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097 - In den Klauen des Daemons

097 - In den Klauen des Daemons

Titel: 097 - In den Klauen des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Travers
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Doris mußten vorsichtiger sein. Aber sie sahen auch mehr von dem, was da vorn passierte.
    Es waren mehr Eingeborene als Dick angenommen hatte. Er schätzte sie auf mindestens dreißig.
    „Ich glaube, es ist besser, wenn wir unsere Funkgeräte ausschalten“, sagte er.
    Die Frau sah ihn an.
    „Ich will kein Risiko eingehen. Wenn sich der kleine Lautsprecher an den Geräten einschaltet, könnten die Eingeborenen auf uns aufmerksam werden“, begründete er seinen Vorschlag.
    Doris Miller nickte. Sie schaltete ab. Jetzt erkannten sie, daß zumindest zwei der Indianer Gefangene waren. Sie hatten Fesseln an den Händen.
    Da war die Außenmauer, das Wehr der Stadt. Der Sumpfausläufer endete wenige Meter davor in einer seichten Pfütze. Die Mauer hatte an dieser Stelle mehr gelitten als dort, wo Slayton zum erstenmal die Stadt betreten hatte. Sie war streckenweise kaum höher als einen Meter.
    Nahe der Mauer befand sich ein Pfahl. Die beiden Gefangenen wurden Rücken an Rücken festgebunden. Sie zeigten Slayton und der größtenteils vom Dschungel verborgenen Stadt ihr Profil.
    Die Indianer schlugen eine kleine Lichtung um den Pfahl herum.
    Die rund dreißig dunkelhäutigen Gestalten umringten endlich ihre Gefangenen und fielen unvermittelt zu Boden, mit dem Gesicht zur Stadt. Nur einer blieb aufrecht stehen. Er war auch der einzige, der eine Art Talar umgehängt hatte. Der Mann breitete seine Arme weit auseinander und begann einen monotonen Singsang.
    Die Sprache war den beiden Beobachtern fremd. Dennoch war die Situation eindeutig.
    Das grob gewebte Kleidungsstück des betenden Indianers flatterte hin und her, als er begann, seltsame, aber offenbar genau abgezirkelte Bewegungen zu machen. Dann sank auch er zu Boden. Sein Gebet riß ab.
    Dick Slayton konnte den beiden Unglücklichen nicht helfen.
    Aber er konnte etwas anderes tun: Er gab Doris Miller ihre Waffe zurück. Sie wußte sein Vertrauen hoffentlich zu schätzen.
    Beide luden ihre Pistolen nach. Doris, die eine Automatik besaß, hielt ein Ersatzmagazin bereit. So standen ihr sechzehn Schuß zur Verfügung.
    Endlich rückten die Eingeborenen ab und ließen die beiden Gefangenen zurück.
    Dick und Doris warteten, bis sie sicher sein konnten, daß ihnen von den Eingeborenen keine Gefahr mehr drohte. Dann schlichen sie durch das Dickicht zu den Gefangenen.
    Es war kaum möglich, daß die Unglücklichen vor zwei Monstren mehr erschrocken wären, als vor Doris und Slayton. Offenbar hatten sie noch nie in ihrem Leben zwei Weiße in Strahlenschutzanzügen gesehen.
    Dick Slayton warf einen Blick auf den mitgeführten Geigerzähler.
    Er erstarrte. Der Wert, den die Skala anzeigte, war ungewöhnlich hoch. So hoch war er sonst nur innerhalb der Ruine! Offenbar befand sich die radioaktive Quelle nicht genau in der Mitte der versunkenen Stadt. Sie war hier ziemlich nahe.
    Sie konnten es nicht riskieren, ihre Anzüge abzulegen, nur weil sich die beiden Eingeborenen fürchteten. Sie konnten es leider auch nicht riskieren, die Gefesselten sofort zu befreien.
    Doris Miller lüftete ihre Schutzmaske. Sie sagte etwas in einer Eingeborenensprache, die Dick Slayton nicht kannte.
    Einer der Gefesselten antwortete.
    Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich eine lebhafte Debatte.
    Dick Slayton erfuhr von Doris, um was es ging.
    In regelmäßigen Abständen wurden vom Stamm Menschenopfer für den strahlenden Dämon gebracht. Meist wurden solche ausgewählt, die geringfügige Verstöße gegen das strenge dörfliche Reglement begangen hatten. Weiter wurden Menschen dem Dämon überlassen, die sichtbar auf ihn ansprachen.
    Die Sache hatte noch einen besonders bitteren Aspekt. Da die Eingeborenen ziemlich oft hierher kamen, sich also auch oft der mörderischen Radioaktivität aussetzten, wurden im Dorf ständig mißgebildete Kinder geboren. Die Eingeborenen nahmen dann an, es wären Kinder des Dämons. Sie wurden hierher gebracht und ausgesetzt. Auch die Mütter der Kinder traf ein schreckliches Los. Da sie Bettgefährtinnen des Dämons gewesen waren, durfte man sie dem strahlenden Dämon auch nicht weiter vorenthalten. Sie wurden geopfert.
    Dick Slayton begriff nun, woher die schrecklichen Gestalten kamen, die in den Ruinen hausten. Es gab Menschen, die ungeheuer widerstandsfähig gegenüber Radioaktivität waren. Sie vertrugen ein Mehrfaches der Strahlung, die für andere tödlich war. Natürlich wurden sie auch steril. Aber immer neue Opfer wurden gebracht. Der Stamm war groß, die

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