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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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der Durchsichtige etwa vor den Amazonen geflohen? Dafür sollte es doch überhaupt keinen Grund geben, zumindest nicht für einen Geist.
    Für den Chef der Tendyke Industries hingegen wurde es Zeit, dass er sich nach einem Versteck umsah. Falls ihn die Amazonen so gut sehen konnten wie er sie, dann konnte er sich auf einen heißen Empfang gefasst machen. Auch wenn er durch die Pistole und das Buschmesser nicht hilf- und waffenlos war, wollte er einen Kampf vermeiden, solange es ging. Aus Erfahrung wusste Tendyke, dass eine Waffe dem Mund eines intelligenten, verhandlungsbereiten Wesens nie überlegen sein konnte.
    Irgendwie mochte er dennoch nicht daran glauben, dass die Amazonen verhandlungsbereit waren. Sie waren Kriegerinnen und aus Kampf bestand ihr Lebenszweck.
    Am Horizont sah Robert zwei fliegende Affen und einen Flugsaurier.
    Auch sie schienen zu diesem oder einem anderen - möglicherweise feindlichen -Spähtrupp zu gehören. Tendyke wusste nicht, wie recht er mit dieser Vermutung hatte. Er duckte sich und versuchte, den nächsten Felsen als Sichtschutz zu benutzen. Geduckt rannte er weiter und hielt Richtung auf die Blaue Stadt, die nur noch wenige Hundert Meter entfernt lag.
    Bei einem Blick nach oben sah er, dass der Flugsaurier direkt auf ihn zuflog.
    ***
    Die Höllischen besaßen die Möglichkeit, am Rand des Hügels durch den Felsen hindurchzusehen. Der dritte Affe, den Sherkonnt zur Überwachung der Amazonen geschickt hatte, hatte sich zurückgehalten, als er bemerkte, dass die Kriegerinnen und der Vampir schon nach kurzem Kampf vernichtend geschlagen wurden.
    Er wollte zuerst nur Zusehen, wie die beiden Menschen getötet wurden, aber als sie zum Angriff übergingen und die überlebende Amazone floh, wollte er nicht mehr hinaus. Er versuchte noch, seine Gefährten zurückzuhalten, aber sie lachten ihn nur aus. Als Konkurrenten gönnten sie den Kriegerinnen die Niederlage. Sie als fliegende Affen waren doch etwas besseres als die verdammten Menschen.
    Nachdem auch seine beiden Artgenossen von der fremden Frau getötet wurden, hielt es den Affen nicht mehr an seinem Beobachtungsplatz. So schnell ihn seine Flügel trugen, schwebte er zurück zur Versammlungshalle um Sherkonnt Bericht zu erstatten. Dass sich Robert Tendyke nun ebenfalls im Inneren des Hügels befand, hatte er bei seiner Flucht vor lauter Panik gar nicht mitbekommen.
    »Dass die Amazone floh, um mir Bericht zu erstatten, kann ich noch verstehen, obwohl ich diese Art Feigheit trotz ihrer Verletzung nicht akzeptiere!«, brüllte der Dämon ihn an, als er in der Versammlungshalle eintraf. Sherkonnt stampfte mit dem Fuß so stark auf, dass mehrere Steinplatten brachen. »Aber dass du noch nicht einmal deinen Leuten hilfst und dich bei mir einschleimen willst, kannst du nur mit dem Tod sühnen.«
    »Aber, Erhabener, ich wollte doch nur warnen…«
    »Wohin ist der Mensch gerannt, der der Amazone folgte?« Sherkonnts Augen glühten rot auf vor Zorn, das war kein gutes Zeichen. Der Affe zog den Kopf und die Flügel ein.
    »Ich… ich weiß… es nicht… Ich habe ihn… nicht gesehen…«, stotterte er herum und wusste im gleichen Augenblick, dass er genau diese Antwort nicht geben durfte, wenn er überleben wollte. Ein unbeschreibliches Angstgefühl bemächtigte seiner, als er die Konsequenzen seiner Antwort begriff. Mit einem Mal schien er unter Atemnot zu leiden.
    Sherkonnt überragte den Affen um ein Vielfaches. Und jetzt schien sein Körper noch weiter zu wachsen. Aus seinen Nüstern stoben Funken.
    »Du hast deine Leute im Stich gelassen und du hast den Feind nicht bemerkt«, resümierte er und stieß dem Affendämon einen Feuerschwall entgegen. »Das bedeutet, dass du innerhalb weniger Sekunden zweimal versagt hast. Ich gebe dir keine Gelegenheit mehr, jemals wieder zu versagen.«
    Der fliegende Affe sah die roten Augen des Dämons, die mit jeder Sekunde größer wurden und sich wie Feuerräder zu drehen schienen, und er wusste in diesem Augenblick, dass sie das Letzte waren, was er in seinem Leben sehen würde.
    ***
    Der Gedanke zuckte so übergangslos durch Tendykes Geist, dass er ihm wie ein Schuss vorkam, der direkt in seinen Kopf traf: Nicht hier über die wackelige Brücke entlang, sondern rechts darunter, Richtung zur Stadt. Im Zweifelsfall kann dich der Saurier dort nicht erreichen.
    Der Abenteurer erkannte die Gedankenstimme sofort wieder, obwohl er nicht hätte erklären können, woran er dies festmachte. Es handelte sich um den

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