgabe auch auf Russels Schreibtisch lag, und ging sie holen.
    Als er im Büro seines Chefs stand, fiel sein Blick auch auf die Schreibtischschublade. Sie war abgesperrt, doch die Lade war vorher nicht ganz ins Fach geschoben worden. Sie stand einen Spalt breit offen.
    Peter konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er zog die Schublade weiter auf. Noch nie vorher hatte er einen Blick hineinwerfen können. Umso enttäuschender war auf den ersten Blick das, was er sah. Bis auf drei Paar Ersatzhandschuhe und einige in Kunststoff eingeschweißte Kontokarten war das Fach leer.
    Interessant wurde der Inhalt erst auf den zweiten Blick. Peter entzifferte Shellers Namen auf den Kontenkarten.
    Und horrende Beträge darauf. Etwas über vier Millionen.
    Die Karten waren mit der Handschrift Russels ausgefüllt. Normalerweise hätte der Büro-Computer sie bedruckt, doch Russel ließ sich bei einigen Transaktionen auch von seinen Mitarbeitern nicht über die Schulter sehen.
    Die Kontokarten waren ausgefächert wie ein Kartenspiel. Die unterste trug das jüngste Datum.
    Peter zog sie heraus.
    Überrascht schaute er auf die Zahl auf der Habenseite.
    Kaum mehr 100.000 Pfund.
    Wo waren Shellers Millionen geblieben?
    Peter Lester war noch blass, als er mit dem Buch über Steuerrecht wieder an seinen Schreibtisch zurückkehrte.
    Er musste nachdenken. Sehr gründlich nachdenken. Dass er kündigen würde, wusste er jetzt schon.
    ***
    Julie Highsmith lag noch so, wie Ben Russel sie verlassen hatte: nackt, in der Mitte des gezackten weißen Kreises im Kellerraum.
    Der Finanzmakler trat in den Kreis, bückte sich und schleifte die Frau an den Armen auf die Liege hinter dem zurückgeschobenen Vorhang zu. Dann entzündete er das Öl nur einer Schale.
    Im Raum wurde es heller.
    Ben Russel drückte die offen gelassene Tür zu, durch die eine breite Lichtbahn in seinen geheimen Raum gefallen war.
    Die Barfrau lag immer noch im tiefen Schlaf. Ben Russel hatte es so gewollt. Doch jetzt sollte sie aufwachen.
    Russel hatte diesmal auf seinen weiten violetten Mantel verzichtet. Nur um Julie zu wecken, brauchte er ihn nicht.
    Russel kniete sich nieder.
    Die Hände hatte er ausgestreckt. Er legte sie der Barfrau an die Schläfen.
    Der Finanzmakler senkte den Kopf und konzentrierte sich auf die Formeln, die er heruntersagen musste. Obwohl sie noch fremd und ungewohnt in seinen Ohren klangen und er die einzelnen Worte auch nicht voll verstand, zeigten seine Beschwörungen Wirkung.
    Ein Rauschen erklang, als würde ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen nah an ihm die Luft durchschneiden.
    Das Rauschen schwoll an, wurde immer stärker bis an die Schmerzschwelle.
    Doch so allmählich es begonnen hatte, so abrupt brach es ab.
    Plötzlich herrschte absolute Stille, in der nur die regelmäßigen Atemzüge Julies und das angestrengte Keuchen Russels zu hören waren.
    Ben Russel hatte seine Hände vom Kopf der Frau genommen und war zurückgewichen.
    So sah er ganz genau, wie sich um den Körper der Nackten eine schimmernde rote Aura bildete, die sich über der Brust zu einem verschwommenen Schemen verdichtete. Russel glaubte in ihm die Umrisse Sratnaros wiederzuerkennen.
    Einen kurzen Augenblick lang vermeinte er, ein zischendes heiseres Lachen zu hören, doch das verstummte sofort wieder.
    Das rot schillernde Etwas verblasste, wurde zusehends kleiner, bis es auf eine winzige Kugel von Fingernagelgröße zusammengeschmolzen war.
    Und von einer Sekunde auf die andere war auch diese Kugel verschwunden, als hätte sie nie existiert.
    Russel starrte immer noch fasziniert ins Nichts, als Bewegung in den nackten Körper der Frau kam. Julie Highsmith, oder auch Paola, wie sie sich nannte, erwachte.
    Ein Arm kam hoch, legte sich über die Augen. Ein Stöhnen drang aus ihrem Mund. Ein verschlafenes Stöhnen, wie man es manchmal von sich gibt, wenn Schlaf und Traum nur widerwillig der Wirklichkeit des Tages weichen wollen.
    »Wo bin ich?« kam es gequält.
    Ben Russel setzte sich neben sie auf das Lager und nahm die Hände Paolas.
    »Du hast lange geschlafen, Paola«, sagte er leise.
    Die Frau schlug die Augen ganz auf, sah sich um.
    »Wie komme ich hierher?«
    »Du hast ziemlich getrunken gestern.«
    »Gestern…«
    Die Frau bekam einen nachdenklichen Blick. Sie schaute starr geradeaus, als wolle sie nicht

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