098 - Der Kerkermeister
Helme, die eigenwillig verziert waren.
Ich beobachtete zum erstenmal die Wirksamkeit der japanischen Schwerter. Sie waren scharf wie Rasiermesser.
Zwei Portugiesen stürmten auf einen Piraten zu. Beide waren mit Entermessern bewaffnet.
Nie zuvor hatte ich gesehen, daß sich ein Mensch so rasch bewegen konnte. Der Pirat sprang wie ein Wirbelwind umher.
Mir wurde bewußt daß die Besatzung der Lugo trotz Ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit keine Chance gegen diese erfahrenen Samurai-Kämpfer hatte.
Ich riß meine Pistole heraus. Jeder Schuß war kostbar. Die Pistolen hatte ich in Nürnberg gekauft.
Es waren äußerst wirksame Waffen. Da sie mit zwei Schlössern ausgestattet waren, konnte man aus einem Lauf zwei Ladungen abfeuern. Ein Pirat stürmte auf mich zu. Ich hob die Pistole, wartete, bis er sich auf drei Schritte genähert hatte, und drückte ab. Der Pirat fiel tot zu Boden. Ich hatte ihn genau über der Nasenwurzel getroffen.
Rings um mich tobte der Kampf. Die Seeleute wehrten sich verzweifelt, doch mit ihren Enternmessern, Dolchen und Degen konnten sie nicht viel ausrichten. Die Waffen prallten wirkungslos von den Rüstungen der Piraten ab.
Ich schoß noch dreimal. Zweimal hatte ich gut getroffen. Zwei tote Piraten zeugten davon. Doch ich hatte keine Zeit zum Nachladen. Zwei Piraten stürmten auf mich zu.
Ich wich einen Schritt zurück, riß ein Wurfmesser heraus und schleuderte es einem Piraten entgegen. Es prallte von der Rüstung ab.
Ich zog den Degen und wehrte einen Hieb ab. Dann einen zweiten. Den dritten Hieb überstand mein Degen nicht. Er brach einfach ab. Im letzten Augenblick konnte ich einem weiteren Hieb ausweichen. Ich taumelte, fiel zu Boden und kollerte über Deck.
Ich lag neben einem toten Piraten. Mein Blick fiel auf das Schwert, das neben ihm lag. Ohne zu zögern packte ich es, warf mich zur Seite, griff nach der Reling und sprang auf. Ich keuchte.
Schweiß rann über meine Stirn und fing sich in den Brauen.
Das Schwert lag gut in der Hand. Es war überraschend leicht, und der Griff war so lang, daß ich ihn auch mit beiden Händen hätte halten können.
Ich riß das Schwert hoch, parierte einen gewaltigen Hieb, duckte mich und schlug zu. Die Rüstung des Piraten platzte über der rechten Schulter auf. Sofort setzte ich nach und stieß zu. Er krallte sich an der Reling fest. Ein Fußtritt beförderte ihn ins Meer.
Da war der nächste Pirat heran. Fluchend wehrte ich seinen wilden Angriff ab. Er trieb mich quer über das Deck. Ich spürte, daß mein Arm steif wurde. Ich war dieser Anstrengung nicht mehr gewachsen.
Endlich kam Hilfe. Einige Portugiesen, die mit Hellebarden bewaffnet waren, stachen den Piraten nieder.
Erleichtert ließ ich das Schwert sinken und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Den Angriff der Piraten hatten wir erfolgreich abgewehrt.
Aber die Bilanz des Kampfes war erschreckend. Zehn Seeleute waren tot, und acht ziemlich schwer verletzt. Wäre es mir nicht gleich zu Beginn gelungen, drei dieser Piraten mit meinen Pistolen zu töten, wäre der Kampf vielleicht anders ausgegangen.
Der Kapitän wankte auf mich zu.
„Ich muß Euch danken, Herr!" keuchte er. „Ohne Eure Hilfe hätte es schlecht ausgesehen. Ich stehe in Eurer Schuld."
„Nichts zu danken, Kapitän", sagte ich und lächelte verzerrt. „Es ging schließlich auch um mein Leben."
Ich kümmerte mich um die Verletzten. Die Besatzung warf die toten Piraten einfach ins Meer.
Mein Respekt vor den japanischen Kriegern war gewachsen.
Müde ging ich in meine Kajüte.
Endlich erreichten wir Nagasaki.
Der Hafen war voll mit Schiffen. Überall herrschte lebhaftes Treiben. Alle Häuser sahen sich ähnlich. Die meisten waren einstöckig und weiß gestrichen. Alle hatten tief heruntergezogene und nach außen geschwungene Satteldächer.
Die Menschen waren klein, ihre Hautfarbe gelb. Männer und Frauen trugen seltsame Kleidungsstücke, die Kimonos genannt wurden.
Ich blieb an Bord, bis die Ladung gelöscht war. Mit dem Kapitän verließ ich dann das Schiff. Seine Verletzung war ausgeheilt. Er war mir so dankbar, daß er mir einen Teil des Geldes zurückgeben wollte, das er mir in Macao abgeknöpft hatte. Doch ich nahm es nicht an.
Für mich war es wichtiger, daß er mich in die Sitten und Gebräuche Japans einweihte. Dazu erklärte er sich bereit.
Wir gingen an Land. Von den neuen Eindrücken war ich überwältigt. Die Japaner schienen ständig zu lächeln. Überall waren kunstvoll angelegte
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