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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Südpol von einem Tag auf den anderen verschwunden war, hielt er in Hinsicht auf die Blauen Städte alles für möglich.
    Ihre Befürchtung war falsch, das sahen sie, als sie den Hügel vor sich sahen. Auf dem begehbaren Untergrund wurde gerade die letzte Asche des verbrannten Vampirs vom Wind verweht. Nur wenige Meter davon entfernt befand sich die Leiche der Amazone, die in ihr eigenes Schwert gefallen war. Der Blutgeruch hatte seltsamerweise noch keine Alligatoren oder Bisamratten angelockt. Zamorra war das nur recht, so konnte er sich auf das Wesentliche konzentrieren.
    »Unter diesem Hügel liegt die Blaue Stadt«, behauptete seine Begleiterin.
    Zamorra blickte sich um. Er schüttelte den Kopf.
    »Das ist so ganz anders, als ich es in Erinnerung habe«, sagte er und taxierte die Umgebung genau. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken, auch sein Amulett, das er an einer Halskette vor der Brust trug, meldete sich nicht. Wenn sich schwarzmagische Wesen in der Nähe aufhalten würden, hätte es ihn schon gewarnt.
    »Dann versuchen wir mal, irgendwie hineinzukommen«, hoffte er und blickte Uschi Peters kurz aufmunternd an. Aller Vorsicht zum Trotz bewegte er sich schnell auf den Hügel zu. Er konnte von hier die Stelle erkennen, an der der Affe im Felsen verbrannt war. Seltsamerweise sah er nur die Knochen des Affen, aber nicht die Felswand.
    Zamorra trat näher an die Wand heran. Er fragte sich, weshalb er den massiven Stein nicht vorher gesehen hatte. Er hielt Merlins Stern gegen die kalte Wand. Die handtellergroße Silberscheibe mit dem Drudenfuß in der Mitte, den Zwölf Tierkreiszeichen und dem Silberband mit bisher unentzifferbaren hieroglyphischen Zeichen, die etwas erhaben gearbeitet waren, erwärmte sich leicht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier schwarzmagische Kräfte wirkten oder gewirkt hatten.
    »Das ist als wäre es etwas Lebendiges. Und als wären wir hier wie Fremdkörper«, sagte er und wölbte die Augenbrauen. »Zumindest kommt es mir so vor.«
    Uschi zuckte zusammen, über die Ähnlichkeit ihrer Gedanken. »Genau das dachte ich vorhin auch, als Rob verschwand.«
    In diesem Augenblick erwärmte sich Merlins Stern von einem Augenblick zum nächsten stark. Zamorra zuckte zusammen und fuhr herum.
    ***
    Theronn verzog die wulstigen Lippen und strich sich mit einer Hand über die Stirnglatze. Die von Ohrenhöhe bis zu den Schultern hängenden hellbraunen Haare wirkten dabei, als würden sie vom Wind zerzaust. Er klopfte den Staub aus seiner schmucklosen schwarzen Uniform.
    Der Koryde war nicht ganz zufrieden. Die Abschottung von innen hatte bis jetzt funktioniert, doch mit der kompletten Versiegelung der Del'Alkharam von außen mussten sie erst warten, bis die Dämonen zurückgedrängt waren. Vorher war ein Rücktransport der Blauen Stadt nicht möglich, ja, sogar lebensgefährlich.
    Sazhar war neben ihn getreten, unauffällig wie zumeist. Der Anführer von Theronns haarlosen, weißhäutigen Drois der L-Klasse trug ebenso wie seine Leute eine silberne Uniform.
    »Wie lauten Ihre Befehle, Malham?«, fragte er mit sonorer Stimme.
    Theronn blickte zum um zwei Köpfe größeren Sazhar hoch, der mit stoisch wirkendem Gesichtsausdruck neben ihm stand, als würde ihn die Blaue Stadt nichts angehen.
    Der Wächter der Del'Alkharam verzog erneut die Lippen, er wusste, dass sein Gesicht rissig und aufgesprungen wie ein ausgetrocknetes Flussbett wirkte, doch machte er sich nichts aus Äußerlichkeiten.
    Wie so oft, wenn er um Rat gefragt wurde, erinnerte er sich an den Zyklus Der ewige Tag, dem Hauptwerk der alten Habek-Schriften von Okan. Diese alten Schriften nahmen viel Raum in seinen Gedanken ein. Die Demutsbezeugungen aus längst vergangenen Tagen halfen ihm, seine Gedanken auf das Wichtigste zu zentrieren.
    Herrsche, aber beherrsche nicht -doch hüte deine Macht wie ein Kleinod und wache darüber, dass du nicht ihr erstes Opfer wirst. Diese Worte stammten vom Sternenbaron, und sie hatten noch heute Bestand, fand Theronn.
    »Es hat sich nichts an meinen Befehlen verändert«, sagte er. »Wir müssen die Dämonen zurückdrängen oder vernichten - je nachdem, was uns schneller gelingt. Unser Zeitplan ist eng gefasst, wir dürfen nicht wählerisch in der Auswahl unserer Mittel sein.«
    »Dann wird es schneller gehen, wenn wir alle vernichten, am besten in einer konzentrierten Aktion«, war Sazhar überzeugt. Er ballte die rechte Hand zur Faust und legte sie gegen den Brustkorb als Zeichen seines

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