0979 - Die Schlacht von London
stieg er mit Arsenius in die Keller, in denen sich die Kolonie der Immunen drängte.
»Du hast die Gefahr mit eigenen Augen gesehen«, sagte Arsenius, nachdem sie sich in einen stillen Winkel zurückgezogen hatten. »Und jetzt sollten wir darüber sprechen, was es dir wert ist, sie vielleicht besiegen zu können.«
»Das hört sich an, als hättest du einen Plan.«
»Einen Plan, ja.« Arsenius/Daniel nickte. »Aber er hat seinen Preis, und im äußersten Fall könnte er dich das kosten, was nichts und niemand zu ersetzen vermag.«
Nicole?, dachte Zamorra. Laut sagte er: »Das Amulett?«
»Das Amulett«, bestätigte Arsenius.
»Erklär es mir genauer. Was hast du vor? Aber erinnere dich: Das Amulett ist schon einmal gescheitert. Ich hoffe nicht, dass du das vergessen hast.«
»Wie könnte ich das vergessen? Du kamst damals fast zu Tode. Und genau das hat mich auf die Idee gebracht, die ich dir jetzt unterbreiten werde. Höre genau zu…«
Arsenius breitete seinen Plan vor ihm aus.
Und Zamorra erkannte sofort die Schwachstelle, an der er scheitern musste.
11.
Gegenwart
Bring sie hinaus. Bring sie hinaus. Hier drinnen ist nicht der rechte Ort. Sie muss Wurzeln schlagen. Wurzeln schlagen…
Das Stimmchen war nicht abzustellen.
Carrie schaffte es jedoch, es in einen fernen Winkel ihrer Wahrnehmung zu verbannen, wo es zetern und rumoren konnte, bis es buchstäblich schwarz wurde.
Carrie seufzte. Sie hielt weiter Wache neben der armen Frau, die auf so absonderliche Weise hierher gelangt war. Als hätte sie die gleiche Fähigkeit, die Carrie an sich entdeckt hatte - nur, dass die Erwachsene sie nicht bewusst einsetzen konnte. Dafür wuchsen aus ihr Blumen, die genauso aussahen wie Carries verbrannte Freunde, nur kleiner, viel kleiner.
Carrie spürte, dass dem ein Zauber innewohnte, aber statt sich darüber zu freuen, wie sie sich früher über die Blumen mit den schwarzen Blüten gefreut hatte, bereitete der Anblick ihr nun Unbehagen.
Und Sorge.
Beinahe… Furcht.
Sie fühlte sich nicht mehr hingezogen zu den Gewächsen, sondern sah in ihnen das, was sie wohl auch waren: eine Gefahr.
Zumindest für Nicole.
Seit sie den Namen der Frau kannte, fühlte sich Carrie ihr noch mehr verpflichtet.
Wenn ich dir nur helfen könnte.
Der bloße Gedanke löste einen Sturm der Entrüstung in ihr aus. Carrie dämmte die Stimme fast mühelos ein, bis sie kaum mehr zu hören war.
Es fiel ihr immer leichter, sich gegen sie aufzulehnen. Dadurch fühlte sie sich freier. Befreit.
Nicole öffnete die Augen und sah zu ihr hoch. Sie wirkte froh, als sie Carrie bei sich bemerkte.
»Du bist wach«, sagte das Mädchen.
»Ich habe… nicht… geschlafen.«
»Ich dachte.«
»Bin nur… müde. Unendlich… müde.«
Sie tastete nach Carries Hand und umschloss sie. Nicoles Finger waren so kalt, als läge sie immer noch draußen im Freien.
Plötzlich hob die Frau Carries Hand an und führte sie zu ihrem Gesicht, vor ihre Augen.
Erst in dem Moment, als Nicole es aussprach, wurde es auch Carrie bewusst: »Deine Hand! Sie ist nicht mehr schwarz.«
Carrie starrte verblüfft erst auf die Hand, die Nicole umschlossen hielt, dann auf die andere.
Beide waren nicht mehr schwarz, sondern grau, fast weiß!
Carrie löste ihre Hand behutsam aus Nicoles Griff und streifte die Ärmel ihres T-Shirts hoch. Die Aufhellung reichte bis zum Schulteransatz. Weiter ging sie nicht.
»Was bedeutet das?«, murmelte Carrie.
»Ich weiß… es nicht. Aber… es strahlt… nichts… Böses… aus.«
Ganz schwach klang Nicoles Stimme.
Nichts Böses.
Carrie wünschte, das wäre wahr. Unbewusst ahnte sie schon länger, woher ihre Abneigung gegen das Stimmchen in ihr kam, aber allmählich setzte sie sich auch damit auseinander.
Das Stimmchen war mit der Veränderung ihrer Haut verbunden.
Und die Veränderung ging auf die schwarze Blüte zurück, die Teil der verschwundenen Blumen gewesen war.
Regenbogenblumen nannte Nicole sie, obwohl sie im Garten des Cottages und jetzt als Miniaturen an der Frau keinerlei Ähnlichkeit mit einem Regenbogen hatten.
Doch Carrie war an Orten gewesen, wo sie ihrem Namen Ehre machten.
Sie hatte diese Orte besucht, als sie ihre Fähigkeit erprobte.
Sie wünschte, Nicoles Blumen hätten auch in all den schönen Farben geblüht.
Aber das konnten sie nicht.
Weil sie böse waren.
Sie taten Nicole nicht gut, benutzten sie nur als Nährboden und würden sie, daran hegte Carrie nicht den leisesten Zweifel, in gar
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