0976 - Kämpfer für Garbesch
ihren Verstecken und beobachteten, wie sich ihre Gegner am Anfang der Passage an den Wänden der Spalte verteilten. Diese „offene" Tak-tik ließ sich nur damit erklären, daß die Gegner angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit ihrer Opfer an einen leichten Sieg glaubten.
Scheinbar ahnungslos kam Yesevi Aths kleine Gruppe näher. Sie befand sich bereits am Eingang zur Passage, als schräg hinter ihr der Rest der anderen Gruppe das nördliche Ende der Hügelgruppe umrundete.
Wie Yesevi Ath es ihnen geraten hatte, beschleunigten sie ihr Tempo, um ihren Vorsprung vor der anderen Gruppe zu vergrößern. Als sie in die Passage eindrangen, entdeckten sie ihre Gegner. Sie drängten sich dicht zusammen.
Mit hellem Kampfgeschrei stürzten die fünfzehn Gegner sich auf die kleine Gruppe. Ihr erster Angriff konnte wegen der geschlossenen „Igelformation" der Gruppe abgewiesen werden - und mitten in ihrem zweiten Angriff stürzten sich Yesevi Ath und seine Leute von hinten auf sie. Gleichzeitig trat auch die Restgruppe zum Angriff an.
Nach kurzem und heftigem Kampf waren die überraschten und verwirrten Gegner besiegt. Der Rest ihrer Gruppe hatte nicht rechtzeitig eingreifen können und zog sich angesichts des Sieges der Vorbeißer-Gruppe zurück.
„Folgen wir ihnen?" fragte Usilfe Eth, während sie sich eine Wunde am linken Bein verband.
„Sie würden sich nur weiter zurückziehen", entgegnete Yesevi Ath schwer atmend. „Wenn sie uns dagegen in weitem Abstand verfolgen, können wir sie vielleicht so manipulieren, daß sie mit einer weiteren Konkurrenzgruppe zusammengeraten und sich gegenseitig dezimieren."
„Du bist sehr klug", stellte Usilfe Eth fest.
Yesevi Ath erwiderte nichts darauf. Die ungezügelte Wildheit des Kampfes hatte ihn so erregt, daß er plötzlich die Vision eines gigantischen Kampfes hatte, eines Kampfes mit unvorstellbaren Mitteln.
Mit einemmal hatte er keine Geduld mehr.
„Laßt sie liegen!" rief er seinen Leuten zu, die sich um die Toten kümmerten. „Wir müssen uns beeilen, denn wahrhaft große Aufgaben erwarten uns!"
6.
Das Ende der Passage durch die Schwarze Barriere war bereits zu sehen, als Yesevi Ath ein gräßliches Mahlen und Knacken hörte.
Im nächsten Augenblick stürzte er und hatte das Gefühl, auf einem gigantischen Rüttelsieb zu liegen, das den Schotter, der die Verwerfung größtenteils ausfüllte, hin und her schüttelte. Während er haltlos herumrollte, sah er, wie sich die rechte Wand der Spalte allmählich hob.
Da erst begriff er, was geschah.
Verzweifelt versuchte er, auf die Füße zu kommen. Inzwischen glaubte er selbst daran, daß er ein Auserwählter war, und er hielt es für einen ungeheuren Verlust, wenn ausgerechnet er von den Schottermassen begraben werden sollte.
Endlich kam er auf die Füße, aber nicht, weil die Verzweiflung ihm Flügel verliehen hätte, sondern weil die Horizontalverwerfung plötzlich zum Stillstand gekommen war.
Yesevi Ath sah zurück. Erleichtert stellte er fest, daß der größte Teil seiner Gruppe nicht in die Schottermassen geschüttelt worden war und sich bereits wieder erhob. Erleichtert deshalb, weil er ahnte, daß er eine zahlenmäßig starke Gruppe brauchen würde, um eventuell andere, gleichzeitig am Hay Hayyat eintreffende Gruppen, zu verdrängen.
„Vorwärts!" rief er. „Lauft! Die Götter haben ihre Macht gezeigt, aber ihr Sohn Amtranik hat seine schützende Hand über euch gehalten, weil ich bei euch war. Erweist euch dieser Gnade würdig!"
Er selbst rannte bereits auf das Ende der Passage zu, denn er rechnete damit, daß weitere Verschiebungen erfolgen würden. Völlig außer Atem jagte er schließlich ins Freie, hinein ins Tal der Tausend Türme. Erst nachdem die Passage mehrere hundert Meter hinter ihm lag, blieb er stehen.
Usilfe Eth holte ihn kurz darauf ein. Auch sie war so ausgepumpt, daß sie kein Wort sagen konnte.
Nebeneinander warteten sie auf die übrigen Mitglieder der Gruppe. Schließlich waren sie alle um sie versammelt.
Nur eine Jägerin und ihr Kleinkind fehlten. In den Augen der Lebenden flackerte Entsetzen über die knapp überstandene Gefahr. Aber Yesevi Ath erkannte in den Blicken, die ihm zugeworfen wurden, auch ehrfürchtiges Staunen und grenzenloses Vertrauen.
Er beschloß, diese Emotionen noch zu verstärken.
„Ihr alle seid durch mich mit auserwählt!" rief er ihnen zu. „Wir sind unbesiegbar!"
Mit heiseren, bellenden Schreien jubelten sie ihm zu, dann folgten sie
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