097 - In den Klauen des Daemons
Slayton, aber ich habe in letzter Zeit eine Menge Dinge erlebt, die nicht in ein normales Konzept passen. Wer sagt mir, daß…“
„Nun aber Schluß.“ Der Ire wurde ärgerlich. Er trat einen Schritt vor.
„Halt!“ befahl Doris Miller. „Ich verstehe mit einer Waffe umzugehen.“
Dick Slayton nickte grimmig.
„Das glaube ich dir. Allerdings wäre es besser, du könntest darüber hinaus auch mit deinem Verstand umgehen!“
„Wo ist der Sumpfarm?“ fragte Doris Miller unbeirrt.
In dem Augenblick entdeckte Slayton hinter der Frau den Kopf einer gigantischen Schlange. Er sah die Gefahr. Er sah aber auch, daß der Frau keine Überlebenschance blieb, wenn sie nicht verdammt schnell reagierte.
Das würde letzten Endes auch an ihm liegen.
Doris Miller bemerkte das Entsetzen in den Augen des Iren. Instinktiv warf sie sich blitzschnell zur Seite. Das rettete ihr das Leben.
Im selben Moment schoß die Schlange vor. Sie hatte einen Umfang wie ein Mensch. Ihre Länge war gar nicht abzuschätzen.
Grauen packte die Frau. Sie drückte ihren Revolver ab. Die Kugel schlug in den Schädel des Tieres. Aber die Bestie war nicht tot.
Da reagierte auch der Ire. Er zielte auf die Augen der Schlange und traf. Blut quoll aus dem Kopf des Ungeheuers. Kein Laut kam aus dem gräßlichen Rachen, der leicht geöffnet war und jetzt ganz aufklappte. Es sah so aus, als würde die Schlange gähnen, aber Schmerz peinigte sie. Irgendwo hinten im Dschungel wurden Bäume entwurzelt, dröhnte etwas mit ungeheurer Wucht auf den Boden. War es der peitschende Schwanz der Bestie, der sich aufbäumende Leib?
Wieder und immer wieder schoß Dick Slayton, leerte sein ganzes Magazin, bis das Monstrum verendete.
Dick Slayton mußte Doris stützen. Schnell brachte er sie von dem Kadaver weg, über den sich sofort Hunderte und Tausende von Insekten hermachten.
„Ich…“ begann Doris Miller, aber die Stimme versagte ihr den Dienst.
„Es ist die Radioaktivität“, meinte Dick Slayton.
„Ich habe noch nie etwas so Furchtbares erlebt“, keuchte Doris. „Glaube mir, Gefahren sind nichts Neues für mich. Rosalio hätte mich nie mitgeschickt, wenn ich ein unerfahrener Hasenfuß wäre. Aber…“
„Warum entschuldigst du dich? Glaubst du wirklich, ich sei besser dran? Für mich war es nur nicht mehr das erste Mal.“
Sie schenkte ihm einen dankbaren Blick.
Dick Slayton nahm ihre Waffe an sich.
„Damit ich mich auf die Gefahren des Dschungels konzentrieren kann“, sagte er. „Ich schätze es nicht, wenn ich auch noch auf meinen Begleiter achten muß, weil er mir vielleicht eine Kugel in den Rücken jagt.“
Sie schaute betroffen zu Boden.
Dick Slayton ging wieder voraus. Rhythmisch sauste das schwere Messer nieder und riß Lücken in die Wand des Tropenwaldes.
Doris Miller folgte wortlos. Ihr schlechtes Gewissen wurde nicht gerade beruhigt, als sie wenig später vor dem Sumpf arm standen, in dem Slayton seinen Gefährten Boris Minks verloren hatte.
In diesem Moment hörten sie Stimmen, menschliche Stimmen.
Überrascht blieben Slayton und Doris stehen. Wenn sie alles erwartet hätten, aber das hier…
Vorsichtig zogen sie sich zurück.
Die Stimmen kamen näher. Dunkelhäutige Gestalten tauchten dort auf. Deutlich zeichneten sich ihre Konturen ab.
Waren das etwa jene grauenhaften Menschengestalten aus den Ruinen?
Doch dann fiel Slayton der betrunkene Indianer ein, dem sie letzten Endes ihr Hiersein zu verdanken hatten. Er hatte von einem Stamm erzählt, der seltsame Riten kannte.
„Ich verstehe nicht, daß sie sich so sorglos bewegen“, sagte Doris Miller. „Die tun so, als wären sie völlig allein.“
„Eigentlich haben sie allen Grund dazu, das anzunehmen“, konterte der Ire.
„Glaubst du, sie haben unsere Schüsse gehört?“
„Ich weiß es nicht.“
Dick Slayton erzählte Doris, was er wußte und was er vermutete.
Sie schritten weiter, keine Vorsichtsmaßregeln außer acht lassend. Dick Slayton ging sogar so weit, daß er in regelmäßigen Abständen Steine, Äste, Bündel von Schlingpflanzen – was ihm gerade in den Griff kam – in das brackige Wasser warf, um eine Reaktion herauszufordern. Er wollte keine Überraschung erleben.
Trotz ihrer Vorsicht gelang es ihnen, den Eingeborenen auf den Fersen zu bleiben. Sie brauchten nur ihrem Gehör zu folgen. Der Lärm drang auch durch die Schutzmasken der Strahlenanzüge.
Endlich stoppten die Eingeborenen. Der Dschungel war wesentlich lichter geworden. Dick und
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