097 - Die Knochenkammer der Dämonen
ihm, ihm zu folgen. Jonathan Dewaere gehorchte ängstlich. Yul blieb im Keller. Buldeo aber veranlaßte, daß man sein Auto bereitstellte und den Leichenwagen verschwinden ließ.
Seine Befehle wurden unverzüglich ausgeführt.
Er betrat mit Zep Leggeb den Schloßhof, wo ein weißer Bentley auf ihn wartete. Erasmus Buldeo wies auf seinen neuen Diener.
»Du fährst.«
»Ja«, sagte Zep Leggeb und nickte.
»Du bekommst heute von mir die Chance, dich zu bewähren«, sagte Buldeo. »Solltest du dich als unbrauchbar erweisen, wirst du unter Yuls Schwert enden.«
»Ich werde nicht versagen«, versprach Zep Leggeb. »Befiehl, was du willst, und es wird geschehen.«
Sie stiegen in den Bentley. Niemand war zu sehen, aber das große Tor öffnete sich, wie von Geisterhand und Zep Leggeb fuhr los.
Erasmus Buldeo brauchte wieder ein Mädchen, denn es erhofften sich noch viele Endzeitdämonen Hilfe von ihm, und sie alle würden sie bekommen.
***
Mein Spiegelbild blieb ernst, und nicht nur das. Es starrte mich so haßerfüllt an, daß ich sofort begriff, was los war. Ich hatte einen Todfeind vor mir.
Und er griff mich sofort an!
Das war die magische Sicherung, die Jonathan Dewaere hinterlassen hatte! Ich war vorsichtig gewesen, aber dennoch in die gut getarnte und deshalb nicht erkennbare Falle getappt.
Zwei Hände zuckten aus dem Spiegel. Ich wollte zurückspringen, aber sie waren schneller. Schon lagen die Finger um meinen Hals. Diabolisch grinsend drückte der andere Tony Ballard zu.
Ich hatte nicht gewußt, daß ich so widerlich grinsen konnte. Regelrecht entstellt war mein Gesicht von diesem Ausdruck. Der Kerl im Spiegel wünschte meinen Tod.
Der Druck seiner Finger schnürte mir die Luft ab. Ich wehrte mich verbissen, packte die harten Mörderhände und versuchte sie von meinem Hals zu zerren.
Vergeblich.
Ich schlug auf die Hände, doch mein Spiegelbild schien nichts zu spüren. Der andere Tony Ballard beugte sich aus dem goldenen Rahmen. Ich schmetterte ihm meine Faust ans Kinn. Der Schlag stieß ihn in den Spiegel zurück.
Ich schlug gleich noch einmal zu, wollte abermals den Kopf meines Gegners treffen, doch meine Faust hämmerte gegen das Glas. Jeder anderer Spiegel wäre an der Wucht dieses Schlages klirrend zerbrochen.
Dieser nicht.
Er hielt dem Faustschlag stand, und in meiner Hand explodierte ein fürchterlicher Schmerz. Mir war, als wäre sie gebrochen. Ich sah den anderen Tony Ballard lachen, aber mein Spiegelbild war stumm. Zu hören war sein schadenfrohes Gelächter nicht. Mir wurde die Luft knapp. Verdammt noch mal, ich mußte endlich wieder einen Atemzug tun!
Aber das ließ mein Konterfei nicht zu.
Es war mir auch nicht möglich, Mr. Silver zu rufen. Wenn er nicht zufällig bemerkte, was mit mir geschah, würde er mir nicht zu Hilfe eilen.
Auf den Zufall konnte ich nicht warten.
Ich brauchte selbst ganz schnell eine rettende Idee. Noch einmal zu versuchen, die würgenden Hände des besessenen Spiegelkillers loszuwerden, hatte keinen Sinn.
Das kostete nur unnütz Kraft.
Die Gefahr saß im Spiegel, also mußte ich ihn zerstören. Mit der Faust allein hatte ich es nicht geschafft, aber mit einem magischen Silberstern mußte es mir gelingen.
Während meine Atemnot immer größer wurde, holte ich einen von meinen drei Wurfsternen hervor. Kalter Schweiß bedeckte mein Gesicht. Ich blickte in das haßverzerrte Antlitz meines Widersachers, und mir war klar, daß ich nur einen Versuch hatte.
Wenn der mißlang, würde ich das Bewußtsein verlieren und… sterben!
Ich schlug mit dem Stern zu, mitten hinein in mein eigenes Gesicht, und das Klirren, das ich hörte, war Musik in meinen brausenden Ohren.
Plötzlich waren keine Hände mehr da. Es gab sie nicht mehr, auch der andere Tony Ballard war nicht mehr zu sehen. Der gesamte Spiegel war aus dem Goldrahmen gefallen. Die Scherben lagen auf dem Boden. Ich war gerettet. Mr. Silver erschien. Sein Gesicht drückte große Besorgnis aus.
»Tony!« stieß er beunruhigt hervor. »Bist du in Ordnung?«
Ich mußte mich räuspern, um überhaupt einen Ton herauszubringen. »Ja, ich bin okay, Silver«, krächzte ich.
»Was ist passiert?« wollte der Ex-Dämon wissen.
Ich sagte es ihm. Er knirschte zornig mit den Zähnen. Seine perlmuttfarbenen Augen verengten sich.
»Die Gefahr ist noch nicht gebannt!« rief er plötzlich erregt. »Zurück, Tony! Weg von den Scherben!«
Ich sprang in Richtung Tür. Ein langer Spiegelsplitter hob in Gedankenschnelle vom
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