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0975 - Die zweite Welle

Titel: 0975 - Die zweite Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konzentrierte sich auf den Schirm. Schon nach kurzer Zeit hatte er etwas gefunden, das ihm zusagte. Der Auskunftsroboter wies ihn an die entsprechende übergeordnete Maschine weiter, wo er alle weiteren Formalitäten erledigte und einen Impulsgeber ausgehändigt bekam. Als er das Haus betrat, stellte er fest, daß der Computer, der für das Gebäude zuständig war, bereits über seinen Namen und seine baldige Ankunft informiert war. Das Haus war bereits beheizt, und in der winzigen AutomatKüche hielt der Computer eine reiche Auswahl an Speisen und Getränken für ihn bereit. Tumain war wirklich eine moderne Stadt.
    Er zwang sich, ein paar Bissen zu essen, dann übermannte ihn die Müdigkeit.
     
    *
     
    Am nächsten Tag war das Wetter etwas besser. Zwar war es immer noch kühl, ab,er die Sonne schien, und der Wind hatte sich gelegt. Jen Salik schob energisch die grüblerischen Gedanken zur Seite und besah sich zuerst das Innere des Hauses, dann trat er in den kleinen Garten hinaus.
    Das Bild, das sich ihm bot, erschütterte ihn. Der Garten, in dem er stand, war von Robotern gepflegt worden und befand sich in gutem Zustand. Jenseits der Grenze aber sah es ganz anders aus. Dort glänzte nackter Fels in der Sonne, und in den winzigen Löchern und Spalten, in denen sich etwas Erde halten konnte, wuchsen die kümmerlichsten Exemplare verschiedener Nutzpflanzen, die er jemals gesehen hatte. Eine Frau und ein halbwüchsiger Junge begossen diese armseligen Gewächse. Sie taten das sehr behutsam. Kein Tropfen Wasser ging verloren.
    Saliks Verwunderung wuchs, als er neben dem Haus eine offene Feuerstelle entdeckte. Ein junges Mädchen rührte in einem großen Topf, zwei kleinere Kinder putzten Gemüse. Neben dem Haus war zwischen einigen in den Boden gerammten Stangen eine lange Leine gespannt, an der Kleidungsstücke zum Trocknen aufgehängt waren.
    Es gab Menschen, die mit fanatischem Eifer das „einfache" Leben pflegten, er hatte jedoch nicht den Eindruck, daß diese Leute dazugehörten. Sein auf so seltsame Weise veränderter Verstand erkannte auch sogleich, was mit Saliks Nachbarn nicht stimmte: Sie hatten kein Geld. Die Kleidung dieser Menschen war zerschlissen und geflickt, und die Frau trug plumpe Sandalen, die wie selbst gemacht aussahen.
    Nun war es aber in dieser Zeit kein Unglück, wenn jemand arm war. Wenigstens mußte man deswegen weder hungern noch geflickte Kleidung tragen. Allerdings konnte es passieren, daß man in irgendeiner Subetage einer großen Stadt eine Wohnung angewiesen bekam.
    Salik schwankte zwischen seiner eigenen Überzeugung, daß ihn die Probleme seiner neuen - und auch nur vorübergehenden - Nachbarn nichts angingen, und dem~ihm völlig fremden Bedürfnis, sich anderer Leute Sorgen anzunehmen. Der fremde Einfluß trug in diesem stummen Zweikampf den Sieg davon. Es war meistens so, aber Salik konnte sich nicht daran gewöhnen.
    Ehe er es sich versah, stand er am Zaun. -Die Frau sah von einer Pflanze auf, entdeckte ihn und erstarrte fast vor Schrecken. Der Junge drehte sich hastig zu ihm um.
    „Was wollen Sie?" fragte er feindselig.
    „Nichts", antwortete Salik ruhig. „Vielleicht kann ich helfen? Ich denke mir, Sie brauchen meinen Rat."
    Er bemerkte, daß eines der kleineren Kinder ins Haus lief.
    „Lassen Sie uns in Ruhe!" forderte der Junge.
    Jen Salik wies auf die Pflanzen.
    „Daraus wird nie etwas", behauptete er.
    „Na und?" fuhr der Junge auf. „Was geht Sie das an?"
    „Nichts", gab Salik lächelnd zu. „Aber zufällig verstehe ich etwas davon."
    Ein untersetzter Mann kam aus dem Haus und ging auf ihn zu. Der Fremde hatte glattes schwarzes Haar und ein breitflächiges Gesicht. Als der Junge ihn bemerkte, zog er sich einige Schritte weit zurück.
    Der Fremde blieb vor dem Zaun stehen, hakte die Daumen in den Hosengurt und betrachtete Salik herausfordernd.
    „Wer sind Sie?" fragte er, als Salik die Musterung schweigend über sich ergehen ließ.
    „Mein Name ist Jen Salik", erwiderte Salik höflich. „Und wie darf ich Sie nennen?"
    „Das geht Sie nichts an."
    „Das würde ich nicht sagen", meinte Salik mit gleichbleibender Freundlichkeit. „Aber lassen wir das für den Augenblick. Sie und Ihre Familie sind auf die Unterstützung angewiesen, die Terra jedem Bürger gewährt, der in Not gerät."
    Der Fremde sah aus, als wolle er seinem neuen Nachbarn an die Gurgel fahren. Salik hob beruhigend die rechte Hand.
    „Sie sind aber zu stolz, um diese Unterstützung anzunehmen!"

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