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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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solche Einschätzung wesentlich schwerer. Wenn man so wollte, hatten die hier versammelten Wesen der verschiedensten Spezies Heimweh nach den sieben Kreisen der Hölle.
    Ein brennender Stein befand sich in der Mitte ihrer Höhle, ebenso ein Becken, in dem Lava schwamm. Es war nur ein schwacher Ersatz für die hohen Berge über den Tümpeln, an denen sich die Schreie der im Seelenfeuer Gefolterten brachen, aber Gortan glaubte fest daran, dass sie eines Tages eine neue Hölle finden würden.
    Und wenn es sich dabei nur um einen neuen Planeten handelt, dessen Äußeres noch brennt, dachte er oft.
    »Herr, die Späher sind zurück«, unterbrach einer der wenigen Untergebenen, die sich in seiner näheren Umgebung aufhalten durften, die düsteren Gedankengänge seines Meisters. Die meisten Mitglieder seiner Horde mussten einen gewissen Abstand zu Gortan einhalten, der nicht unterschritten werden durfte, wollten sie keine Strafe erleiden.
    Auf einen Fingerzeig von Gortan hin trat eine Späherin vor und kniete kurz vor dem Dämon nieder. Sie stand auf, blickte dem Dämon ins Gesicht und wartete darauf, dass ihr das Wort, erteilt wurde.
    »Welche Neuigkeiten hast du?«, brummte Gortan.
    Die Amazone, eine etwa vierzig Jahre alte Frau mit kurzen rotblonden Haaren, berichtete: »Die Kriegerinnen von Sherkonnt haben in ihrem Teil einen Gefangenen gemacht, einen Menschen und…«
    »Was geht uns ein Gefangener der Gegenseite an, zumal wenn es ein Mensch ist?«, unterbrach Gortan die Späherin. »Solange es sich nicht um jemand wie Tony Ballard, John Sinclair oder Professor Zamorra handelt.«
    »Ich denke schon, dass es dich interessieren wird, wie der Gefangene heißt«, sagte die Amazone und zeigte ein herablassendes Lächeln, doch der Dämon war nicht imstande, aus ihrer Mimik zu lesen. »Schließlich ist er Robert Tendyke, ein Sohn des Asmodis, ein Freund von Zamorra.«
    Gortan fauchte so laut auf, dass die Mitglieder seiner Sippe zusammenfuhren. Einzig die Amazone zeigte keine Regung.
    »Ein Sohn des größten Verräters, der jemals in der Hölle lebte?« Der Dämon stand auf, er war außer sich vor Zorn. »Wenn wir den töten, werden wir Asmodis empfindlich treffen.«
    »Falls er noch lebt«, wagte die Amazone einzuwerfen.
    Ein Blick aus Gortans großen rot glühenden Augen brachte sie zum Schweigen. Eine weitere Späherin kam herein und stellte sich unaufgefordert neben ihre Kollegin. Auf eine Handbewegung von Gortan hin begann sie zu berichten: »Sherkonnt und seine Sippe verlassen ihre Behausung und machen sich auf den Weg zu der Stelle, an der sich das Kommando der Weißhäutigen und der Gefangene befinden.«
    »Sie machen sich auf den Weg?«, wunderte sich Gortan. »Sind die jetzt total verblödet? Ein Gefangener wird doch hergebracht.«
    Er überlegte kurz. Es musste einen besonderen Grund geben, weshalb Sherkonnt eine Ausnahme machte, und das konnte nur bedeuten, dass er an besagter Stelle eine Möglichkeit fand, sich einen Vorteil gegenüber Gortan und dessen Horde zu verschaffen.
    »Wir werden Tendyke aus den Händen unserer Feinde reißen und uns an ihm für das rächen, was sein Vater uns angetan hat. Entweder schließen sich Sherkonnts Leute uns an oder sie werden es bereuen«, befahl er. »Und danach vertreiben wir die Fremden aus der Blauen Stadt. Und du führst uns!«
    Die Amazone senkte den Kopf als Zeichen dafür, dass sie gehorchte.
    Und dabei kommt Sherkonnt hoffentlich um, durchfuhr es ihn. Dessen zusammengewürfelte Sippe besaß nach den letzten Kämpfen weniger Mitglieder als Gortans Haufen.
    Wenn dieser Narr nur endlich einsehen würde, dass wir unter meiner Führung gemeinsam stärker sind, dann könnten wir auch den Wächter überwältigen, und die Stadt würde ganz uns gehören.
    Mir gehören…!
    Dass Sherkonnt im anderen Teil der riesigen Höhle genauso über ihn dachte, war Gortan egal. Er war sicher, dass schlussendlich er gewinnen würde.
    ***
    Aufwachen! Wach endlich auf, du Narr! Der Gedankenruf des Durchsichtigen weckte ihn erst nach Minuten.
    Rasende Kopfschmerzen brachten Robert Tendyke wieder zur Besinnung. Er wunderte sich darüber, dass sich die Schwertklinge nicht mehr an seinem Hals befand, sondern auf dem Boden lag. Die Amazone, der das Schwert gehörte, kniete am Boden und knetete mit der anderen Hand ihr Genick. Tendyke blickte zur Seite und bemerkte, dass die anderen Kriegerinnen ebenfalls stark geschwächt waren.
    Der Abenteurer lag immer noch auf dem Boden, er hatte Mühe, seine

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